29.05.17 – Interview mit Angela Krause

Ladenbau: „Atmosphäre, Authentizität, Aura“

Angela Krause, Referentin der Geschäftsleitung im dlv – Netzwerk Ladenbau e. V, erläutert im Interview Tipps und Trends rund um die Ladengestaltung.

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Angela Krause empfiehlt Händlern eine emotionale und atmosphärische Warenpräsentation. © dlv

 

das spielzeug: Wohin gehen die Trends beim Thema Ladenbau in den Bereichen Spielzeug sowie Geschenkartikel und Babyzubehör?

 Angela Krause: Fachhändler überzeugen ihre Kunden, wenn sie authentisch und kompetent sind. Das gilt sowohl für die Beratung als auch für das Store Design. Der Kunde wiederum möchte heute im Laden gerne die Produkte ausprobieren und sie testen, sie fühlen, die Haptik erleben. Wir beobachten daher, dass Service-Zonen im Geschäft wieder mehr Platz bekommen. Wer beispielsweise Kinderwägen führt, sollte den Kunden eine kleine Probefahrt anbieten, vielleicht besteht sogar die Möglichkeit, auf verschiedenen Bodenbelägen wie Asphalt, Schotter, Gras und realen Situationen wie Bordsteinkanten den Familien vor Augen zu führen, wie der Kinderwagen später zum Einsatz kommen kann. Solche Erlebnisbereiche spielen zukünftig eine größere Rolle, daher sollten sie bewusst in den Laden eingeplant werden.

 Die von Ihnen genannten Branchen eint – und das gerade im Vergleich zu anderen Handelsbereichen – vor allem eines: Geschenkartikel, Spielsachen, Babyartikel, diese Waren hält der Online-Handel in einer solchen Fülle vor, dass der Kunde, wenn er nicht gerade gezielt etwas sucht, leicht der Versuchung erliegen kann, sich in den Untiefen des WorldWideWeb zu verlieren. Das Ladengeschäft kann hier mit einer kundenspezifischen, gut sortierten Auswahl der Waren, mit Besonderem und Persönlichem überzeugen.

 Der Ladenbau richtet sich aus diesem Grund heute weniger nach dem reinen Produkt als nach dem Kunden. Wir erfahren immer wieder, dass Händler eigentlich oft schon sehr gut Bescheid wissen darüber, was ihre Kunden nachfragen, wonach sie suchen und welche Produkte aus dem heutigen Überangebot der Waren dazu am besten passen. Oftmals fehlt dann nur der letzte Anstoß, um dieses Wissen in eine konsequente Ladengestaltung umzusetzen.

 

das spielzeug: Der Kunde soll sich im Laden wohlfühlen. Was können Händler dafür tun?

 Angela Krause: Im Ladenbau sollte sich das Bedürfnis der Kunden nach Authentizität und Wertschätzung wiederfinden. Wie sich das definiert, muss jeder Händler für sich und seine Kunden selbst bestimmen. Faktoren wie Gemeinschaftszugehörigkeit, Individualität oder Erlebnis können hier eine Rolle spielen, müssen aber überzeugend in einem Konzept zusammenlaufen.

 Wichtiger denn je ist das Sortiment, welches spitz zugeschnitten sein sollte. Ein alter Hut, sollte man meinen. Leider gibt es noch viele Geschäfte, die diese Weisheit noch nicht verinnerlicht haben. Eine emotionale und atmosphärische Warenpräsentation, wie sie durch z. B. Themen- oder saisonale Tische erreicht werden kann, erreicht den Kunden mehr als akribisch im Regal stehende Produkte, sortiert nach Lieferanten. Firmen wie z. B. Weber Grill haben es verstanden, Grillzubehör als Lifestyle zu inszenieren. Der Kunde sucht Ideen, Produkte findet er online rund um die Uhr.

 Unabhängig vom Ladenbau gehört zum kleinen 1x1 der Händler nach wie vor, dass sie ihren Laden sauber halten. Wer im Bereich GPK handelt, dessen Geschirr allerdings mit einer dicken Staubschicht bezogen ist, macht damit keine Werbung für sich. Das ist zwar weder neu noch innovativ, aber dennoch leider da und dort Realität. Ebenso real ist, dass gute Verkäufer heute noch wichtiger werden. Ein freundliches Lächeln, wenn der Kunde den Laden betritt und höfliche Umgangsformen sind das A und O, denn gerade angesichts des Online-Handels bekommt die persönliche Beziehung zwischen Händler und Kunde eine umso höhere Bedeutung.

 

das spielzeug: Wie und welche digitalen Medien und Technologien beeinflussen die Geschäfte heutzutage?

 Angela Krause: Der Einfluss der Technologien ist überall spürbar. Im Laden selbst hat Technologie ja schon lange Einzug gehalten, zum Beispiel mit elektronischen Kassen oder Warenwirtschaftssystemen. Durch die Technologie-Nutzung der Kunden wird jedoch unser gesamtes altbekanntes Handelswesen auf den Kopf gestellt. Waren sind heute über das Internet allzeit verfügbar, die Transparenz bezüglich Preis, Herkunft, Herstellung ist deutlich größer. Händler müssen daher ihre Existenz neu denken. „Das Alleinstellungsmerkmal des stationären Handels ist all das, was nicht digitalisierbar ist: Atmosphäre, Authentizität, Aura“, sagt Professor Christ, Gründer des Wissensnetzwerk Stadt und Handel e. V. Darauf sollten sich Händler zunächst einmal fokussieren. Es gibt eine fast schon unüberschaubare Vielzahl an Tools, Elementen und Systemen, die Händler heute am Point of Sale einbinden können. Welche davon für den Kunden einen wirklichen Mehrwert bilden und damit die Investition lohnen, ist natürlich abhängig davon, welche Produkte geführt werden

 Letztlich entscheidet jeder Händler noch immer selbst, welche digitalen Elemente er in seinem Laden einbindet oder eben auch nicht. Ich denke, dass es heute selbstverständlich ist, dass ein Geschäft einen Internetauftritt pflegt, aus dem zumindest Anschrift und Öffnungszeiten hervorgehen. Ob dies eine eigene Homepage, ein Facebook- oder Instagram-Account ist, muss jeder für sich selbst entscheiden mit der Frage, über welchen Kanal er seine Kunden am besten erreicht und umgekehrt der Kunde auch ihn. Im Laden selbst sollten digitale Elemente eingebunden werden, wenn sie Sinn stiften und reibungslos funktionieren. Bei Wohnaccessoires kann es verkaufsfördernd sein, die Artikel auf einem Screen in verschiedenen Umgebungen im Einsatz zu zeigen.

 

das spielzeug: Mit welchen Mitteln können auch kleinere Händler die Trends umsetzen bzw. bei ihren Kunden punkten?

 Angela Krause: Die eben angesprochenen Servicebereiche können auch kleine Händler oft mit einfachen Mitteln in ihrem Laden sichtbar integrieren. Flexible Ladenbausysteme unterstützen dabei, dass im Geschäft einfach und schnell Ware umgeräumt, neu präsentiert oder auch Freifläche geschaffen werden kann, je nach aktuellem Bedarf. Damit können Händler sehr viele kreative Ideen umsetzen.