16.11.23 – Fachgeschäft des Monats
Das Kinderzimmer, München
Im Herzen des Münchner Stadtteils Schwabing öffnet seit 55 Jahren „Das Kinderzimmer“ spielbegeisterten Kunden Tür und Tor. Gegründet wurde das Fachgeschäft vom Vater des heutigen Inhabers.
„‚Das Kinderzimmer‘ war von Geburt an sozusagen mein Spielplatz“, erzählt Philipp Gremmler. Gemeinsam mit seiner Schwester fungierte er in seiner Kindheit als „Testpilot“ für viele Spielwaren, die im Geschäft des Vaters angeboten wurden. Dieser gründete ursprünglich ein Planungs- und Einrichtungsbüro für Kindergärten, heilpädagogische Einrichtungen, Kinderkliniken und private Kinderzimmer. Sein Ziel war es, diese Einrichtungen mit hochwertigem Spielmaterial auszustatten, das heute zu den Spielzeugklassikern zählt. Niveauvolle Spielzeugläden, die ihre Themen pädagogisch wertvoll, edukativ, mit geschmackvoller Bildsprache und hohem Spielwert präsentieren, so seine Einschätzung, gab es in den 1960er Jahren in Europa nur eine Handvoll, darunter z. B. „Die Spielzeugschachtel“ in Wien, „Pastorini“ in Zürich oder „Speelgoed“ in Amsterdam. Diese nahm er sich zum Vorbild als er sich entschied, sein Geschäft einem breiteren Publikum zu öffnen. Sein Sohn führt dieses bis heute weiter.
Viel zu entdecken auf knapp 100 m²
„Mir war schon sehr früh klar, dass ich irgendwann diesen Laden übernehmen werden“, sagt er. Um sich darauf vorzubereiten, absolvierte er Anfang der 1980er Jahre eine dreijährige kaufmännische Ausbildung im Hotelfach in Hamburg und stieg anschließend in das väterliche Unternehmen ein. Heute wacht er über knapp 100 m² Verkaufsfläche in der allerhand verschiedene Themen untergebracht sind. So gibt es z. B. eine Ecke für die Brio Eisenbahn plus Zubehör, einen Bereich für Neugeborene bis zu einem Alter von ca. einem Jahr, einen für Kinderbücher, einen für Puzzles, Bastelsets, Farben und Stifte, einen für Plüschtiere, Kasperlefiguren und Handpuppen sowie für Kugelbahnen. Aber auch Liebhaber von Puppen kommen auf ihre Kosten und finden neben dem voll eingerichteten, großen Puppenhaus im „Das Kinderzimmer“ auch Puppenbekleidung und weiteres Zubehör. Ein hübsch dekoriertes Piratenschiff sowie eine Ritterburg gibt es auch. Neben der Kasse findet sich ein großes Utensilo mit kleinen Gags und Mitbringseln. Fans von Familien(brett-)spielen können in mehreren Regalreihen schmökern und im Eingangsbereich finden sich je nach Saison Sandspielsachen, Roller und Laufräder. Zu Fasching gibt es im „Das Kinderzimmer“ ausgewählte Kostüme für Kinder von zwei bis acht Jahren und zu Weihnachten, Ostern oder Schulanfang wird das Sortiment ebenfalls angepasst.
Hochwertiges Spielzeug und langjährige Geschäftsbeziehungen
Bei der Zusammenstellung der Warenauswahl achtet Philipp Gremmler auf Qualität, Funktion, Design und v. a. auf Spielspaß. „Die Möglichkeit zu spielen betrachte ich als großes Geschenk und ich habe das Glück, es täglich in meinem Laden tun zu dürfen“, sagt er. Dabei ist ihm besonders wichtig, dass die verwendeten Materialien giftfrei sind und nachhaltig produziert werden, „nach Möglichkeit von regionalen bzw. deutschen Herstellern, die allerdings leider immer weniger werden.“ Zu den Top-Lieferanten zählen Kösener Plüschtiere, Selecta, Fagus, Djeco und Ravensburger (Brio).
Zweimal jährlich empfängt „Das Kinderzimmer“ Außendienstmitarbeiter von Herstellern, die dann ihre Neuheiten präsentieren. Die Zusammenarbeit empfindet Philipp Gremmler als sehr gut. Zu vielen bestehen die Geschäftsbeziehungen schon seit vielen Jahren. Regelmäßig kommen außerdem Start-up-Gründer vorbei, die von der jahrelangen Erfahrung profitieren wollen und um eine Einschätzung zu Kinderspielzeug, Kinderwagen, Kinderbüchern oder Kinderspielen bitten. „Wenn wir ein Produkt gut finden, unterstützen wir diese auch gern, z. B. mit unserem großen Netzwerk“, sagt Philipp Gremmler.
Zeit für Messen
Dieses pflegt der Händler, der „Das Kinderzimmer“ gemeinsam mit einer Angestellten schmeißt, die schon seit 35 Jahren im Unternehmen ist, auch bei Messebesuchen. „Wichtigstes Event für uns ist die Nürnberger Spielwarenmesse“, sagt er. „Wir nehmen uns jedes Mal vier bis fünf Tage Zeit, um sämtliche Hersteller zu besuchen, die uns interessant erscheinen und auch bei Newcomern fündig zu werden. Und natürlich schauen wir dann auch bei unseren langjährigen Geschäftspartnern vorbei.“ Gleiches gilt für die Trendset und die Kind + Jugend.
Vielfältiges Beratungsangebot
Um sich von Mitbewerbern abzusetzen, setzt Philipp Gremmler auf seine langjährige Erfahrung und sein umfangreiches Sortiment, das aus etwa 6000 Artikel besteht, zu vielen davon kann er eine kleine Geschichte erzählen. Auch in sozialen Netzwerken ist er aktiv. „Wir haben einen Instagram- und einen Facebook-Account, bespielen beides regelmäßig und erhalten auch gute Resonanz. Allerdings fokussieren wir uns in erster Linie auf den Kundenkontakt im Tagesgeschäft, weshalb unsere Online-Aktivitäten manchmal etwas zu kurz kommen“, erzählt er. Neben einer Beratung vor Ort, können sich Kunden auch per Video-Call, WhatsApp oder Facetime melden, es gibt einen kostenlosen Verpackungsservice und auf Wunsch auch eine persönliche Lieferung im Stadtgebiet. In unregelmäßigen Abständen veranstaltet „Das Kinderzimmer“ auch Events wie den Kendama-Workshop für Kinder ab acht Jahren, der im Rahmen des Münchner Kindertags stattfindet.
Aktuelle Herausforderungen
Der digitale Wandel und die damit einhergehende grundsätzliche Veränderung des Kaufverhaltens sieht Philipp Gremmler als eines der zentralen Probleme derzeit. Es gebe immer weniger Kunden, die den stationären Handel besuchen. „Ich höre auch immer wieder, dass es zeitlich schwierig ist, bei mir im Laden vorbeizukommen“, sagt er. Auch die Kaufzurückhaltung aufgrund der Inflation spürt er. „Einige meiner Kunden erzählen mir auch, dass Kinder heutzutage zu viele Spielsachen in ihren Zimmern haben, die ihnen in kürzester Zeit langweilig werden. Hier möchte ich gern ansetzen und Familien qualitativ hochwertige und nachhaltige Produkte anbieten, bei denen der Spaß im Vordergrund steht und mit denen im Idealfall die ganze Familie gerne gemeinsam spielt und eine schöne Zeit verbringt.“