18.12.19 – Nachgefragt

Rückblick 2019, Ausblick 2020

Das Geschäftsjahr neigt sich dem Ende zu und 2020 steht vor der Tür. Welchen Herausforderungen mussten sich unsere Fachhändler im vergangenen Jahr stellen und welche Veränderungen prägen das kommende Jahr, auch im Hinblick auf die digitale Konkurrenz? Wir haben nachgefragt.

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Heike Brandt, „Spielwaren Schmied“, Wittmund © Heike Brandt

 
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Malcolm Crowson, „Crowson Spiel & Souvenir“, Eisenach © Malcolm Crowson

 
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Heike Brandt, „Spielwaren Schmied“, Wittmund:

„Unseren Laden gibt es schon seit 60 Jahren, vor neun Jahren habe ich das Ruder übernommen. Wenn ich gewusst hätte, was auf uns zukommt, hätte ich es mir damals zweimal überlegt, den Laden zu führen. Es wird von Jahr zu Jahr schwerer. Nicht nur die Online-Konkurrenz, sondern auch große Händler wie Thalia, Lidl, Aldi oder Roßmann machen uns zu schaffen. Sie bekommen von den Herstellern mehr Prozente und die Werbung umsonst, während wir um jeden Prozentpunkt kämpfen müssen. Viele Hersteller verramschen ihre Ware regelrecht. Da fühle ich mich im Stich gelassen. Wir machen viel auf Facebook und Instagram, z. B. Gewinnspiele in der Adventszeit, um auch jüngere Zielgruppen anzusprechen. Aber einfach mal 20 % Rabatt raushauen, das geht nicht. Da habe ich keine Marge mehr. Wir haben uns zur Weihnachtszeit fürs „Prozente-Würfeln" entschieden. Der Online-Shop läuft auch, aber es will alles betreut werden, der Aufwand und die bürokratischen Hürden, vor allem für das neue Datenschutz-Gesetz, sind hoch. Ich trage ja auch Verantwortung für meine Mitarbeiter. Für das neue Jahr wünsche ich mir mehr Entspannung und dass sich vor allem die Hersteller mehr um ihre Fachhändler kümmern. Wir brauchen mehr Hilfe und Anerkennung."

Malcolm Crowson, „Crowson Spiel & Souvenir“, Eisenach:

„Das Geschäftsjahr 2019 lief im großen Ganzen nicht schlecht und das, obwohl in unmittelbarer Nähe unseres Geschäftes ein Müller Drogeriemarkt mit großer Spielwarenabteilung eröffnet hat. Durch das stark zunehmende Internetgeschäft haben wir rechtzeitig damit begonnen, unser Konzept zu verändern, und wirken damit auch großer Konkurrenz entgegen. Ändern des Konzeptes heißt für uns vor allem, weg vom „Mainstream“, also „Nischen“ finden. Produkte, die nicht durch die Werbung gehen und die es nicht überall gibt. Der Kunde muss etwas Neues entdecken können. Bestand das Sortiment früher größtenteils aus z. B. Lego, Playmobil Ravensburger, Zapf usw., haben wir diese teilweise reduziert oder sind ausgewichen auf qualitativ hochwertige Produkte von Firmen wie z. B. Haba, Sigikid, Steiff oder Schildkröt, oft noch Made in Germany. Eisenach ist eine touristisch geprägte Stadt mit viel Kultur (Wartburg, J. S. Bach, Luther). Auf diese Zielgruppe haben wir auch einen Fokus gelegt mit Souvenirs, Erzgebirgischer Holzkunst oder auch Geschenkideen für Erwachsene. Vor allem der Anreiz, durch schöne Dinge einen Impuls oder Spontankauf auszulösen, trägt hier zur Umsatzsteigerung bei.

Über idee+spiel betreiben wir einen Online-Marktplatz, sodass der Kunde 24 Stunden in unserem Online-Shop einkaufen kann. Über Facebook und Instagram werben wir regelmäßig. Wir machen uns präsent, arbeiten mit der Kinderbürgermeisterin zusammen, engagieren uns auf Kulturabenden und nehmen an Stadtfesten teil. Für das kommende Geschäftsjahr wünschen wir uns weiterhin viele Kunden, vor allem Kinder, die mit großen staunenden Augen ein Spielzeuggeschäft entdecken."

Andrea Leibig, „Ars Ludi“, Speyer:

„Mein Laden ist nur 60 m² groß und wir hängen unsere Messlatte nicht zu hoch. Wir sind auch zufrieden, wenn wir im Vergleich zu den Vorjahren unser Ergebnis halten – reich wird man mit so einem kleinen Laden nicht. Ich habe das Gefühl, dass es mit der Online-Konkurrenz schon einmal schlimmer war. Seit etwa anderthalb Jahren ändert sich etwas. Viele Kunden kaufen wieder bewusster ein. Das tun sie ohnehin, wenn sie zu uns kommen. Ursprünglich waren wir ein reiner Holzspielzeugladen, jetzt gibt es bei uns neben den Holzwürmern Ostheimer und Grimms auch anderes Witziges und Sinnhaftes, wie z. B. Wobbelboards, Kinderwerkzeug und eine Kreativecke. Durch den ARS (Arbeitskreis Richtiges Spielzeug) und auf Messen finden wir viele Nischenprodukte. Große Marken wie Playmobil oder Lego haben wir nicht im Programm. Das Internet kann man nicht mehr wegdenken, man muss damit leben und sich entsprechend positionieren. Unsere Kunden schätzen die familiäre Atmosphäre und wir sprechen natürlich über den Online-Handel und seine Folgen. In Speyer liegen wir in einer B-Lage, gemeinsam mit anderen inhabergeführten Fachgeschäften. Nächstes Jahr feiern wir unser 25-jähriges Jubiläum und ich freue mich schon sehr darauf. "