19.10.15 – Nachgefragt

Von Krise keine Spur

Nach wie vor ist die Konsumbereitschaft der Deutschen sehr erfreulich, wenn es um Spielwaren für den Nachwuchs geht.

Wieland Sulzer

Empfindet die Konsumbereitschaft der Deutschen als relativ groß an: Fachhändler Wieland Sulzer.

 

Doch inwieweit bleibt das so, auch in Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft? Wir haben nachgefragt. Wieland Sulzer (Idee+Spiel-Mitglied), „Spielwaren Sulzer“, Marburg und Bad Hersfeld: „Entsprechend der allgemeinen konjunkturellen Lage ist die Konsumbereitschaft der Spielwarenkunden relativ groß. Die Krisen – von Griechenland über Flüchtlingsproblematik, Ukraine bis zum IS – beeinflussen unsere Konsumenten offensichtlich nicht. Wie in der Vergangenheit auch, sind Spielwaren relativ krisenresistent.

Die jüngsten Preissteigerungen, mit der Euro-Schwäche argumentiert, sind ein viel größerer Anlass zur Sorge. Pauschal beansprucht die Industrie immer größere Anteile an der Wertschöpfung. Die höheren Preise lassen sich nur zu einem geringen Anteil im Markt durchsetzen. Dies geht besonders zu Lasten der inhabergeführten Geschäfte. Hier muss jeder Händler selbst die erforderlichen  Gegenmaßnahmen ergreifen. Darüber hinaus sind auch die Verbundgruppen gefordert, ihre Anschlusshäuser bestmöglich zu unterstützen!

Wenn es gewünscht ist, dass der Fachhandel in nennenswerter Anzahl am Markt besteht, dann müssen seine Erträge nachhaltig gestärkt werden. Die Industrie verliert an Glaubwürdigkeit, wenn sie einerseits den Dollarkurs als Argument für Preiserhöhungen anführt, andererseits die teilweise erheblichen Reduzierungen bei Rohstoffen in die eigene Tasche einstreicht. Statt ständig um den letzten Cent zu feilschen, erachte ich es als viel erfolgreicher, gemeinsam den Konsumenten für Spielwaren zu begeistern. Hierauf werde ich auch in Zukunft verstärkt hinwirken. Prognosen zum kommenden Weihnachtsgeschäft überlasse ich denjenigen, die etwas davon verstehen.“

Weitere Stimme aus der Branche

Daniel Dorner (Vedes-Mitglied), „Spielaxie“, Dresden:  „Die Konsumfreudigkeit unserer Kunden lässt nicht zu wünschen übrig. Wir merken lediglich eine Verschiebung, was die Trendthemen anbelangt, denn nach den ‚Loom Band‘ lässt ein vergleichbarer Hype auf sich warten. Meiner Meinung nach sind die Auswirkungen, verursacht u. a. durch die Griechenlandkrise, im Moment zu jung, als dass sie unmittelbare Folgen hätten. Probleme sehe ich hingegen vor allem durch die angekündigten Preiserhöhungen auf uns zukommen, denn schließlich lassen sich bestimmte Produkte nur mit bestimmten Eckpreislagen darstellen oder aber die Spanne geht in den Keller. Unsere Kunden haben kein Verständnis für eine Preiserhöhung.

Wir können nur noch reagieren und bestimmte Spielwaren aus dem Sortiment nehmen, welche dann die Kriterien nicht erfüllen. Zudem befürchte ich eine Zunahme des Wettbewerbsdrucks. Davon werden die Filialisten und Großflächenanbieter profitieren, welche die Preise anbieten, die der Kunde auch bereit ist zu zahlen. Diese Problematik ist, meiner Meinung nach, der Industrie nicht bewusst. Spätestens an den Durchverkäufen im Weihnachtsgeschäft wird sich herausstellen, inwieweit ein Hersteller für uns überhaupt noch interessant ist.

Wenn dann eine Preiskalkulation vom Kunden nicht mehr akzeptiert wird, dann müssen wir das eine oder andere Sortiment bereinigen. Da ich grundsätzlich optimistisch eingestellt bin, gehe ich davon aus, dass wir auch dieses Jahr wieder ein vernünftiges Weihnachtsgeschäft hinlegen werden – schon allein die Eckdaten, wie z. B. die Adventssamstage, passen dafür. Hingegen macht mir die tatsächliche Warenverfügbarkeit der großen Marktplayer Sorge.“

Welche Meinung Fachhändler Horst-Daniel Ravenstein zum Thema hat, lesen Sie hier.