27.12.17

Die digitale Zukunft des Handels

Das Kaufverhalten der Kunden hat sich geändert – Auch der stationäre Handel muss deshalb die Digitalisierung für sich nutzen.

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Noch im Ladengeschäft dem Alltag entfliehen – dabei könnten VR-Brillen helfen. Photo: Pixabay

 

HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth ist sich sicher: „Die Grenzen zwischen stationärem Handel und E- und Mobile-Commerce verschwimmen immer weiter. Omnichannel ist das Schlagwort, das Ziel die nahtlose Costumer-Experience über alle Kanäle hinweg.“ Handel und Digitalisierung – viele denken dabei sofort an Plattformen wie Amazon und Zalando. Doch auch der kleine Händler von nebenan muss Wege finden, um weiterhin zu bestehen.

Inzwischen bieten zahlreiche Anbieter eine Lösung für kleine Unternehmen an, für die sich ein eigener Webshop nicht lohnt. Der Online-Marktplatz Locamo ermöglicht dem Einzelhandel z. B. eine umfassende Eintrittsmöglichkeit in die digitale Welt, unterstützt dabei aber auch gleichzeitig regionales und bewusstes Einkaufen. So können Fachhändler ihre bestehenden Standorte stärken und gleichzeitig den Online-Markt neu oder zusätzlich erschließen.

Digital und stationär punkten

Dass Shoppen im Internet auch seine Tücken hat, zeigt eine E-Commerce-Studie von Pitney Bowes: Zwar kaufen 94 % aller befragten Verbraucher online ein und in Deutschland sind es sogar 99 % – allerdings waren auch 47 % der Online-Shopper unzufrieden mit den Ergebnissen der vergangenen Weihnachtseinkäufe. Der Grund: Probleme mit Lieferung und Rückgabe, verlorene Produkte sowie falsch berechnete Abgaben und Zölle. Viele Online-Händler brauchen also Nachhilfe in einer Disziplin, die regionale Fachhändler meist gebührend beherrschen: dem Kunden einen zufriedenstellenden Service zu bieten.

Ein Ansatzpunkt für den stationären Handel, um Konsumenten zurückzugewinnen? Begeisterung auslösen und Emotionen wecken klappt live auf jeden Fall viel besser als im Netz. Doch auch am Point of Sale schreibt die Digitalisierung zunehmend die Regeln neu. Broschüren, Deckenhänger und Co. werden z. B. von Bildschirmen oder Terminals abgelöst, an denen sich Kunden informieren können. Aber auch virtuelle Regale sind im Kommen: Große Touchscreens liefern hier ein breites digitales Warenangebot wie im Internet.

Beispiele aus dem Leben

Bei Intersport am Berliner Alexanderplatz befinden sich die Kunden zwar körperlich in der Hauptstadt, dennoch wähnen sie sich in den Alpen. Möglich macht das laut Handelsblatt eine Virtual Reality Brille, mit der sie mitten im Laden einen Sessellift besteigen, im Kajak durchs Wildwasser steuern oder am Lagerfeuer grillen können. Mit solchen Angeboten möchte Intersport-Chef Kim Roether die Kunden begeistern und seine Handelskette fit für die Zukunft machen. Auch das Einrichtungshaus Rupprich aus Markt Schwaben bei München setzt laut handelsjournal auf ein smartes Erlebnis: Im digitalen Raumkino des Geschäfts sehen die Kunden, wie Farb-, Stoff- und Tapetenmuster in einem echten Zimmer wirken.

Und auch vor dem Spielwarenhandel macht die Digitalisierung nicht Halt: Bei myToys nutzt man z. B. die Visual-Analytics-Lösung Tableau, um schneller und gezielter auf Marktänderungen reagieren und neue Absatzchancen ergreifen zu können. Doch sind solche Angebote auch für kleine Händler umsetzbar? „Erst einmal klein starten und ein Medium testen, um damit Erfahrungen zu sammeln“, rät Eva Stüber von der Mittelstand 4.0 Agentur Handel in einem Artikel des handelsjournals. Dafür muss man nicht immer selbst einen smarten Helfer erwerben – viele Tools lassen sich auch mieten, allerdings entstehen hierbei natürlich auch Kosten für Hardware, Installation und Inhalte. Für viele kleinere Hersteller ist das wohl nur in Kooperation mit Herstellern machbar.