17.03.20 – HDE
Der Einzelhandel und das Coronavirus
Viele Händler leiden aktuell unter sinkender Nachfrage. Manche Branchen erleben hingegen einen Ansturm, dem mit diversen Maßnahmen begegnet wird.
Eine aktuelle Trendumfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) unter rund 700 Handelsunternehmen zeigt, dass insbesondere viele mittelständische Handelsunternehmen unter der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus leiden. Fast zwei Drittel berichten aktuell von sinkender Nachfrage. Der Einzelhandel ist damit massiv von Nachfrageausfällen betroffen.
Anders geht es Anbietern von Waren des täglichen Bedarfs, wie Lebensmittelhändlern und Drogerien, die eine erhöhte Nachfrage nach einzelnen Produkten feststellen. Hier soll durch diverse Maßnahmen Entlastung geschaffen werden: Der Handelsverband Baden-Württemberg spricht u. a. von Ausnahmegenehmigungen von den Arbeitszeitregelungen und damit von der Möglichkeit, die Höchstarbeitszeit zu überschreiten oder an Sonn- und Feiertagen zu öffnen. Zudem gibt es Abweichungen vom Sonntagsfahrverbot für LKW. Auch andere Bundesländer reagieren, in Bayern könnten Lebensmittelläden beispielsweise ebenfalls sonntags öffnen und werktags länger geöffnet bleiben. Die nachfrageerhöhenden Effekte im Lebensmittelbereich werden laut HDE aber eher nachlassen.
Wirtschaftliche Folgen für den Handel
Insgesamt rechnen hingegen drei Viertel der befragten Unternehmen mit einer weiter sinkenden Nachfrage für die kommenden Wochen. Knapp die Hälfte geht sogar von deutlichen Rückgängen aus. Um die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus abzufedern, fordert bereits heute schon ein Viertel der Handelsunternehmen Maßnahmen, um die Situation dauerhaft meistern zu können. Die vom Bundeskabinett bereits beschlossenen Maßnahmen findet der HDE daher begrüßenswert.
„Insbesondere wird auch der Einzelhandel auf die Möglichkeiten von Kurzarbeitergeld angewiesen sein, das aber erst im April Wirkung entfalten könnte. Um kurzfristig die Liquidität der Handelsunternehmen, auch zum Erhalt von Arbeitsplätzen, zu unterstützen, sind konkrete Maßnahmen erforderlich, wie insbesondere die Stundung von Steuervorauszahlungen bei der Einkommensteuer, Körperschaftssteuer und Umsatzsteuer. Nicht nur dem (mittelständischen) Einzelhandel würden derartige Maßnahmen auch kurzfristig die notwendige Luft zum Atmen verschaffen, um parallel auch Anpassungsmaßnahmen und Maßnahmen zur mittel- bis langfristigen Finanzierung einzuleiten und umzusetzen“, heißt es in der Pressemitteilung des Verbandes.
Sind Lieferengpässe zu erwarten?
Auch die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung ist derzeit Thema. Mit ernstzunehmenden Lieferschwierigkeiten hat der Einzelhandel derzeit nicht zu kämpfen. Der HDE-Umfrage nach sehen die Handelsunternehmen überwiegend nur geringe Einschränkungen bei der Beschaffung von Waren. Diese Lage allerdings könnte sich in den kommenden Wochen verschlechtern: Für die bevorstehenden vier Wochen erwartet dann ein knappes Drittel der befragten Händler deutliche Einschränkungen auf der Beschaffungsseite.