31.01.25 – Interview mit Rolf Bürkl, NIM

„Ein Prozentpunkt Sparquote entspricht 25 Mrd. Euro“

Rolf Bürkl ist Head of Consumer Climate bei NIM und Experte für das GfK-Konsumklima. Im Interview mit das spielzeug ordnet er die anhaltend verhaltene Konsumstimmung in Deutschland ein, nennt die Gründe für Konsumzurückhaltung und wagt eine Prognose für das aktuelle Jahr.

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Rolf Bürkl © NIM

 

das spielzeug: Herr Bürkl, was sind die Gründe dafür, dass die Konsumstimmung in Deutschland trotz aktueller Verbesserung der Realeinkommen weiterhin verhalten ist?

Rolf Bürkl: Wesentlicher Grund für die verhaltene Entwicklung der Konsumstimmung ist die anhaltend hohe Verunsicherung der Verbraucher. Dies belegt auch die hohe Sparneigung, die im vergangenen November sogar noch einmal angestiegen ist. Die Realität bestätigt dies: Die Sparquote der privaten Haushalte ist binnen eines Jahres um etwa einen Prozentpunkt auf gut elf Prozent gestiegen. Dies mag auf den ersten Blick nicht sonderlich viel erscheinen. Aber ein Prozentpunkt Sparquote entspricht etwa 25 Mrd. Euro pro Jahr. Diese stehen dem Konsum aktuell nicht zur Verfügung, sondern liegen auf der hohen Kante.

das spielzeug: Inwiefern wirken sich politische Entwicklungen wie der Krieg in der Ukraine, die US-Wahlen oder das Scheitern der Ampel-Regierung auf die Konsumstimmung hierzulande aus?

Rolf Bürkl: Die aktuellen politischen Entwicklungen tragen sicherlich nicht dazu bei, dass die Verunsicherung unter den Konsumenten kleiner wird. Hinzu kommt, dass die sich mehrenden Meldungen über Arbeitsplatzabbau, Werkschließungen und Produktionsverlagerungen, speziell in der Automobilindustrie und deren Zulieferern, bei vielen Beschäftigten die Sorgen um ihren Arbeitsplatz vergrößert hat. Dies sorgt erfahrungsgemäß ebenfalls für Unsicherheit und damit für eine Zurückhaltung, vor allem bei größeren Anschaffungen, die in besonderem Maße Planungssicherheit benötigen.

das spielzeug: Wie schätzen Sie die Entwicklung der Konsumstimmung im neuen Jahr ein?

Rolf Bürkl: Die derzeit gedrückte Stimmung lässt die Aussichten für die Konsumstimmung für den Beginn des neuen Jahres eher verhalten erscheinen. Zum einen ist die konjunkturelle Lage momentan eher schwierig, zum anderen wird nach dem Ampel-Aus bis zur Bildung einer neuen Regierung nach den Wahlen Ende Februar 2025 weitgehend politischer Stillstand herrschen. Den Verbrauchern fehlt es folglich an Zukunftsperspektiven und Planungssicherheit.

das spielzeug: Was müsste passieren, um die Stimmung deutlich zu verbessern?

Rolf Bürkl: Entscheidend wird sein, dass die Verbraucher wieder mehr Zukunftsoptimismus bekommen. Dazu müssen auch von politischer Seite Perspektiven aufgezeigt werden. Die Konsumenten sollten z. B. wissen, was an Be- und Entlastungen künftig auf sie zukommt. Zudem sollten die wachsenden Sorgen um die Sicherheit des Arbeitsplatzes ernst genommen werden. Wenn den Verbrauchern die Verunsicherung genommen werden kann, werden sie wieder gewillt sein, eher mehr Geld auszugeben als es auf die hohe Kante zu legen.

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