04.10.24 – BDKH-Trendbericht

Trends in der Krise

Der Bundesverband Deutscher Kinderausstattungs-Hersteller e.V. (BDKH) stellt in einer aktuellen Veröffentlichung fest, dass die Deutschen immer seltener Kinder haben und die Konsumlaune mäßig ist. Eine Zusammenfassung der Analyse.

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Der BDKH analysiert die Lage in der Kinderausstattungsbranche und macht aktuelle Entwicklungen aus. © stock.adobe.com/PhotographyByMK

 
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Die Geburtenzahlen sinken in den vergangenen Jahren. © kyddo

 

Auch nach Corona und infolge des anhaltenden Ukraine-Kriegs, so der BDKH, bleibt die wirtschaftliche Lage Deutschlands unsicher und beeinflusst die Geburtenentwicklung sowie das Konsumklima von Paaren und Familien. Seit 2023 würden Inflation und Preissteigerungen in allen Bereichen die Haushalte belasten. Der Industrie würden hingegen hohe Energiekosten, bürokratische Hürden, der Fachkräftemangel und die Konkurrenz aus Asien zu schaffen machen. Diese wird dem BDKH zufolge teils subventio­niert, weshalb sie ungleich billiger produzieren könne. Dazu würden in manchen Regionen immer häufiger Klimawandel-Folgen wie Starkregen und Überschwemmungen die Unternehmen beeinträchtigen. Anders als etwa Frankreich oder Spanien verharre die deutsche Wirtschaft gegenwärtig in einer Stagnation.

Die wirtschaftliche Unsicherheit habe v. a. unter kleinen und mittleren Unternehmen zu Restrukturierungsmaßnahmen und Insolvenzen geführt. Auch Hersteller von Kinderproduk­ten würden davon nicht verschont bleiben. Manches Unternehmen kündigte dem Verband zufolge an, seine Produktion trotz fragiler Lieferketten (wieder) ins außereuropäische Ausland zu verlagern. „Während der Pandemie und nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine hatten viele Hersteller überlegt, die Produktion wieder nach Europa zu holen“, berichtet Dr. Alessandro Zanini, BDKH-Vorstandsvorsitzender und Commercial General Manager Europe der Avova GmbH. „Nun scheinen die hohen Kosten erneut zu einem Umdenken zu führen.“

Die Geburtenzahlen sinken weiter

Sorgen bereiten der Branche laut BDKH auch die rückläufigen Geburtenzahlen. Sie seien in den vergangenen zwei Jahren besonders drastisch gesunken: Nach Zahlen des Verbands seien 2022 7,1 % weniger Babys als im Vorjahr geboren worden, 2023 waren es 6,2 % weniger Geburten. Nachwuchs sei für junge Paare nicht mehr die Norm, zumal die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere nach wie vor schwierig sei. Insbesondere bei Frauen führe die Ankunft eines Babys häufig zu anhaltenden beruflichen Nachteilen. Auch die ersten Zahlen des laufenden Jahres seien daher kein Grund zur Freude. „Die Geburtenrate sank allein in den Monaten Januar bis März 2024 um weitere 3,0 % im Vorjahresvergleich. Dies spiegelt sich wiederum in den Marktzahlen im Bereich Baby und Kind wider“, erläutert Carina Stäbisch, Projektmanagerin beim IFH Köln und Mitautorin des Branchenberichts Baby- und Kinderausstattung.

Die jüngsten Preissteigerungen würden auch Produkte für Kinder betreffen und das Budget der Familien belasten. Allein die Erstlingsausstattung für Babys sei zwischen den Jahren 2020 bis 2022 durchschnittlich um 4,5 % teurer geworden. Die Kosten für Kinder bis zum 2. Lebens­jahr hätten 2022 bei durchschnittlich 1122 € im Jahr gelegen. Besonders kostspielig sei die Erstlingsausstattung, für die im gleichen Jahr durchschnittlich 3494 € ausgegeben worden seien. Um über die Runden zu kommen, würden Eltern häufiger im Discounter, über Billig-Plattformen aus Fernost oder Secondhandware kaufen.

Asiatische Marktplätze wie Temu oder Shein sprechen laut BDKH mit ihren aggressiven Marketing­methoden besonders die jüngere Generation an und locken mit günstigeren Preisen und vielen Rabattaktionen. Doch billig sei nicht immer gut. „Asiatische Schnäppchen-Plattformen unterlaufen bewusst geltende Standards“, kritisiert Michael Neumann, Geschäftsführer des BDKH. Der Verband sieht hier dringenden Handlungsbedarf beim Gesetzgeber, um Konsumenten zu schützen und einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten.

Gebraucht geht auch

Der Trend zum Secondhandeinkauf schone nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt. Das sei eine gute Option, wenn Kleidung und Ausstattung für Babys und Kleinkinder nur kurze Zeit genutzt werden. Der Zugang zur Gebrauchtware sei durch diverse Online-Marktplätze zudem deutlich niederschwelliger geworden. An dieser Stelle beruft sich der BDKH auf Zahlen vom IFH Köln, wonach der Secondhandmarkt für Baby- und Kleinkinderausstattung im Jahr 2021 um 22,5 % gewachsen sei, im Jahr 2022 um weitere 6,9 %. Viele Händler würden diesem Trend bereits folgen und eigene Gebrauchtwarensortimente anbieten – sowohl stationär als auch online. Secondhand sei jedoch nicht immer sinnvoll. Daniela Ortner, Marketingchefin bei Träumeland, warnt: „Wissenschaft­liche Studien haben gezeigt, dass gebrauchte Matratzen für Babys ungesund sein können. Sie erhöhen das Risiko von Allergien und Hautproblemen und steigern das Risiko des plötzlichen Kindstodes.“

Ein weiterer Trend bei der Kinderausstattung seien Mietkonzepte, die über eigenständige Plattformen oder die Hersteller selbst angeboten würden. Mit ihnen könnten Eltern die Kosten für hochwertige und oft nur kurzzeitig genutzte Kleinkindausstattung senken oder gewünschte Produkte erst einmal testen.

Wettbewerbsvorteile durch Mehrwert

Die Erwartungen der jungen Zielgruppe, so der BDKH weiter, wandeln sich stets. Hersteller wie Händler müssten mehr denn je kundenorientiert sein und vermehrt über Influencer und Hebammen agieren, um Schwangere und frischgebackene Eltern zu erreichen. Mit neuen Konzepten wie Produktvermietung oder dem Angebot von Reparaturleistungen würde ein Mehrwert geschaffen, der Wettbewerbsvorteile bringe. 2023 erreichte der Markt für Baby- und Kinderausstattung laut dem Verband über alle Segmente hinweg ein Volumen von rund 7,7 Milliarden € und stieg damit leicht im Vorjahresvergleich. Trotz der Herausforderungen erwartet der BDKH unter Berufung auf Prognosen von IFH Köln und BBE Handelsberatung, dass der Markt in den kommenden Jahren jährlich weiter um 1 – 2 % wachsen wird. Große Wachstumssprünge erwartet man hingegen nicht.

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