08.01.24 – Fachgeschäft des Monats

„Puppenstube“, Friedberg

Um den Onlineriesen Paroli zu bieten, setzt Timm Günther, Inhaber der „Puppenstube“ im hessischen Friedberg, auf zuvorkommende Beratung und ein ausgewähltes Sortiment, bei dem Bio-Spielzeug deutscher Hersteller eine große Rolle spielt. Laufkundschaft zieht er mithilfe regelmäßig wechselnder Schaufenster-Dekoration in sein Geschäft.

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Das Schaufenster der „Puppenstube“ wird etwa einmal im Monat neu dekoriert. © Puppenstube

 
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Inhaber Timm Günther kommt ursprünglich aus der Versicherungsbranche. © Puppenstube

 
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Die „Puppenstube“ im hessischen Friedberg ist zum größten Teil nach Alter aufgeteilt. Gerade der Baby-Bereich bis hin zu einem Alter von drei Jahren ist klar sortiert. Es gibt aber auch Themenbereiche wie z. B. alles rund um die Themen Kaufladen, Puppenhaus oder Basteln. Im Sortiment findet sich Großteils Holzspielzeug von Herstellern, die noch in Deutschland produzieren. Außerdem wird viel Wert auf Bio-Spielzeug gelegt und es werden auch Produkte von kleineren Manufakturen verkauft. Zu den Lieferanten zählen u. a. Fagus, Ostheimer, Grimms, Nanchen-Natur, Haba und Ravensburger.

Saisonale Themen spielen nur am Rande eine Rolle. „Karneval und Halloween sind bei uns gar kein Thema, der Schulanfang hingegen schon. Ansonsten arbeiten wir natürlich sehr gerne auf Ostern und Weihnachten hin“, erzählt Inhaber Timm Günther, der ursprünglich bei einer großen deutschen Krankenkasse angestellt war. „Diese hat ihre Standorte zentralisiert und im Zuge dessen bin ich mit einer Abfindung gegangen“, blickt er zurück. Nur interessehalber hat er danach in einer IHK-Börse für Unternehmensnachfolgen nach Angeboten geschaut und wurde auf ein Inserat aufmerksam: Gisela Poschmann, die die „Puppenstube“ im März 1988 gründete und seitdem führte, suchte altersbedingt nach einem Nachfolger. Nach einigen Besuchen und Schnuppertagen hat Timm Günther das Geschäft schließlich 2016 übernommen. Eine seiner ersten Amtshandlungen war es, eine Website zu erstellen und verschiedene soziale Medien einzubinden. 2020 kam dann noch ein Webshop hinzu.

Puppenklinik

Frau Poschmann blieb der „Puppenstube“ glücklicherweise bis heute erhalten. Sie führt die bewährte Puppenklinik weiter. Im Rahmen dieses Angebots haben Kunden die Möglichkeit Puppen und Plüschtiere professionell reparieren oder aufarbeiten zu lassen. Dieser Service wird gerne und überregional genutzt. Eine Neuerung seit diesem Jahr ist die stetig wachsende Ecke für gebrauchte Spielwaren in einem klar abgetrennten Bereich des Ladengeschäfts. Timm Günther kommt hiermit der wachsenden Nachfrage nach gebrauchten Spielwaren und dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit nach.

Großes Einzugsgebiet und keine Konkurrenz

„Die Puppenstube“ ist rund 65 m² groß. Sie liegt direkt an der Haupteinkaufsstraße in der Wetterauer Kreisstadt Friedberg und wird gut von Laufkundschaft frequentiert. Auch deshalb wird das Schaufenster etwa einmal im Monat neu gestaltet. Darum kümmert sich Timm Günthers Kollegin, die eine Ausbildung in der Deko-Branche gemacht hat. Parkplätze gibt es in der Nähe wenig, dafür ist es nicht weit in die Kurstadt Bad Nauheim, von wo aus auch einige Kunden kommen. „Da wir überwiegend hochwertige Holzspielwaren verkaufen, die es nicht überall gibt, ist das Einzugsgebiet schon sehr groß“, erzählt Timm Günther. Zu einem zweiten Spielwarengeschäft in der Stadt besteht ein gutes Verhältnis. „Wir ergänzen uns sehr gut im Sortiment und sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern bieten ein breites Sortiment an Spielwaren an“, erzählt Timm Günther, der sich keinem Verband angeschlossen hat, sondern eigenständig arbeitet.

Ein paarmal pro Jahr gibt es besondere Aktionen wie z. B. das Glücksrad, bei dem Kunden sich Rabatte erdrehen können, professionelle Fotoshootings für Kinder und Familien oder Kinderschminken. Außerdem können die Kunden Geburtstagskisten zusammenstellen, Waren online reservieren und im Geschäft abholen oder sich noch am gleichen Tag liefern lassen.

Die Zusammenarbeit mit den Herstellern läuft in der Regel gut. Zu den Top-Lieferanten gehören Margarethe Ostheimer, Grimms, Steiff, Goki und Djeco. „Für unseren kleinen Laden ohne Verbandsanschluss ist das Einkaufen manchmal etwas schwierig“, erzählt Timm Günther. Oft müsse er bestimmte Mindestbestellwerte einhalten oder mehr bestellen, um Kundenwünsche erfüllen zu können. Das führe dann häufig zu einem großen finanziellen Auftragsvolumen. Zudem seien die unterschiedlichen Lieferzeiten der Hersteller ein Problem. „Mal kommt die Ware innerhalb weniger Tage, beim nächsten Mal dauert es plötzlich zwei Wochen. Das ist für die Kommunikation mit dem Kunden schwierig, wenn man was verspricht und es nicht halten kann“, sagt der Inhaber, der in der Konkurrenz zu reinen Onlinehändlern aktuell die größten Herausforderungen für die Branche sieht. „Wenn Amazon die Produkte teilweise nah an meinem Einkaufspreis anbieten kann, ist es schwierig, dem Kunden den Vorteil einer guten Beratung für den doppelten Preis zu erklären“, findet er.

Gute Beratung und Persönlichkeit

Trotzdem ist die Beratung ein Grundpfeiler seiner Philosophie. Im Ladengeschäft arbeitet das Team immer freundlich und zuvorkommend. Werden Waren über den Onlineshop verschickt, legt „Die Puppenstube“ immer ein kleines Geschenk und eine persönliche Nachricht dazu, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Social Media spielt auch eine Rolle. Allerdings weniger zum direkten Verkauf, sondern eher, um Neuheiten vorzustellen oder auf besondere Aktionen hinzuweisen.

Stichwort Neuheiten: Darüber lässt sich Timm Günther überwiegend von Vertretern informieren oder zieht Inspiration aus den Katalogen der Hersteller. Auch Recherchen auf Online-Marktplätzen setzt er ein. „Zudem gehen wir natürlich auf die Spielwarenmesse in Nürnberg, um uns über neue Firmen oder neue Produkte zu informieren. Weitere Messen besuchen wir nicht“, erzählt er.