07.11.22 – Fachgeschäft des Monats
Habermanns Glückskinder, Reinheim
Marie Peter hat im Juli 2022 das Spielwarenfachgeschäft Habermann in Reinheim von ihren Eltern übernommen. Nach einer Renovierung wurde die Neueröffnung von „Habermanns Glückskinder“ erst einmal kräftig gefeiert. Das Sortiment will die Inhaberin „behutsam“ verändern.
An drei Tagen im Oktober zelebrierte Marie Peter den Neuanfang. So lockte sie die Kunden mit einem Einkaufsabend im Rahmen des „Langen Donnerstags“, Rabatten und einem kleinen Sektempfang mit verschiedenen Köstlichkeiten. Für Kinder gab es an allen Tagen einen Malwettbewerb und ein Glücksrad, ebenso Kinderschminken und Bastelangebote, was begeistert angenommen wurde.
Gegründet wurde das Geschäft im hessischen Reinheim nahe Darmstadt schon vor über 45 Jahren von Renate und Walter Habermann als „Spielwaren Habermann“ – und Marie Peter tritt nun in die Fußstapfen ihrer Eltern. „Im ersten Schritt habe ich die Marken meines Vaters übernommen, aber schon vor einiger Zeit Haba, Little Dutch und Goki mit aufgenommen und ich möchte das Sortiment behutsam noch etwas ändern, aber auch viel Altbewährtes halten“, erzählt die frischgebackene Spielwaren-Händlerin.
Geplant war die Übernahme zunächst nicht. Die ausgebildete Handelsassistentin war Abteilungsleiterin im Darmstädter Modehaus Henschel und zehn Jahre als Vertrieblerin im Außendienst tätig. Als sich Nachwuchs ankündigte und Marie Peter nicht ständig unterwegs sein wollte, reifte die Idee, das Lebenswerk der Eltern weiterzuführen.
Ausführliche Schulranzen-Beratung
Räumlich präsentiert sich das 220 m² große „Habermanns Glückskinder“, so der neue Name, wie zwei Geschäfte. Das liegt daran, dass die Habermanns schon bald nach der Gründung ein zweites Geschäft mit Korb- und Lederwaren eröffneten, und auch Marie Peter diesen Produktbereich als Schwerpunkt, außer Korbwaren, im neuen Geschäft weiterführt. Betritt man „Habermanns Glückskinder“, finden sich links Handtaschen, Koffer, Rucksäcke und Ranzen. Inspiration für das Sortiment holt sich die Händlerin zum Beispiel auf der Internationalen Lederwarenmesse im nahen Offenbach. Die ausführliche Ranzenberatung bezeichnet Peter als ihr „Steckenpferd“ und als Möglichkeit, sich von Mitbewerbern abzuheben. Bis zu einer Stunde Zeit nimmt sie sich für angehende ABC-Schützen und ihre Eltern. „Ab der nächsten Saison haben wir nun auch eine kleine Sitzecke für die mitgenommenen Begleitpersonen und eine kleine Spielecke“, erklärt sie.
Ergänzend dazu gibt es eine Schreibwarenabteilung. Der Vorteil für „Habermanns Glückskinder“ ist – neben der großen Bekanntheit – die Lage neben einer Grundschule, einer Bushaltestelle und neben dem Bahnhof. Wer nach Schulschluss noch was benötigt, hüpft schnell mal rein. Auch deshalb lohnt es sich, die lange Schaufensterfront regelmäßig umzudekorieren.
Treue Kunden sichern den Erfolg
Das breite Spielwarensortiment des Vedes/Spielzeugring-Mitglieds erstreckt sich von Produkten für Babys und Kleinkinder über Spiele, Geschenk- und Hobbyartikel bis hin zu klassischen Spielwaren von Schleich, Lego und Playmobil. Saisonal bedient „Habermanns Glückskinder“ z. B. den Schulanfang. Fasching, Halloween & Co. haben wir leider aufgegeben, da zu viele Discounter/ Drogerien mitmischen“, so Marie Peter.
Für Stammkunden hält sie eine kleine Kioskecke mit Zeitschriften und Lotto bereit. Viele treue Kunden, denen es bis nach Darmstadt zu weit ist, kommen zudem aus dem Odenwald zu ihr. Ihre Parkplätze sind kostenlos. „Das Schöne ist, dass es in Reinheim noch ein klein wenig Einzelhandel gibt“, freut sich die Händlerin. Ihren Laden wuppt sie mit einer Teilzeitkraft und drei Aushilfen im Verkauf. Auch die Eltern packen jetzt in der Übernahmephase mit an. Ein sogenanntes Erfolgsrezept gibt es bei ihr nicht: „Wir machen einfach gerne, was wir tun. Außerdem finde ich, dass bei uns ein angenehmes Klima herrscht. Ich versuche, alles recht persönlich zu halten. Und ich habe alle Mitarbeiter meines Vaters übernommen“, betont Marie Peter.
Anhaltende Verunsicherung
Da Marie Peter sich selbst sehr gern in den sozialen Medien bewegt, nutzt sie das Potenzial von Instagram schon seit Beginn der Coronakrise, um den Laden zu vermarkten und mit den Leuten zu kommunizieren. Kunden nehmen die Möglichkeiten wahr, Produkte zu reservieren oder anzufragen, ob diese oder jene Artikel vorrätig sind. Während der Ladenschließungen fuhr das Team mit einem kleinen Oldtimer Mini Pick up herum und lieferte Ware aus. „Leider bin ich ja erst seit Beginn der Coronazeit so richtig dabei und musste deshalb vieles online ordern. Ich freue mich auf die Zeit, wieder auf Messen zu gehen und Ware zu sehen und zu fühlen“, so die Händlerin vorfreudig.
Aber die derzeitigen Krisen lassen sie nicht unberührt, Inflation und Strompreise verunsichern, obwohl es doch jetzt eigentlich richtig losgehen soll. Was sind die aktuell größten Herausforderungen in der Spielwarenbranche? „Große Online-Händler, Marken, die ihre Artikel überall zu Schleuderpreisen anbieten lassen und einem dann als kleinen Händler nicht mit Rücknahmen oder Ähnlichem helfen, dass die Kunden noch mehr auf die Preise schauen werden, steigende Nebenkosten und keine Hilfe vom Staat“, fasst Marie Peter zusammen.