21.08.15 – Fachgeschäft des Monats August 2015

Spielzeugwiese – Klarer Fokus auf Spezialisierung

Ein kleines Juwel ganz besonderer Art befindet sich in der Würzburger Innenstadt: Christel Wolfinger betreibt dort gemeinsam mit ihren Töchtern Sabine und Simone das traditionsreiche Fachgeschäft „Spielzeugwiese". Das engagierte Frauenteam lebt seine Berufung als Fachhändlerinnen und setzt auf eine hohe empathische Beratung.

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Christel Wolfinger (links) und Tochter Sabine (rechts) standen Marion Luff, Redakteurin „das spielzeug“, Rede und Antwort.

 
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Die „Spielzeugwiese“ befindet sich in Würzburg in stark frequentierter Lage.

 
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Das von außen eher unscheinbare Geschäft in der vielbefahrenen Juliuspromenade ist ein Kundenmagnet ganz besonderer Art: Hier betreibt Inhaberin Christel Wolfinger seit fast 40 Jahren auf rund 100 m2 ein Spielwarenfachgeschäft, das diese Bezeichnung voll und ganz verdient. Man kennt die engagierte Geschäftsfrau und ihre beiden Töchter in der unterfränkischen Weinstadt, die mit knapp 150 000 Einwohner auch zu einem beliebten Touristenmagnet geworden ist.

Im Laufe der Jahrzehnte ist die „Spielzeugwiese“ eine bewährte und beliebte Anlaufstelle geworden, wenn Eltern und Großeltern pädagogisch sinnvolles Spielzeug für den Nachwuchs suchen. Als sehr praktisch hat sich dabei die Tatsache erwiesen, dass sich gleich im Nachbarhaus ein Kinderarzt befindet. Um sich die Wartezeit auf einen Termin zu verkürzen oder aber als Belohnung für tapfer überstandene medizinische Untersuchungen nutzen zahlreiche Kinder das Spielzeuggeschäft, um sich dort umzusehen oder etwas zu kaufen. Und so erfreut sich das Geschäft einer großen Anzahl an treuen Stammkunden, die immer wieder den Weg zu Familie Wolfinger finden – und das teilweise über Generationen hinweg.

„Wir fühlen uns gerade in der heutigen Zeit stärker denn je in unserer individuellen Ausrichtung bestätigt“, erläutert Christel Wolfinger. Denn aufgrund der Tatsache, dass der Konkurrenzdruck durch die Großflächenanbieter und Filialisten, wie beispielsweise Kaufhof und Müller, zunimmt, versuche man sein Profil noch deutlicher zu schärfen, als dies in der Vergangenheit ohnehin der Fall war. „Wir bieten grundsätzlich nur Qualitätsware von hochwertigen und kleinen Herstellern an, denn deren Portfolio setzt sich von einer vergleichbaren Massenware, wie man sie überall bekommt, deutlich ab“, betont in diesem Zusammenhang Tochter Sabine Wolfinger, die als Geschäftsführerin im Familienbetrieb tätig ist.

„Auf dieses Weise möchten wir unsere Kunden liebevoll durch unsere Schwerpunktsortimente begleiten.“

Die 49-jährige Bankkauffrau hat ebenso wie ihre Mutter klare Vorstellungen, wenn es um die Zusammensetzung des Sortimentes geht: „Uns ist ein freundliches Ambiente mit einer hochwertigen Präsentation wichtig. Auf diese Weise möchten wir unsere Kunden liebevoll durch unsere Schwerpunktsortimente begleiten.“

Anpassung an die Wünsche der Kunden

Seit diese Anfang Mai umstrukturiert wurden, wird diese Einstellung gleich bei Betreten des „Idee+Spiel“-Ladens deutlich. So zieht der neue Haba-Shop durch seine hochwertigen und farbenfrohen Artikel und eine themenbezogene Präsentation das Augenmerk auf sich – ein geschicktes Händchen im Umgang damit beweist Tochter Simone Wolfinger-Öhrlein, die sich mit großer Leidenschaft und Hingabe um die Dekoration des Geschäftes kümmert.

