01.11.13

Der gute Mix macht‘s

Lizenzen nehmen zumeist einen wichtigen Stellenwert im Spielwaren-Fachhandel ein. Welche Bedeutung ihnen jeweils zukommt, haben wir drei Händler gefragt.

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Tobias Wagner vom Bochumer «Spielzeug-Paradies» kommt als Fachhändler an Lizenz-Themen nicht vorbei.

 
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Als ARS-Geschäft setzt Friedrich Busch von «Fips» mehr auf Nischenprodukte als auf Lizenzartikel.

 
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Tobias Wagner (Idee-Spiel-Mitglied), «Spielzeug-Paradies», Bochum: «Lizenzen sind in der Spielwarenbranche ein ‘Muss‘. Viele Serien und Sendungen aus dem TV bringen diese Themen hervor, daher ist ein großer Bekanntheitsgrad garantiert. – das hilft natürlich dem Abverkauf. Als Händler kann man sich sehr gut über die Fachzeitschriften informieren, denn dort werden teilweise schon vor Erscheinen der ersten Produkte neue Themen angekündigt. Die Reaktionen der Kunden, die entscheiden, welche Lizenz zum Hit wird, kommen leider immer sehr spät. Wenn man dann auf eine Lizenz keinen Wert gelegt hat, kann es durchaus passieren, dass ein Trend an einem vorbeigeht. Bestes Beispiel: ‘Mia and me‘– hier dachte man erst nicht an einen Erfolg und dann wurden wir doch vom Gegenteil überzeugt. Lizenzen haben eigentlich keine Altersgrenze. Es kommt natürlich immer drauf an, welche Lizenz gemeint ist: Bei ‘Star Wars‘ greift z.B. eine Altersspanne von drei bis 99 Jahre, während sich andere Lizenzen, wie z.B. ‘Biene Maja‘ und ‘Filly‘ auf Kinder beziehen. Andere sprechen größtenteils Erwachsene und Jugendliche an, wie z.B. ‘Hobbit‘ und ‘Harry Potter‘. Natürlich möchte man jeder Lizenz, die auf dem Markt sehr gut ankommt, eine dementsprechende Platzierung im Geschäft widmen – leider ist dies aus Platzgründen nicht immer möglich. Auch ist entscheidend, wie lange der Boom um eine Lizenz anhält. Für ‘Star Wars‘– hier gehen wir davon aus, dass das Thema noch einige Jahre anhalten wird – haben wir eine ganze Abteilung geschaffen, mit spezieller Einrichtung, Bodenbelag und ca. 24 m² Gesamtfläche. Andere Themen werden in bestehende Regale integriert und durch eine Blockplatzierung hervorgehoben. Das Lizenzgeschäft hat sich verändert: Vor zehn bis zwanzig Jahren war es noch langlebiger und beständiger. Heutzutage gibt es ein zu großes Angebot, so dass bei jedem Thema immer etwas geht, leider nur selten richtig viel. Als Fachhändler kommt man daran aber nicht vorbei. Man muss natürlich auch darauf achten, dass man nicht nur Lizenzen anbietet. Hierbei ist die Marge an den Produkten, je nach Lizenzgebühr für den Hersteller, nicht so hoch wie bei No-Name-Produkten. Daher ist ein guter Mix von Lizenz- und Nichtlizenz-Artikeln ein Muss für jeden Fachhändler.»

Dieter Strobel (Idee+Spiel-Mitglied), «Spielwaren Strobel», Hechingen:

«Lizenzartikel haben in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Jedoch ist es meiner Meinung nach nicht immer ganz einfach, diese richtig einzuschätzen. Denn von ‘gefühlten‘ 50 Lizenzen, funktioniert gerade mal eine. Anregungen für neue Themen holen wir uns stets von so genannten harten Fakten, wie Kinofilmen, TV-Werbung oder unseren Vertriebspartnern. Auch beim aufmerksamen Gang über die Spielwarenmesse oder beim ‘Studium‘ der Fachpresse sammeln wir immer wichtige Eindrücke. Während ‘alte‘ Lizenzen, wie beispielsweise‘Lillifee‘ oder ‘Star Wars‘ ihren festen Stammplatz bei uns haben und teils ganze Wände und Schränke füllen, platzieren wir ‘neue‘ Themen in Kassennähe oder in speziellen Aktionszonen. Zum einen, weil auf diese Weise schneller zu erkennen ist, ob sich die Lizenz bei den Konsumenten durchsetzt, um dann gegebenenfalls rasch nachziehen zu können. Zum anderen aber auch, um den Kunden zu zeigen, dass es bei uns regelmäßig etwas Neues zu entdecken gibt. Ist man hier zu träge, fällt man gerade bei den jungen, durch die Medien gut informierten Kunden einfach durch. Das Führen von Lizenzartikeln ist für uns nach wie vor eine Gratwanderung und funktioniert auch nur dann, wenn die Industrie bereit ist, bei ‘gefloppten‘ Themen zu helfen. Aus meiner Erfahrung als Fachhändler kann ich zudem nur sagen, dass manchmal weniger einfach mehr wäre. Oft frage ich mich, ob die 50. Lizenz-Brotdose jetzt auch noch sein muss.

Friedrich Busch (ARS-Mitglied), «Fips», Lüneburg: «Bei uns nehmen Lizenzen einen kleinen bis sehr kleinen Stellenwert im Sortiment ein. Das liegt daran, dass Lizenzen immer ein gewisses Risiko in sich bergen, da man nie weiß, wie lange ihr Erfolg auch tatsächlich anhalten wird. Denn dieser ist zu stark von Werbung abhängig – zudem ist die Marge schlecht. Wichtiger für den Erfolg unseres Konzeptes ist vielmehr die Markenware an sich. Dabei legen wir auf deren Präsentationen großen Wert. Meine Aufgabe als Fachhändler liegt darin, dass ich bestimmte Artikel, die auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind, zum Highlight mache. Wir verweigern uns nicht grundsätzlich Lizenzen, denn es gibt immer Themen, die auch für unser Konzept interessant sind. ‘Peterson und Findus’, ‘Der kleine Maulwurf‘ und ‘Die Schlümpfe‘ passen z.B. sehr gut ins unser Programm. Letztgenannte erhalten schon mal eine besondere Fläche im Laden, wenn der Kinofilm gerade läuft und die Aufmerksamkeit der Kunden besonders hoch ist. Wir beschränken uns aber bei derartigen Themen grundsätzlich auf Ware, die es an anderer Stelle in dieser Form nicht gibt. Ansonsten haben Produkte in der Präsentation absolute Priorität, die wir als Nische betonen wollen. Dabei nehmen Artikel, die in Deutschland hergestellt werden, regional produzierte Produkte und Fair Trade-Angebote einen hohen Stellenwert ein. Hier sehe ich gerade in einer Kleinstadt wie Lüneburg eine viel höhere Chance, um mich als Fachhändler zu behaupten. Heute kann der Spielwarenhandel nur überleben, wenn er sich spezialisiert. Lizenzen werden ja überall auf der breiten Fläche in hohen Stückzahlen angeboten. Die Zukunft liegt ganz sicher nicht in den eher kurzlebigen Produkten. Zudem möchten wir nicht die strategischen Überlegungen der Hersteller unterstützen, die entweder durch ein gezieltes Überangebot oder ein bewusstes Zurückhalten der Ware den Markt regulieren. Von diesem immer aggressiver werdenden Geschäft distanzieren wir uns bewusst, auch wenn uns klar ist, dass durch Lizenzen eine hohe Kaufkraft gebunden wird.»

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