23.01.24 – Künstliche Intelligenz
Wie KI den Handel verändern könnte
Künstliche Intelligenz beschreibt den Versuch, menschliches Lernen und Denken auf Computer zu übertragen. Verschiedene Studien belegen, dass die Technologie auf dem Vormarsch ist und unser Leben nachhaltig verändern wird – auch und vor allem im Handel.
Rund drei Viertel der Deutschen (73 %) sehen in künstlicher Intelligenz eher Vorteile als Risiken. Als gefährlich stuft sie demnach etwa ein Viertel ein (24 %). Dies ergab eine Befragung unter 1004 Personen ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Zum Vergleich: Noch vor fünf Jahren bewerteten 34 % der Befragten KI eher als risikoreich und 62 % als Chance. Dazu passen die Prognosen des Verbands, die von einer Steigerung der Ausgaben für KI-Software, -Dienstleistungen und entsprechende Hardware im Jahr 2023 auf rund 6,3 Mrd. € ausgehen. Das wäre verglichen mit dem Vorjahr ein Plus von 32 %. Und auch für 2024 erwartet Bitkom ein ähnlich starkes Wachstum um erneut 30 % auf dann 8,2 Mrd. €. 2025 könnte dann sogar die 10-Mrd.-€-Marke überschritten werden.
Das gestiegene Vertrauen in die Technik kommentiert Dr. Ralf Wintergerst, Präsident von Bitkom, so: „KI muss raus aus den Hochschulen und Forschungsinstituten und rein in die Wirtschaft und den Markt“. Dazu passen die Ergebnisse einer weiteren Studie, wonach zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland KI als wichtigste Zukunftstechnologie einschätzen. Genutzt wird sie jedoch derzeit nur von 15 %. Als Gründe für die Zurückhaltung geben 68 % an, Angst zu haben, gegen Vorschriften zu verstoßen. In diesem Zusammenhang meldet sich auch der Handelsverband Deutschland (HDE) zu Wort. Er fordert die Politik auf, eine klare, rechtssichere und verhältnismäßige Regulierung zu finden sowie eine Überregulierung zu vermeiden, um die Wettbewerbsfähigkeit der EU zu erhalten und die Innovationskraft zu fördern.
Außerdem bescheinigt der HDE künstlicher Intelligenz, sie habe inzwischen sämtliche Branchen durchdrungen und gewinne immer weiter an Bedeutung. Besonders im Handel habe sie sogar das Potenzial, die komplette Branche zu revolutionieren, weil sie die Schnittstellen zwischen Händlern und Kunden verbessern und Verwaltungsaufgaben automatisieren könne. Von der Zentrale über Logistik bis hin zur Filiale und Kundenerfahrung könne die Technologie den kompletten Geschäftsprozess begleiten.
Verbraucher zeigen keine Berührungsängste
Seit November 2022 ist die KI ChatGPT öffentlich zugänglich. Zwar haben laut Bitkom bisher erst 34 % der Deutschen den KI-Chatbot selbst ausprobiert. Zwei Drittel (66 %) sind allerdings überzeugt, dass diese und ähnliche Anwendungen unser Leben grundlegend verändern werden. Das gilt insbesondere auch für den Handel, der laut verschiedener Experten wie dem Digitalzentrum Handel von KI profitieren kann, weil durch schnellere und einfachere Prozesse v. a. Zeit und Raum entstehen, um sich verstärkt um die Kunden kümmern zu können. Aber nicht nur das: Die Auswertung von generiertem Wissen über deren Wünsche und Bedürfnisse kann auch dazu beitragen, die Kundenzufriedenheit zu steigern.
Selbstlernende Systeme, so das Digitalzentrum, erledigen in erster Linie repetitive Aufgaben wie Bestandserfassung, Datenübertragung oder auch Produktbeschreibungen. Auf der Fläche und am POS könne KI z. B. eingesetzt werden, um mithilfe von intelligenter Kameratechnik (sog. „Maschinelles Sehen“) die Laufwege der Kunden zu erfassen und infolgedessen u. a. die Effizienz der Verkaufsfläche auszurechnen, Diebstahl zu erkennen oder individuelles Kaufverhalten zu analysieren. Eine Smartphone-App ermöglicht z. B., dass Kunden individuelle Einkaufslisten erstellen können. Die App berechnet dann die ideale Route durch das Geschäft und kann weitere Verkaufsempfehlungen bereitstellen.
Wichtige Informationen über Produkte könnten Kunden auch über „Augmented Reality“-Apps erhalten, bei denen sie im Vorfeld einstellen können, auf welche Kriterien sie besonderen Wert legen. Mithilfe von „Smart Shelfs“, das sind mit Sensoren und Kameras ausgestattete Regale, kann der Bestand in Echtzeit erfasst werden, um zu verhindern, dass besonders nachgefragte Ware nicht mehr vorrätig ist. Auch bei Backstore-Prozessen wie der Buchhaltung lässt sich die Technologie einsetzen, um den Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern. Vorausschauende Programme können zudem Kundenbedürfnisse erkennen und individuell darauf eingehen. Und dank ausgiebiger Zielgruppenanalyse lassen sich bspw. auch Social-Media-Beiträge automatisch generieren und so einerseits die Mitarbeiter entlassen und andererseits das Shoppingerlebnis von Kunden verbessern.