09.07.25 – Fachgeschäft des Monats
Fokus aufs Gemeinsame
Alle, die klassische Brettspiele, Tabletops und Trading Cards lieben, ob von bekannten Verlagen oder eher abseits des Mainstreams, sind im „Games Cafe“ in Luhe bestens aufgehoben. Matthias Völkl hat mit seinem Geschäft einer ehemaligen Netto-Filiale neues Leben eingehaucht und ist mit seinen Events weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt.
Das „Games“ in „Games Cafe“, das steht einerseits für die vielen verschiedenen Spiele, die Inhaber Matthias Völkl in seinem Geschäft anbietet. Andererseits aber auch für sein Motto „Geht’s Amoi Mitnand Ebbs Spuin“, in Hochdeutsch: Geht mal zusammen etwas spielen. Hat man diesen Zusammenhang begriffen, erklärt sich der Rest des Konzepts von ganz allein: Das „Games Cafe“ ist für dieses Miteinander ausgelegt, für das wiederum ja auch die meisten Spiele stehen, schließlich spielt man Gesellschaftsspiele selten allein. „Ich sehe mein Geschäft eher als Community-Treffpunkt, an dem Menschen sich zum Spieleabend verabreden oder auch einfach nur zum Ratschen“, erzählt Matthias Völkl.
Den Fokus aufs Gemeinsame merkt man schon, wenn man den Laden betritt. Gleich neben dem Eingang, auf der linken Seite, gibt es ein meterlanges, hohes Regal, groß überschrieben mit „Spiele zum Spielen“. Die kann man sich ausleihen und sich damit an einen der vielen Spieltische setzen. Man kann aber auch nach Herzenslust durch die Regale schlendern und wird sicher fündig zwischen Tabletop-Games, einer schier unüberschaubar großen Auswahl an klassischen Brettspielen sämtlicher großer und kleiner Verlage, Klemmbausteinen sowie Trading-Card-Games. Selbstverständlich gibt es zu allem auch das passende Zubehör und sogar Farben, Pinsel und Co., „das Bastelzeug“ nennt Matthias Völkl es, mit dem Tabletop-Fans ihre Figuren und Landschaften gestalten. Im „Games Cafe“ gibt es einfach alles, was man rund ums Spielen braucht, gerade auch für Spiele-Fans abseits des Mainstreams. Die wichtigsten Lieferanten sind Games Workshop (Warhammer), Pegasus, Asmodee, Amigo und Blackfire.
Vom Supermarkt zum Fachgeschäft
Untergebracht hat Matthias Völkl sein Geschäft auf den ersten Blick eher wenig idyllisch in einer ehemaligen Netto-Filiale am Rand von Luhe-Wildenau. Der kleine Ort liegt in der bayerischen Oberpfalz, zwischen Amberg und Weiden. Weil der Supermarkt-Betreiber schräg gegenüber neu baute, stand das Gebäude leer. Und so kam es, dass sich die Kabelkonfektion Völkl dafür interessierte und es erwarb, um die Fläche ggf. nutzen zu können. Nun heißt Matthias Völkl nicht zufällig genauso mit Nachnamen wie der Betrieb auf der anderen Straßenseite. Es handelt sich dabei um das Unternehmen seines Vaters, in dem er selbst auch nach wie vor als Geschäftsführer beschäftigt ist. Geplant war Ende 2019 eigentlich nur eine kleine Ecke für das Hobby des Sohnes. Nötig wurde das, weil Matthias Völkl selbst leidenschaftlicher Sammelkartenspieler ist und einen Ort suchte, wo man Turnier austragen konnte. „Das ist mit der Zeit aber völlig eskaliert“, grinst er.
