02.10.24 – Spieleverlage e.V./DVSI

Spiele bleiben Stabilitätsanker im Markt

Die Popularität von Gesellschafts-, Brett- und Kartenspielen sowie Puzzles und das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Geselligkeit ist ungebrochen. Das zeigen aktuelle Marktforschungsdaten. Games & Puzzles, die seit über elf Jahren eine Erfolgsgeschichte vorzuweisen haben, bleiben in einem sich auf Konsolidierungskurs befindenden Spielwarenmarkt ein Stabilitätsanker.

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Das gemeinsame Spielen von Eltern und Kind fördert den familiären Zusammenhalt. © stock.adobe.com/ leszekglasner

 

Die Umsätze des gesamten deutschen Spielwarenmarktes gingen bis Ende August um 4,9 %*zurück. Das Segment Spiele & Puzzles konnte sich allerdings entgegen der allgemeinen Konsumzurückhaltung und anhalten­den Sparneigung mit Umsätzen auf Vorjahresniveau (-0,1 %*) einmal mehr der allgemeinen Branchen­entwicklung entziehen. Während das Puzzle-Segment mit -6,8 % * unter dem Vorjahr liegt, wuchsen Spiele mit +0,9 %*. Erneut waren Strategic Trading Cards sowie Sammelkarten Treiber der Konjunktur, aber auch das Segment Adult Games mit seinen Party- und Wissensspielen sorgte mit einem Wachs­tum von über 50 %* für entscheidende Impulse. „Das Konsumklima ist trotz verbesserter Einkommens­aussichten eine Achterbahnfahrt der Gefühle“, sagt Hermann Hutter, Vorsitzender Spieleverlage e.V. und Geschäftsführer vom Huch Verlag. „Die erneut nach unten korrigierten Prognosen führender Wirt­schaftswissenschaftler für Deutschland dürften ebenfalls nicht zu einer spürbaren Erholung der Kon­sumneigung beitragen.“

Die strukturelle Krise der deutschen Wirtschaft und ausbleibende Reformen hinterlassen selbst in einer stabilen Branche Spuren. Deutschland weist mit 28 % den niedrigsten Anteil des Handels an den Konsumausgaben der Verbraucher in Europa auf. Vor dem Hintergrund einer anhaltend konjunk­turellen Schwäche der deutschen Wirtschaft bewerten die Spieleverlage die Entwicklung des ver­gangenen Jahres als ausgesprochen positiv und als einen weiteren Indikator dafür, dass Spiele immer breitere Zielgruppen ansprechen. „Gesellschaftsspiele werden für zunehmend mehr Menschen zum Hobby“, sagt Herrmann Hutter, „was sich u.a. daran zeigt, dass Spiele-Abende immer beliebter werden.“ Oft sind es gerade Kartenspiele zum Mitnehmen, die einen leichten (Wieder-)Einstieg er­möglichen. Einige Hoffnungen setzen die Spieleverlage auf das für die gesamte Spielwarenbrache so wichtige Weihnachtsgeschäft. „Spiele sind ein beliebter Geschenkartikel zu Weihnachten“, stellt Hermann Hutter fest. „Wir erwarten deshalb, dass in den nächsten Monaten die Nachfrage nach inno­vativen und unterhaltsamen Spielen stark zunimmt“.

Spiele stärken Familienzusammenhalt

Die Aussichten für Gesellschaftsspiele sind sowohl im globalen Kontext als auch unter den heraus­fordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland insgesamt gut. Der weltweite Markt für Spiele soll nach Angaben des Marktforschungsinstitutes Fortune Business Insights von aktuell 13 Mrd. € bis 2032 auf 28 Mrd. € wachsen. Im deutschen Markt zeigen ebenfalls die Indikatoren nach oben. Laut einer repräsentativen Onlinebefragung bei 3000 Menschen ab 18 Jahren durch die GfK in Deutschland gaben 13 %** der Befragten an, dass sie wenigstens einmal in der Woche zu Karten- und/oder Gesellschaftsspielen greifen. Vor genau 10 Jahren waren es lediglich 8 %**. Erfreulich ist besonders, dass es bei Familien sogar 24 %** sind. Das bedeutet: Jede vierte Familie nutzt Gesellschafts­spiele als ‚sozialen Kitt‘, um Spaß und ein Wir-Gefühl zu haben. 53%** der Befragten gaben außerdem an, dass sie gerne häufiger spielen würden. Die Entwicklung zeigt, dass es der Branche nicht nur ge­lungen ist, Familien anzusprechen, sondern auch, sich einen relevanten Erwachsenenmarkt aufzu­bauen. Durchschnittlich werden pro Kopf in Deutschland 0,9 Spiele verkauft. Vielspieler lassen sich ihr Hobby deutlich mehr kosten. Sie kaufen in der Regel über zehn Spiele pro Jahr.

Vielfältige Gründe

Die Gründe für die anhaltende Popularität von Gesellschaftsspielen sind vielfältig. Das Bedürfnis nach Gemeinschaft, die temporäre Flucht aus dem Alltag, Stressabbau, das Trainieren von Soft-Skills, Gehirn-Jogging, das Eintauchen in Rollenspiele sowie direkte Interaktion und der Spaßfaktor zählen zu den wichtigsten Triebfedern. Nach wie vor prägen kooperative Spiele den Markt, aber auch der Markt für Kartenspiele erlebt eine Renaissance.

Wichtigster Vertriebsweg bleibt der stationäre Fachhandel, der sich oft mit eigenen Online-Shops auf die Veränderungen der Einzelhandelslandschaft eingestellt hat. Der anhaltende Trend zu Gesell­schaftsspielen führte in den letzten Jahren zudem zu einer weiteren Spezialisierung im Fachhandel, der als „Spezialist“ Spiele unterschiedlicher Genres und Schwierigkeitsgrade in den Fokus stellt. Die „Initiative Hoher Spielwert“ steht beispielhaft für diese Entwicklung, bei der rund 33 Spielehand­lungen in Deutschland und der Schweiz für ausgewiesene Kompetenz stehen. Der Preis bei Spielen ist dabei oft nicht ausschlaggebend, entscheidend ist die Qualität der Spielidee, die zum Spieler persönlich passen muss. Der Onlineanteil bewegt sich auf einem hohen Niveau von über 40 %, damit aber sig­nifikant unter dem der gesamten Spielwarenbranche.

Zu einer weiteren Durchdringung des Marktes sowie der Umsetzung ungewöhnlicher Spielideen in geringer Auflage und internationaler Brett- und Kartenspiele in eine deutsche Sprachversion tragen Crowdfunding-Projekte und digital gedruckte Spiele bei. Der Spieleverlage e.V. begrüßt diese Ent­wicklung. „Crowdfunding gibt kleinen und nicht so finanzstarken Verlagen die Möglichkeit“, sagt Herrmann Hutter, „Risiken zu minimieren, während gleichzeitig mehr Spiele auf den Markt kommen, was wiederum der ganzen Spielebranche zugutekommt.“ Erfolgreiche Spiele schaffen es dann auch oft in den normalen Markt.

Quellen:

* Circana POS Panel

** Stiftung für Zukunftsfragen