14.01.19

Der POS muss digital werden

An der Digitalisierung führt im Handel kein Weg mehr vorbei. Jedoch geht sie in Deutschland schleppend voran – der US-Handel ist da schon einen großen Schritt weiter. Diese Meinung vertritt zumindest Sebastian Bomm, Mitgeschäftsführer der E-Commerce-Agentur Kommerz.

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Welcher Artikel erhielt gute Bewertungen? Mit Schildern lässt sich eine Methode aus dem Online-Handel aufgreifen. © Kommerz GmbH

 
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Click & Collect ist vielerorts ein beliebter Service. © Kommerz GmbH

 

Viele deutsche Händler betrachten das Internet immer noch als Feind – doch der Kunde erwartet, auf allen Kanälen kaufen zu können. Die Herausforderung liegt also darin, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, um dem Kunden auf der Fläche und im Internet das bestmögliche Einkaufserlebnis zu bieten. Den Kollegen aus den USA gelingt das Sebastian Bomm zufolge schon recht gut. Auf einer Reise durch die Vereinigten Staaten hat er fünf Trends bei der Digitalisierung am POS identifziert. Sie haben eines gemein: Die ausführenden Händler machen sich über die Wünsche und Vorlieben ihrer Kunden Gedanken und setzen diese dann um. So wird die Digitalisierung zur Chance – und nicht zur Gefahr.

Kommen diese Trends auch in Deutschland an?

39 % der Einzelhandelsunternehmen planen jedenfalls in den kommenden zwei Jahren Digitalisierungsmaßnahmen – das ergab eine Unternehmensbefragung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) über die der Handelsverband Deutschland (HDE) berichtet. Hauptgründe für diese Pläne sind die Anforderungen der Kunden, die digitalen Produkte und Dienstleistungen fordern (41 %), und der Wettbewerbsdruck am Markt (45 %). Aber: Kredite für Investitionen in die Digitalisierung zu erhalten ist schwieriger als für andere Investitionen wie z. B. für Maschinen und Anlagen: Die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen den Kreditzugang als „schwierig“ oder „sehr schwierig“ bezeichnen, liegt bei 13,7 % und damit zwei Drittel höher als bei Krediten für andere Investitionen.

Neue Herausforderungen

Außerdem stellt es Händler natürlich vor Herausforderungen, wenn sie digitaler Helfer einführen möchten: Es gilt, die geeignete Technologie zu finden und zudem begrenzte personelle und finanzielle Ressourcen sowie mangelndes Know-how bei der Umsetzung zu überwinden. Eine Orientierungshilfe ist hierbei der Leitfaden „Schritt für Schritt zum digitalen Point of Sale“ der Mittelstand 4.0-Agentur Handel. Er konzentriert sich in erster Linie auf digitale Plakate, Tablets und intelligente Regale. Den Implementierungsprozess spielt er exemplarisch von A bis Z durch, zudem liefert er Praxisbeispiele.

 

Fünf Trends bei der Digitalisierung am POS

 – Costumer Experience schlägt Umsatz

Wer den Erfolg seiner Filialen als Umsatz pro m² berechnet, ist in den Augen führender US-Händler und Brands von gestern. Stattdessen stehen Inszenierung und Einkaufserlebnis mit digitaler Unterstützung im Mittelpunkt.

– Mehr Flächenfrequenz durch Service

Wenn immer weniger Kunden kommen, muss man die Verbraucher eben mit ergänzenden Services in den Laden locken. Die Idee gibt es zwar auch in Deutschland, in den USA setzt man sie jedoch reizvoller um. Als Beispiel nennt Bomm Urban Outfitters in New York, wo zwischen der Mode ein cool gestaltetes Café und ein Friseurladen zu finden sind. Die Belohnung: mehr Leute auf der Fläche und hohe Click & Collect-Zahlen.

– Filialen übernehmen die Costumer Experience aus dem Web

Früher mühten sich Online-Shops, das Einkaufserlebnis aus dem stationären Handel nachzubilden – heute ist es umgekehrt. Geschäfte, die „Produkte, die Ihnen ebenfalls gefallen könnten“, empfehlen oder zu jedem Kleidungsstück ein Foto zeigen, wie es getragen aussehen könnte, greifen auf beliebte Methoden aus dem Online-Handel zurück.

– Die Kasse muss weg

Mitarbeiter, die über Rechner, Tablets oder Smartphone abkassieren und den Kassenzettel dann auf Wunsch per Mail verschicken? In den USA keine Seltenheit. Das erspart den Einkäufern Wartezeit, während der Händler wertvolle Kundendaten sammelt.

– Mobile ist Pflicht

Ob das Smartphone der Kunden oder Store-Mitarbeiter mit Tablets – mobile Endgeräte unterstützen die Beratung und verbessern die Costumer Experience von US-Kunden nahezu überall.