24.06.20 – BBE Händler-Umfrage
Handel moniert Mehrwertsteuer-Senkung
Fast 80 % der befragten Einzelhändler sehen die temporäre Senkung der Mehrwertsteuer äußerst kritisch. Das geht aus einer Erhebung der BBE Handelsberatung hervor.
Die zum 1. Juli in Kraft tretende Mehrwertsteuersenkung ist ein Kernelement des zweiten Corona-Steuerhilfegesetzes. Händlern und Verbrauchern soll mit der Steuererleichterung dringend benötigte Liquidität für den Konsum gegeben werden. Hierfür wird der reguläre Mehrwertsteuersatz temporär von 19 % auf 16 % und der verminderte Satz von 7 % auf 5 % reduziert werden.
An der Regelung scheiden sich die Geister: Während die einen noch darüber streiten, ob die Maßnahme ihren Zweck erfüllt und die Kunden in der zweiten Jahreshälfte wieder in die Läden zieht, bezweifelt die andere Seite, dass der finanziell klamme Handel die Einsparungen auch wirklich an die Verbraucher weiterreichen wird.
Offen bleibt zudem die Frage, ob und wie einfach und schnell das überraschend verkündete Gesetz so kurzfristig von den Unternehmen umgesetzt werden kann. Eine Frage, mit der auch die Münchner Handelsberatung BBE seit Tagen konfrontiert wird. Unter der Leitfrage „Wie sieht der Handel den Sinn und Zweck der sinkenden Mehrwertsteuer?“ führte das Unternehmen deshalb eine Erhebung unter knapp 300 stationären Einzelhändlern aus verschiedenen Branchen durch.
Die Ergebnisse der Umfrage
Der pauschale Vorwurf, die Unternehmen würden die Steuersenkung lieber in die eigene Tasche stecken, trifft demnach nur einen kleinen Teil der Händler. Insgesamt gaben 59 % der befragten Unternehmen an, die Erleichterung entweder vollumfänglich oder teilweise an ihre Kunden weiterzugeben. Etwa 19,5 % der Unternehmen wollen das Geschenk vom Finanzamt lieber für sich behalten, rund 21,5 % sind sich in der Frage noch unsicher.
Hoher Aufwand bei der Umsetzung
An der Mehrwertsteuersenkung wird oft kritisiert, dass sie nur temporär sei und die längerfristigen Probleme des Handels nicht lösen könne. BBE bat die befragten Händler deshalb auch, das Aufwand-Nutzen-Verhältnis der befristeten Maßnahme für ihre Branche bewerten. Hier zeigt sich, dass fast 70 % den verbundenen Mehraufwand durch die Steuersenkung für nicht verhältnismäßig hält. Beklagt wird insbesondere die notwendige Umstellung der Kassensysteme, der buchhalterische Mehraufwand und die mit der neuen Preisauszeichnung einhergehende Aufklärungsarbeit beim Kunden. Daher wollen laut Umfrage auch nur 50 % der Händler ihre Kunden gezielt über die Mehrwertsteuersenkung zu informieren.
Auf die Frage, ob sie die Mehrwertsteuersenkung für sinnvoll erachten, beantworteten 79,4 % der Befragten denn auch mit einem klaren Nein.