01.08.13
Mit Handarbeit zu neuen Trends
Stricken, häkeln, nähen– die klassischen Handarbeiten sind derzeit total angesagt. Während immer mehr Online-Portale handgemachte Produkte anbieten, sind auch zahlreiche Verlage und Spielwarenhersteller auf den Do it yourself-Trend aufgesprungen.
Was vor wenigen Jahren noch als uncoole Oma-Beschäftigung galt, entwickelt sich zum beliebten Hobby – und das nicht nur bei Frauen. Zudem zeigen folgende Beispiele, dass sich ein stationäres Ladengeschäft und ein Online-Portal ideal in Einklang bringen lassen. «Stricken, bis die Nadeln glühen» lautet das Motto beim Internet-Portal «My Oma», mit Sitz in Fürth. Mitbegründerin Verena Röthlingshöfer vertreibt seit Oktober 2011 Mützen, Schals, Babywäsche und diverse andere Bekleidungsstücke – natürlich alles handgestrickt und mit dem Qualitätsmerkmal «Made by Oma» versehen. Momentan arbeiten 25 Großmütter und ein Opa für die Unternehmerin. Derzeit sei man dabei, wie die Firmenchefin betont, auch in anderen Städten Deutschlands Oma-Strickgruppen zu gründen, um somit noch mehr rüstige Rentnerinnen beschäftigen zu können. «Bei ‘My Oma‘ stehen die Großmütter und die Handarbeit im Vordergrund. Einerseits erhalten die Kunden ein handgestricktes Unikat aus bester Qualität und andererseits können sie mit dem Kauf die ältere Generation unterstützen. Denn jede Strickoma wird pro Auftrag entlohnt», bringt Röthlingshöfer ihr Erfolgsgeheimnis auf den Punkt.
Das Konzept von «My Oma» hat sich auch der Stuttgarter Frechverlag zu eigen gemacht, indem er unter seiner bewährten Marke Topp das Buch «Wollrausch – das My Oma Strickbuch» von Verena und Jörg Röthlingshöfer in sein Programm aufgenommen hat. Damit kann der Nachwuchs nun seine eigenen Unikate selbst stricken und mit einem der schicken Labels versehen. Im Buch sind zwölf Anleitungen – u.a. für Mützen, Schals und Stulpen – sowie drei «My Oma»-Wäschelabels zum Annähen enthalten. Ebenfalls für kreative Köpfe eignet sich das Topp-Buch «Häkel mit! – Die Kinderhäkelschule» von Franziska Heidenreich. Dank einer ausführlichen und reich bebilderten Grundanleitung können sich Mädchen und Jungen hiermit an alle möglichen Häkelprojekte heranwagen. Nach aufsteigendem Schwierigkeitsgrad entstehen so Schnürsenkel, witzige Monster, Mützen und Taschen, Puppenkleider, Adventskalender sowie vieles mehr. Mit leuchtenden Farben und witzigem Design bescheren die Modelle der Autorin großes Häkelvergnügen. Für eine aufmerksamkeitsstarke Präsentation im Handel stellt der Frechverlag verschiedene Displays zur Verfügung.
