15.05.16 – Händlerdialog

Zur Debatte um die Plastiktüte (Teil 2)

Der Umwelt zuliebe wollen nicht nur Verbraucher, sondern vor allem auch zahlreiche Fachhändler den Verbrauch von Plastiktüten langfristig reduzieren.

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Petra Mamerow: „Langfristig wollen wir uns für ein Umweltprojekt entscheiden.“

 
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Laut Andreas Walter würde eine einheitliche, gesetzliche Regelung viele Probleme lösen.

 

Wir haben vier Inhaber deutscher Spielwarengeschäfte nach Ihrer Meinung zur (Un-)Wichtigkeit von Plastiktüten und der Sinnhaftigkeit der kürzlich beschlossenen Gebühr befragt.

Petra Mamerow (idee+spiel-Mitglied), „Spielwaren Mamerow“, Düsseldorf: „Für unsere Kunden gehörte die kostenlose Tüte, ob aus Plastik, Papier oder Stoff, zum guten Service eines Fachgeschäftes dazu. Entsprechend groß war auch die Nachfrage. Seit ‚die Tüte‘ aber in den Medien zum Thema geworden ist, verzichten die meisten Kunden darauf oder haben einen eigenen Beutel dabei. So ist der Verbrauch extrem zurückgegangen.Wer eine Tüte benötigt, bezahlt ganz selbstverständlich einen Obolus. Uns freut es, dass wir ohne Schwierigkeiten diese Umstellung zum 1. April bewältigen konnten und so alle Beteiligten mit ihrem Verhalten einen kleinen Beitrag für die Umwelt und die Zukunft unserer Kinder leisten. Das eingenommene Geld wird dieses Jahr einer sozialen Einrichtung gespendet. Langfristig wollen wir uns für ein Umweltprojekt entscheiden.Wiederverwendbare Taschen mit unserem Firmenaufdruck haben wir noch nicht, doch sind diese angedacht. Hauptsächlich besteht unsere Werbung jedoch darin, dass wir auf Wunsch die Ware als Geschenk verpacken und zufriedene Kunden durch Mund-zu-Mund-Propaganda auf uns aufmerksam machen.“

Andreas Walter (VEDES-Mitglied), „Heiges Spielwaren“, Esslingen und Kirchheim: „Das Bewusstsein für die Umweltverschmutzung durch Plastiktüten wächst beim Endverbraucher stetig, wodurch auch die Bereitschaft steigt, Tragetaschen zu vermeiden. Anfang Oktober 2015 hatten wir bereits einen Test mit einer Gebühr von 5, 10 und 15 Cent gestartet. Für das Weihnachtsgeschäft mussten wir den Versuch jedoch abbrechen, weil viele Kunden mit Unverständnis reagierten. Heute ist das Thema durch die Presse und die freiwillig verpflichteten Unternehmen wie C&A, Saturn und Karstadt beim Kunden zum Glück viel präsenter.Obwohl die Tragetasche für uns einen wichtigen Werbeträger auf der Straße darstellt und als kostenloser Kundenservice noch sehr beliebt ist, haben wir uns aus Umweltschutzgründen dazu entschieden, ab dem 1. Mai 2016 unsere zu 100 % recycelten Plastiktüten wieder zu bepreisen. Da viele Geschäfte dies nicht tun, ist das ein heikles Unterfangen, zumal das Unverständnis für Tütenpreise beim Kunden wächst, je höher der Einkaufsbon ist. Bei 199,95 € ergeben die zusätzlichen 15 Cent einen ungeschickten Verkaufspreis. Für diese Fälle werden wir auf eine freiwillige Spende für den WWF aufmerksam machen.Eine einheitliche, gesetzliche Regelung würde viele Probleme, wie z. B. Wettbewerbsnachteile, lösen und hätte den größten positiven Effekt. Bis dahin heißt es abwarten, wie der Kunde reagiert und ob er die Gebühr annimmt.“

Lesen Sie hier Teil 1 sowie für weitere Informationen „Gebühren für Plastiktüten“ und „Vereinbarung unterschrieben“.