11.04.14
Wettstreit der Baumeister
Das Leben im «Burgenland» floriert. Allerorts entstehen neue Häuser und Paläste. Die Spieler wetteifern dabei um die wenigen Bauplätze – und so kommt es immer wieder zu Engpässen und Querelen.
Überall beherrschen trutzige Burgen die Wälder – und mittendrin prangt der Königshof. Die wehrhaften Mauern sind etwas in die Jahre gekommen und daher sind nun Modernisierungen und Verschönerungen im Burginneren angesagt. So entbrennt ein Architektenwettstreit. Jeder möchte neue Mauern errichten, den Wohnraum vergrößern, gar Paläste bauen oder auch Brunnen ausheben – und das schneller als die Konkurrenz.
Die Spieler haben verschiedene Bauaufträge in Form von Mauern, Häusern, Palasttürmen und Brunnen. Wer zuerst alle seine Verpflichtungen erfüllt hat, gewinnt. Das ist sehr elegant gelöst, denn für jeden Auftrag gibt es einen entsprechenden, passend geformten und farblich unterscheidbaren Holzstein. Wer zuerst alle eigenen auf dem Plan, d.h. in den Burgen, verbaut hat, ist Sieger. Da jeder seine Steine verdeckt hält, weiß man mit der Zeit nie so genau, wer noch weit von seiner Erfüllung entfernt ist oder wer schon kurz vor der Vollendung und damit vor dem Sieg steht. Das ist ein sehr spannendes Spielmoment. Bis zum Schluss bleibt zumeist offen, wer (manchmal überraschend) gewinnt. Der entsprechende Spieler muss nur beweisen, dass er keine Steine mehr zu verbauen hat.
Vielfalt an Möglichkeiten
Die Burgen sind mit einem verzweigten Wegenetz verbunden. An jedem Kreuzungspunkt steht ein andersfarbiger Grenzstein. Wer in einer Burg bauen möchte, muss insgesamt vier Karten in Farben benachbarter Grenzsteine abgeben. Diese Farbkarten sind also der Motor des Spiels. Man sammelt sie für einen optimalen Einsatz. Dabei wird ständig analysiert, wie man mit den eigenen kostengünstig Aufträge erfüllen kann und welche Boni ausgeschüttet werden. Neben dem Verbauen der eigenen Steine, was einen immer dem Ziel näher bringt, liegt Erfolg im Detail. Da gilt es zunächst verschiedene (einfache) Bauregeln zu beachten. So darf ein Wohnhaus nur dann errichtet werden, wenn zuvor eine Mauer in der gleichen Burg gebaut wurde. Beim Errichten eines Palastes müssen zusätzliche Kosten gestemmt werden, die aber zu verschiedenen Zeitpunkten während des Spiels unterschiedlich teuer ausfallen. Und es gibt viele kleine Vorteile bei der Fertigstellung von Gebäuden oder durch Bonusplättchen. Da werden Bedingungen aufgehoben, es gibt Jokerkarten oder zusätzliche Bauplätze. Mit diesen vielen kleinen Gestaltungsmöglichkeiten gilt es geschickt zu jonglieren und sich so wertvolle Vorteile zu verschaffen. Wer nicht zum Zuge kommt, kann aber immer für teuren Karteneinsatz in der Königsburg werkeln.
Familientaugliches Taktikspiel
Vom Spielgefühl werden viele kleine Wettläufe um günstige Bauplätze und letztendlich um den Gesamtsieg ausgefochten. Das hält die Spannung stets auf hohem Niveau. Autoren und Verlag legen hier ein richtig gutes Familienspiel vor, dass aus meiner Sicht in die große Tradition der Ravensburger mit «Sagaland», «Scotland Yard» oder «Das verrückte Labyrinth» einzuordnen ist, noch dazu in modernem Design von überschaubarer Dauer und vielen Wechselwirkungen zwischen den Teilnehmern. Lediglich die Grafik, vor allem beim Cover, ist mir zu sehr im Comic-Stil gehalten. Bauchige Burgen und krakeelende Handwerker mögen zwar das Spielgefühl treffen, sind für mich aber eher ein Signal für ein Kinderspiel und das ist «Burgenland» nun ganz und gar nicht! (pen)
Autoren Inka und Markus Brand
Anzahl 2 bis 4 Spieler
Dauer ca. 60 Minuten
Bewertung
+ sehr spannendes Familienspiel
+ trotz Glück beim Kartenziehen gibt es viele Entscheidungsmöglichkeiten
+ zu zweit ist der Einfluss besonders groß
+ viele kleinere Mechanismen greifen optimal ineinander
O Covergrafik spricht nicht unbedingt die Zielgruppe an