01.09.14
Flexibilität ist alles
Ob gemütlich bummeln oder gezielt einkaufen – die Kunden zieht es in die City. Das ergab das aktuelle Zahlenkompendium «Handelsdaten aktuell» der EHI. Wir haben vier Fachhändler gefragt, welche Tage bei ihnen zu den stärksten gehören und wie sie sich personell darauf einstellen.
Jürgen Gottfried (Idee+Spiel-Mitglied), «Gottfried Spielwaren & Babyartikel», Sonthofen: «Unser Geschäft liegt in einem klassischen Tourismusgebiet. Faktoren, wie das Wetter beeinflussen das Einkaufsverhalten deutlich. Dabei ist der Samstag kein besonderer Einkaufstag, daher schließen wir auch um 13 Uhr. Wer gerne an diesem Tag zum Shoppen geht, fährt nach Kempten. Hingegen ist der Montag ideal – es scheint, dass sich über das Wochenende Bedürfnisse aufstauen. Wichtig für uns ist, dass wir über Mittag durchgehend offen haben. Denn viele Einheimische nutzen die Pause für Einkäufe und Urlauber stehen gerne später auf, brunchen und kommen dann erst gegen Mittag in die Stadt.
Als hoch frequentiert und umsatzstark haben sich die verkaufsoffenen Sonntage herausgestellt – wir bieten jedes Mal dazu eine besondere Aktion an. Beim letzten Mal hatten wir z.B. «Star Wars»-Figuren als Walking Akt.
Zum Glück erweisen sich unsere Angestellten als relativ flexibel. Natürlich arbeitet keiner gern am Samstag-Nachmittag oder sonntags – auch ich nicht als Familienvater! Aber die Termine halten sich in Grenzen und die Mitarbeiterinnen ziehen gut mit. Speziell in der umsatzstärksten Zeit haben wir an den Adventssamstagen bis 16 Uhr geöffnet. Meine Einschätzung zu dem Thema Öffnungszeiten: Schafft man es ein ‘Local-Hero‘ zu sein, richten sich die Leute auch nach den Öffnungszeiten – natürlich in gewissen Grenzen. Hat das Geschäft kein gutes Image bzw. keine Zugkraft, dann nützen auch lange Öffnungszeiten nichts. Man lässt dann eher Geld liegen für die Betriebskosten.»
Sabine Kaiser (Duo Schreib & Spiel-Mitglied), «Spiel- und Schreibwaren Klaper am Markt», Salzgitter: « Unsere Kunden kommen vor allem unter der Woche zum Einkaufen, spezielle Vorlieben kann man dabei nicht festmachen. Der Samstag wird hingegen eher schwach genutzt. Das war vor wenigen Jahren noch anders, jetzt ist das sehr unberechenbar geworden. Für unsere personelle Planung ist dies ein Erschwernis, zumal wir monatliche Zeitkonten erstellen und es sich nicht vorhersehen lässt, wann wir wie viele Mitarbeiter benötigen. Unsere fünf Angestellten haben vor allem jetzt in der Zeit vor Schulbeginn viel zu tun, so dass wir abends auch mal bis 19 Uhr für unsere Kunden da sind. Festzustellen ist zudem, dass täglich ab 17 Uhr vermehrt Berufstätige und Familien in den Laden kommen. Teilweise stehen bereits die ersten Kunden um 9 Uhr vor der Ladentüre, da wir in einer ländlichen Region ansässig sind, in der die Menschen morgens zum Arztbesuch in die Stadt fahren und anschließend die Zeit für Einkäufe nutzen.
In den letzten zwei Jahren hatten wir unsere Öffnungszeiten speziell vor Weihnachten in Absprache mit der hier ansässigen Werbegemeinschaft Donnerstag und Freitag bis 20 Uhr erweitert – das hat sich gar nicht gelohnt. Gute Erfahrungen haben wir hingegen mit den Adventssamstagen. Und sehr rege werden auch die verkaufsoffenen Sonntage genutzt. Besonders freuen wir uns über die vielen Neukunden, die dann den Weg zu uns finden. Die grundsätzlich gute Stimmung in der Stadt wirkt sich auf das Einkaufsverhalten aus. Darüber hinaus findet das Late-Night-Shopping großen Anklang – gerade an solchen Tagen macht unser Job besonders viel Spaß.»