Und das kann man laut sagen. Denn neben der breiten Auswahl an Spielen und allem, was dazu gehört, gibt es im „Games Cafe“ einfach unheimlich viel Platz. Seit Kurzem sind es 250 m² Ladengeschäft plus weitere 250 m² Spielfläche. „Die Vergrößerung wurde einfach nötig. Wir veranstalten ca. zwei bis drei Events pro Woche. Dann ist der Parkplatz mit 50 Stellplätzen regelmäßig übervoll“, sagt Matthias Völkl und erklärt damit, warum das Gebäude am Ortsrand neben einem Kreisverkehr für seine Zwecke perfekt ist. „Jetzt haben wir Platz für über 100 Leute und kommen langsam an einen Punkt, an dem ich sagen muss: Das gefällt mir gut!“ Der neu geschaffene Raum war zum Zeitpunkt des Besuchs noch nicht komplett fertig, die Einrichtung noch nicht komplett abgeschlossen. Was aber sofort ins Auge stach, war das riesige Graffiti an der Längsseite, das befreundete Künstler aus Regensburg gestalteten. Davor stehen jede Menge Spieltische, hinten in der Ecke befindet sich ein gefliester Bereich mit Theke. „Das ist die ehemalige Frischfleischabteilung des Supermarkts“, erklärt Matthias Völkl. „Hier soll Platz entstehen, an dem sich etwa die Turnierleitung von unseren Events ausbreiten kann.“
In großem Umkreis bekannt
Neben all den Spieleabenden und Events lässt Matthias Völkl sich immer wieder Neues einfallen, um v. a. seinen Stammkunden etwas zu bieten. Dazu gehört z. B. auch der „Nerd-Flohmarkt“, der im vergangenen Jahr draußen auf dem Parkplatz abgehalten wurde und bei dem um Spiel- und Sammelfiguren, Brettspiele und Mangas gefeilscht wurde. Weitere spezielle Programme zur Kundenbindung braucht das „Games Cafe“ nicht. Denn das Geschäft ist in einem größeren Umkreis bekannt und zieht viele Stammkunden auch von weiter weg an. Weil es auch eine Ecke mit englischsprachigen Spielen gibt, zählt er auch US-Amerikaner zu seiner Kundschaft, die im nahegelegenen Grafenwöhr stationiert sind.
Sie kommen, weil sie merken, dass ihm sein Geschäft auch ein persönliches Anliegen ist. „Bei mir kommen die Leute oft ins Reden, wenn sie sich ein Spiel anschauen. Viele – gerade auch Jüngere – bleiben dann, probieren es zusammen aus und kommen danach immer wieder zum Spielen“, erzählt Matthias Völkl, der seine Gäste an einer kleinen Bar gegen Spende auch mit Getränken versorgt. „Das wirkt sich, wenn man ehrlich ist, eigentlich negativ auf die Verkaufszahlen aus, weil aus den Gruppen immer nur einer das Spiel kauft und sie dann gemeinsam spielen.“
Eigene WhatsApp-Community
Einen Onlineshop hat Matthias Völkl nicht. „Das ist aufgrund der harten Konkurrenz im Netz nur interessant, wenn man Spiele hat, die sonst niemand (mehr) vorrätig hat“, findet er. Ganz ohne Internet geht es aber natürlich trotzdem nicht. So pflegt er die Termine für seine Events etwa auf der Website ein, nutzt Facebook und Instagram, um Neuheiten und Fotos zu teilen. Außerdem gibt es eine WhatsApp-Community mit 20 Untergruppen – je nach Interesse – in der er viel postet.
Die größte Herausforderung für ihn und sein Geschäft sieht er darin, immer up to date zu bleiben, „weil die Branche einen riesigen Output hat. Und man muss auch erst mal an die angesagten Sachen herankommen. Die Verlage gehen häufig vorsichtig an die Auflage. Erfolgreiche Spiele sind dann häufig schnell vergriffen – und wenn sie dann wieder kommen, sind sie nicht mehr aktuell.“
Und was ist jetzt das Lieblingsspiel von Matthias Völkl? „Ich hab keins“, lacht er. „Denn wenn man sein Hobby zum Beruf macht, hat man kein Hobby mehr. Aber ich treffe mich jeden Sonntag hier mit meinen Freunden zum Schafkopf spielen.“