„Damit der Kunden im Geschäft verweilt, eine Puppe in die Hand nimmt oder sich für ein Holz-Auto interessiert, ist es enorm wichtig, dass er sich von der Ware verzaubern lässt – ein Paradebeispiel ist hier sicherlich unser Haba-Shop“, führt die Mutter zweier Kinder aus. Aus diesem Grund widmet sie sich der im dreiwöchigen Turnus wechselnden Schaufenster-Gestaltung ebenfalls mit großer Hingabe. Gerne greift das Team dabei auch auf die fachmännische Erfahrung von Jan Piet van der Hook zurück, der zweimal im Jahr im Auftrag von Lego für spannende Kaufanreize sorgt.

Abgrenzung vom Wettbewerb

Grundsätzlich befinden sich ausschließlich Produkte von namhaften Herstellern in dem begrenzten Ladenraum, der trotz seiner geringen Fläche nicht beengt wirkt. Ein heller Boden und eine geschickte Warenpräsentation sowie eine angenehmen Ausleuchtung bewirken diesen Effekt. Bekannte Marken, wie z. B. Lego, Käthe Kruse und Götz sowie Hape bilden wichtige Eckpfeiler des Sortimentes – ihnen sind komplette Regalreihen gewidmet. Zukünftig wird es auch noch eigene Präsentationssysteme von Sigikid und Käthe Kruse geben. „Der inhabergeführte Fachhandel kann sich im täglichen Wettbewerb nur durch Spezialisierung profilieren“, begründet Schwester Sabine die Strategie.

Dieser Gedanke bestimmte auch den aktuellen Umbau, der den bewussten Verzicht auf einige bekannte Lieferanten mit sich brachte. So führt die „Spielzeugwiese“ jetzt keine Playmobil-Produkte mehr und nur noch ein sehr begrenztes Ravensburger-Sortiment, da der Endverbraucher dieses zur Genüge bei den Mitbewerbern bzw. auch über deren eigene Internetshops erhalten würde. „Uns ist eine faire und kollegiale Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten auf Augenhöhe sehr wichtig“, drückt die Senior-Chefin ihr Unbehagen in diesem Zusammenhang aus.

Den nun freigewordenen Raum nutzt man jetzt für die Pflege von Sortimenten, die sich vom Angebot der Filialisten deutlich abgrenzen und nicht in deren wöchentlichen Sonderangeboten erscheinen. Dazu gehören beispielsweise Produkte, mit denen man den Nachwuchs bei logopädischen oder ergotherapeutischen Behandlungen unterstützen kann.

Sorgfältige und stimmige Sortimente

Grundsätzlich achtet das Frauenteam bei der Sortimentszusammenstellung auf eine hohe Qualität und den vorhandenen pädagogischen Spielwert und -spaß. Darüber hinaus muss natürlich das Preis-Leistungsverhältnis stimmen. Insgesamt liegt der Schwerpunkt im Baby- und Kleinkindbereich, daneben spricht man die Zielgruppe bis etwa zehn Jahren an. Um hier das passende Angebot zu finden, schätzen die Geschäftsfrauen vor allem die Tipps, die sie von ihren Handelsvertretern bei deren regelmäßigen Besuchen bekommen. Mit diesen verbindet sie ein partnerschaftliches und vertrauensvolles Verhältnis seit vielen Jahren. Zudem lässt es sich die 69-jährige Christel Wolfinger nicht nehmen, jedes Jahr die Spielwarenmesse in Nürnberg und die Kölner Kind + Jugend sowie die Trendset in München zu besuchen.

„Warum nicht bereits die zukünftigen Eltern mit entsprechenden Produkten ansprechen?“

Hier ist die erfahrene Expertin immer auch auf der Suche nach aktuellen Trendprodukten, die mehr Frequenz in den Laden bringen und das Sortiment sinnvoll abrunden. Vor allem der Kreativ-Bereich erfreut sich derzeit einer verstärkten Nachfrage und so werden sowohl Jungen als auch Mädchen in der „Spielzeugwiese“ mit aktuellen Bastelangeboten fündig. Derzeit hat man beispielsweise großen Erfolg mit den „Pixeltaschen“ und der „intelligenten“ Knete. Zudem achten die Geschäftsfrauen auf Sortimente, die ein individuelles Alleinstellungsmerkmal mit sich bringen – dazu zählen momentan vor allem „Bastelsets“ von Djeco und Lampen von Cloud B.