Ute Charrier (ARS-Mitglied), «Zottelbär und Lesemaus», Frankenthal: «Bei uns ist eindeutig der Freitag einer unserer umsatzstärksten Tage – hingegen sind die Samstage eher weniger besucht. Am Wochenende zieht es die Familien in die angrenzenden Städte Mannheim und Ludwigshafen, die über große Shoppingcenter verfügen, in denen auch bei schlechtem Wetter das Einkaufen bequem möglich ist. Aufgrund unserer lokalen Lage herrscht vor allem zwischen 10 und 14 Uhr ein erhöhtes Kundenaufkommen, da zu diesem Zeitpunkt der Wochenmarkt ein besonderer Anziehungsmagnet ist, von dem wir profitieren. Oftmals kommen vereinzelt Endverbraucher kurz vor Ladenschluss – auf diese Weise wird dann ein geringerer Umsatz vom Nachmittag ausgeglichen. Aus unserer Erfahrung lohnen sich verkaufsoffene Sonntage lediglich in der Zeit vor Ostern und Weihnachten, da dann gezielt Geschenke gesucht werden. Während des laufenden Jahres informieren sich die Kunden hingegen lediglich und kaufen weniger. Leider gibt es keine Absprachen zwischen den einzelnen Städten an diesen Tagen, so dass die Kundenfrequenz insgesamt darunter leidet. Grundsätzlich nehmen wir aber solche Angebote wahr, weil diese eine gute Werbung für unser Geschäft sind. Der eine oder andere Neukunde entdeckt uns auf diese Weise. Zum Glück zeigen sich unsere Angestellten sehr flexibel, was ihre Arbeitszeiten anbelangt. Doch leider können wir es uns nicht leisten, sie speziell an verkaufsoffenen Sonntagen einzusetzen. Was die Vorweihnachtszeit anbelangt, sind wir unter der Woche am Abend eine Stunde länger da – dieses Angebot wird auch dankbar angenommen. Und auch an den Adventssamstagen sind wir von 10 bis 18 Uhr anwesend, obwohl wir hier einen sehr wechselhaften Besuch verzeichnen.»
Michael Zapf (Spiel & Spass-Mitglied), «Toy Factory», Erfurt: «Laut unserer Statistik hat sich die Kundenfrequenz im Vergleich zu 2009 eher minimal in Richtung Wochenende verschoben. Jedoch gehören Freitag und Samstag nach wie vor zu den umsatzstärksten Tagen im Wochenzyklus. Auch der Montag reiht sich hier ein, da hier einige Berufsgruppen, wie z.B. die Friseure, frei haben und dann Einkaufen gehen. Generell haben wir von 10 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. Am meisten ist immer am Samstag um 11 Uhr los und unter Woche gegen 15.30 Uhr – darauf können wir uns verlassen. Es sind dann überwiegend Familien und Frauen, die unterwegs sind. Personell haben wir uns auf diese Hauptzeiten eingestellt, so dass immer ausreichend Verkäufer zur Verfügung stehen. Zum Glück zeigen sich meine Filialleiterin und unsere acht Mitarbeiter sehr flexibel, wenn es um die Arbeitszeiten geht. Die Stadt Erfurt nutzt vier verkaufsoffene Sonntage und unser Center, in dem wir angesiedelt sind, legt meist einen Sonntag abweichend von den Läden in der Innenstadt. Auch der 3.10. als Feiertag ist im ‘Thüringen Park‘ geöffnet– davon profitieren wir außerordentlich, da bereits im Vorfeld durch das Center-Management starke Werbung betrieben wird. Unter dem Jahr werden diese Tage eher zum Bummeln und Informieren genutzt, aus diesem Grund setzen wir uns dann mit Aktionen gezielt in Szene, damit sich die Verbraucher später wieder an uns erinnern. Hingegen kommen die Kunden in der Weihnachtszeit gezielt zum Einkaufen. Hier haben wir das erste Wochenende im Dezember sogar bis 24 Uhr offen.»
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