08.04.20 – IFH Köln

Zukunftsaussichten für Händler im Jahr 2030

Im Handelsszenario 2030 berechnet das IFH vier Zukunftsalternativen. Je nach Szenario verschwinden Handelsunternehmen in unterschiedlichem Ausmaß.

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Das IFH Köln sagt ein Ladensterben vorher. Das Institut hat verschiedene Szenarien entwickelt, die zeigen sollen, in welchem Ausmaß stationäre Geschäfte verschwinden könnten. © Axel Bueckert - stock.adobe.com

 
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Die vier Zukunftsalternativen des IFH auf einen Blick. © IFH Köln

 

In den letzten zehn Jahren gab es ein Gesamtwachstum im Einzelhandel von 134 Mrd. Euro – das IFH Köln stellt aber klar, dass eine differenzierte Sicht nötig ist: Denn ziehe man beim Gesamtwachstum im Einzelhandel das im Ausland getätigte Geschäft, den Umsatz des Großhandels und den Online-Handel ab, reduziere sich der Wert bereits auf 53 Mrd. Euro. Ziehe man außerdem das Wachstum im Lebensmittelhandel ab, um auf diese Weise das Wachstum des heute strukturgebenden Nonfood-Handels auszuweisen, würden gerade einmal 15,1 Mrd. Euro übrig bleiben. Für den Zeitraum von 2010 bis 2019 entspricht das 1,7 Mrd. Euro pro Jahr – und bedeutet dem IFH zufolge nahezu einen Stillstand.

Multi-Channel als Rettung?

Multi-Channel galt anfangs als Ausweg – jetzt aber hat die Geschwindigkeit der Marktstrukturveränderung so zugenommen, dass auch bei Multi-Channel-Händlern zwar Marktanteile gewonnen wurden, Wachstum in den letzten Jahren aber zunehmend rückläufig ist. Es brauche daher neue Mehrwerte, um in der Gunst der Konsumenten und Konsumentinnen zu bestehen.

Deren Anforderungen haben sich geändert: Online sozialisiert sind viele von Handelsunternehmen verwöhnt worden und sie fordern zunehmend Bequemlichkeit und Emotionalität von allen Anbietern im Markt. Hinzu kommt ein neues Selbstverständnis und ein neuer Wertemaßstab, der nicht zuletzt durch Fridays For Future beeinflusst ist.

Vier Zukunftsalternativen

Zukunft im Handel braucht entsprechend neue oder zumindest konsequente Ansätze. Mit dem Handelsszenario 2030 wurden Zukunftsalternativen berechnet, in denen unterschiedliche Faktoren Eingang fanden und hinsichtlich ihrer Bedeutung plausibilisiert wurden. In keinem der Szenarien bleibt die Zahl der in Deutschland tätigen Handelsunternehmen gleich. Je nach Szenario verschwinden 26.000 bis 64.000 Unternehmen.

Handelsunternehmen sollten sich fragen, wie Marktanteile erhalten werden können. Hier zeigen die Szenarien unterschiedliche Möglichkeiten: Je nach Leistungsversprechen, Geschäftsfeldern, Zielgruppen und Standorten sind Szenarien zu bedienen, die eher auf Bequemlichkeit oder aber Emotionalisierung abzielen.

Beschleunigt Corona-Krise das Ladensterben?

Mit Ausbruch der Corona-Krise, die in der Studie noch nicht berücksichtigt war, muss der Handel noch radikaler einen Paradigmenwechsel vornehmen. Es geht in der Zukunft darum, Handel als Freizeitgut zu verstehen und eine komplett andere Wertewelt und ein neues Leistungsversprechen zu erschaffen. Wie dieses erfolgen kann, ist branchen- und unternehmensindividuell zu erarbeiten und in Anbetracht der neuen Krise mehr denn je gefordert.

Die Studie gibt es hier.

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