Darüber hinaus ist das engagierte Team bestrebt, mit neuen Ideen auch weitere Zielgruppen zu erschließen: „Warum nicht bereits die zukünftigen Eltern mit entsprechenden Produkten ansprechen?“, überlegt Sabine Wolfinger. Da sich ihrer Erfahrung nach die durchschnittliche Dauer, bis zu welchem Alter Kinder spielen, in den letzten Jahren deutlich verkürzt habe, müsse man seine Kunden immer früher abholen. Und so wollen sich die Händlerinnen auf der kommenden Trendset über interessante und vielversprechende Zusatzsortimente informieren, mit denen sie dieses Ziel erreichen können. So könnte man die werdenden Mütter mit Wohlfühl- und Pflegeprodukten ansprechen. Auf diese Weise spreche man zukünftige Kunden an, die dann über viele Jahre an das Fachgeschäft gebunden werden können. Zudem überlege man, zusätzlich Dekorationsartikel für das Kinderzimmer, wie z.B. Garderoben von Haba, zu präsentieren und damit das Sortiment sinnvoll zu erweitern.

Aufgaben des Fachhandels

Mit dieser getroffenen Vorauswahl wollen die Würzburger Händlerinnen ihren Kunden die Kaufentscheidung erleichtern. Daneben punkten die Wolfingers vor allem mit ihrer hohen Beratungskompetenz, die sie freundlich und unaufdringlich an den Tag legen. Uns so gehen die Händlerinnen auf jeden Kunden gleichermaßen empathisch ein und bemühen sich, jeder Anfrage und jedem Wunsch nach Möglichkeit entgegenzukommen. Damit dies möglich ist, informieren sie sich vorab über jeden Artikel, den sie in ihrem Spielzeuggeschäft vorrätig haben, so dass sie stets kompetente Auskunft geben können – egal, ob es die Frage nach dem Inhalt einer Bastelpackung oder dem Beleuchtungsmittel einer Einschlafhilfe ist. „Das erwarten unsere Kunden von uns, sonst könnten sie ja bei den Filialisten oder im Internet einkaufen“, unterstreicht Sabine Wolfinger ihre Intention.

Aufgrund dessen spielt dann schließlich auch der Preis kaum noch eine Rolle – auf die regelmäßigen Sonderangebote und Rabattaktionen der Mitbewerber reagieren die Händlerinnen jedoch durchaus. „Sollte ein Kunde uns ansprechen, dass er diesen und jenen Artikel dort derzeit günstiger erhält, dann gewähren wir ihm ebenfalls diesen Preis. Schließlich wollen wir ihn ja wieder bei uns begrüßen“, begründet Sabine Wolfinger. Schließlich entscheide über die Kundentreue nicht nur eine ansprechende Präsentation oder eine qualifizierte Beratung, sondern letzten Endes das Gesamtpaket.

Die Politikerin im Einzelhandel

Damit der inhabergeführte Fachhandel auch in Zukunft noch eine Chance hat, engagiert sich Sabine Wolfinger seit einigen Jahren auf kommunal-politischer Ebene. So gehört die Geschäftsfrau dem Würzburger CSU-Stadtrat an und bringt ihre beruflichen Erfahrungen in verschiedenen Gremien aktiv ein. „Ich wehre mich beispielsweise entschieden gegen den Ausbau der Innenstadtrelevanten Sortimente auf der Grünen Wiese, denn dies stellt für die Würzburger Fachgeschäfte eine ernstzunehmende Existenzbedrohung dar und führt zu einer Verödung unserer schönen Innenstadt“, führt die Politikerin energisch aus, welcher die Entwicklung speziell das Fachhandels Sorgen bereitet.

„Wir als traditioneller, gut eingeführter Familienbetrieb können unsere Augen nicht vor der zunehmenden Konkurrenz verschließen“, weiß sie. Und so stehen als nächste Schritte die Umsetzung einer eigenen „Spielzeugwiese“-Homepage und ein eigener Facebook-Auftritt an, damit man auch über dieses Medium weitere Kundenkreise erschließt. Zudem sorgen Marketingaktivitäten bei einem regionalen TV-Sender und dem ortsansässigen Radiosender für weitere Publicity. Für große Aufmerksamkeit soll dann schließlich der 40. Geburtstag der „Spielzeugwiese“ im April 2016 sorgen: Hier laufen bereits die Planungen, um diesen Anlass gebührend zu feiern.

 

Spielzeugwiese, Würzburg

Gegründet: 1.4.1976

Inhabern: Christel Wolfinger

Geschäftsführerin: Sabine Wolfinger

Verkaufsfläche:  100 m2

Mitarbeiter: 2 Teilzeitkräfte

Sortiment:  Markenprodukte

Besonderheit: hohe Beratungsqualität