Selbstgemachte Unikate
Bei der Stuttgarter Firma «Oma Schmidt’s Masche» stehen, wie auch bei «My Oma», neben der Strick- und Häkelmode die Rentnerinnen im Mittelpunkt. Anstatt den wohlverdienten Ruhestand zu genießen, kreieren die motivierten Seniorinnen, die sich durch die Arbeit bei Inhaber Manfred Schmidt ihre Rente aufbessern, die Trends von Morgen. Das Unternehmen geht auf seine Großmutter Theresia zurück, die vor ein paar Jahren selbst zu Nadel und Faden gegriffen hat. Die Würzburgerin kleidete ihre Puppen in Selbstgestricktes und häkelte kleine Täschchen, die sie dann immer ihrem Enkel nach Stuttgart schickte. Irgendwann steckte dieser ein Handy hinein – und die Idee zu «Oma Schmidt’s Masche» war geboren. Im Sommer 2006 eröffnete der gleichnamige Shop im Internet. Dort gibt es laut Schmidt inzwischen alles zu kaufen, was man häkeln oder stricken kann – sogar einen Woll-Cheeseburger. Momentan werden einige Prototypen nach echten Vorlagen angefertigt. So könnte beispielsweise bald der Papa sein Lieblingsauto für den Nachwuchs stricken lassen. «Handarbeiten sind momentan so angesagt, da damit durch die selbst ausgesuchten Materialien keine Massenprodukte hergestellt werden», erklärt Manfred Schmidt. Weiter betont er, dass es ein Hobby sei, das man zu jeder Tages- und Nachtzeit ausführen könne – für viele habe es zudem eine beruhigende Wirkung.
«Schnapsidee» mit Potenzial
Auf Handarbeit, genauer gesagt, auf das Häkeln, haben sich auch zwei Jungunternehmer aus Oberfranken spezialisiert: Während eines Skilehreraustausches vor vier Jahren in Japan wurden Thomas Jaenisch und Felix Rohland von einer Kollegin in die Kunst des Häkelns eingeführt – was als «Schnapsidee» begann, entwickelte sich zu einer erfolgreichen Geschäftsidee. Ihr Ziel: mit der Marke My Boshi und dem Anleitungs-Buch «My Boshi– Mützen und mehr» die Bestsellerlisten erobern. Zurück in Deutschland gründeten sie am 1.3.2009 ihre eigene Firma, zwei Tage später verkauften sie ihre erste «Beanie». Allein im vergangenen Jahr haben sie 20000 Mützen an den Mann bzw. die Frau gebracht. Zeit zum Selberhäkeln bleibt den Männern inzwischen keine mehr – unterstützt werden sie von 30 Omis aus ihrer Heimatstadt und Umgebung. Seit Herbst produzieren die Mützen-Macher auch ihre eigene Wolle, da ihnen die klassischen Farben aus den Woll-Läden allesamt zu düster gewesen sind. Absolut angesagt seien, wie sie betonen, momentan Neon-Farben.
In enger Zusammenarbeit mit der Firma «My Boshi» steht auch das Nürnberger Unternehmen Noris-Spiele, das über ein umfangreiches Sortiment an Kreativ-Produkten verfügt. Ab Herbst wird es zudem, getreu dem Motto «Strick dich schick», mit der «Kreastrick»-Linie sechs verschiedene Sets rund um die «Strick-Liesl» anbieten. Ob Freundschaftsbändchen, Halsketten und Schlüsselanhänger oder Handytasche – mittels der detaillierten Anleitung können all diese Accessoires entweder mit der beiliegenden Strick-Liesl oder mit «normalen» Stricknadeln angefertigt werden.
Genügend Nachschub, was kreative Handarbeitsprodukte und -sets betrifft, liefert auch der Kölner NGV-Verlag, bei dem Produkte rund um die Themen Häkeln, Nähen und Stricken momentan ebenfalls im Fokus stehen. Beim Titel «Kreatives Nähen» laden über 30 erprobte Nähprojekte zum Selbermachen ein. Ob edle Accessoires, angesagte Mode oder Dekoratives für drinnen und draußen – dank ausführlicher Schritt-für-Schritt-Anleitungen ist er auch für Anfänger verständlich. Ebenfalls für all diejenigen, die neu vom «Handarbeits-Virus» befallen sind, eignet sich das Buch «Stricken». Während das Produkt alle wichtigen Grundlagen, Maschen und Techniken erklärt, werden auf der beiliegenden DVD die wichtigsten Methoden anschaulich vorgeführt.
Ob selbst bestellt oder mit eigenen Händen kreiert – aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten kann wirklich jeder am Handarbeits-Trend teilnehmen.