01.01.14 – vor Ort

Konzentration auf eigene Stärken

Zwei Beispiele ganz besonderer Art stellen wir in unserer Reportage vor. Neben der Neueröffnung von «Habakuk» in der Limburger «Werkstadt» berichten wir über den erfolgten Umbau von «Spielwaren Kurtz» direkt in Stuttgart. Beide zeigen eine zeitgemäße und vielversprechende Orientierung am Kunden.

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Großzügig und barrierefrei zeigt sich der Eingangsbereich im neuen «Habakuk» in Limburg.

 
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Dank der idealen Lage kann sich das Spielwarengeschäft über eine rege Frequenz freuen.

 
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«Handel ist Wandel» bringt es Edith Winter, präzise formuliert, auf den Punkt.

Die Geschäftsführerin des 180 Jahre alten Vedes-Fachgeschäftes«Spielwaren Kurtz» weiß genau: «Wer heute stehen bleibt, wird schnell abgehängt.» Und so ist es nachvollziehbar, warum das traditionsreiche Geschäft am Stuttgarter Marktplatz über Generationen hinweg zu einer festen Institution geworden ist. Vor allem Stammkunden gehen gerne «zum Kurtz» – nicht nur, wenn ein konkreter Bedarf vorhanden ist, sondern auch einfach mal nur zum Bummeln. Denn stets hat man sich darauf konzentriert, den Anforderungen seiner Kunden in einem hohen Maß gerecht zu werden. Seit Mitte November nun, und damit pünktlich zum Weihnachtsgeschäft, erstrahlen die Verkaufsräume im neuen Glanz. Durch den erfolgten Umbau, der rund sechs bis sieben Monate in Anspruch nahm, ist für die Kunden ein «Entdeckerhaus entstanden, das etwas ganz besonderes bietet», wie es Bernd Stocker, geschäftsführender Gesellschafter, darstellt. Natürlich wurde die Neueröffnung gebührend gefeiert: Neben tollen Angeboten gab es auch viele Aktionen, bei denen gemalt und gebastelt werden konnte. Zur Freude der Kinder waren ein lebensgroßer Steiff-Teddybär, ein Hase der «Sylvanian Familiy» und «Darth Vader» zu Gast.

Nach Meinung von Bernd Stocker sei es eine der größten Herausforderungen für den modernen Fachhandel, schnell und innovativ zu sein, um sich stärker von gängigen Angeboten abzuheben.

Mit dem Umbau habe man auf diese Anforderungen reagiert. «Wir wecken durch besondere Produkte und durch spezielle Dienstleistungen Emotionen und kreieren auf diese Weise neuen Bedarf», führt der Fachmann aus. Dass diese Kriterien in dem neuen Haus auf ganzer Linie umgesetzt wurden, wird auf den ersten Blick deutlich. Tradition und Moderne verbinden sich nun zu einem einzigartigen, hellen und freundlichen Ambiente. Während man zum einen mit klassischen Deko-Elementen Erinnerungen an die Kindheit der Erwachsenen weckt, bietet man dem Nachwuchs ein trendiges Angebot, das mit der Zeit geht. Beim Ladenbau wurden auch Antiquitäten stimmungsvoll eingesetzt. Zudem spielen zahlreiche liebevolle Details bei der außergewöhnlichen Inszenierung eine entscheidende Rolle. Insgesamt sollen sich sowohl große, als auch jüngere Kunden in den Verkaufsräumen rundum wohlfühlen. Aus diesem Grund wurde die gesamte, über 1000 m² große Fläche, in vier übersichtliche «Erlebniswelten» aufgeteilt.

Im zweiten Obergeschoss befindet sich der «Zauberwald», der mit seinem grünen Teppichboden, Birkenstämmen und einem Baumhaus eine ganz besondere Atmosphäre hervorruft und zum Spielen, Basteln und Lesen einlädt. In der Leseecke können Kids, mit idyllischem Blick auf die Stiftskirche und die Markthalle, Hörspiele genießen. Wer mag, der flitzt von hier aus über eine komfortable Rutsche direkt ins «Traumland», das sich eine Etage tiefer befindet. Dort gibt es alles für Babys und Kleinkinder: Neben Holzspielsachen und Plüschfiguren wird auch Bekleidung angeboten. Speziell hier hat man das Sortiment erweitert, um nun auch namhafte Marken wie z.B. Kanz, Steiff und Pampolina bis zur Größe 104 anbieten zu können. Mütter und Väter haben auch die Möglichkeit, sich in der angegliederten Kaffee-Lounge zu entspannen. Bei «Girlie & Trend» im Erdgeschoss geht es hingegen bunt zu. Hier steht alles zur Auswahl, was Puppenmamas glücklich macht. Für weibliche Teens und Teenager wird Glamouröses angeboten. Darüber hinaus stehen an dieser Stelle nette Kleinigkeiten für Kindergeburtstage zur Auswahl. Außerdem befindet sich, zentral im Eingangsbereich gelegen, eine Aktionsfläche mit wechselnden aktuellen Themen. Ein besonderes Highlight stellt auf jeden Fall das Karussell dar, das beim Nachwuchs hoch im Kurs steht. Vor allem Jungen und ihre Väter spricht hingegen die reich bestückte Technikwelt im Untergeschoss an. Alle Abteilungen und Regale können komfortabel und barrierefrei erreicht werden. Ein durchdachtes Lichtkonzept sorgt für die richtige Ausleuchtung der einzelnen Warengruppen. Um sämtliche Belange in allen Abteilungen kümmern sich rund 50 Mitarbeiter. Alle sind stets darauf bedacht, Konsumenten das passende Produkt anbieten zu können, das sich von der Massenware abhebt. «Natürlich wird dies immer schwieriger, da die Kunden immer anspruchsvoller werden. Zudem fehlt es der Branche an wirklichen Innovationen», führt Edith Winter aus.

Dass sich die mit dem Umbau zusammenhängenden Anstrengungen und Investitionen durchaus gelohnt haben, ist sich die Geschäftsleitung von «Spielwaren Kurtz» sicher, denn über einen einbrechenden Umsatz in «schwierigen Zeiten» kann man sich in Stuttgart nicht beschweren.

Ganz im Sinne des Verbrauchers

Ebenfalls rund ein halbes Jahr nahm auch die Planungs- und Bauphase von «Habakuk» in Limburg in Anspruch – investiert wurden dabei rund 750 000 €.

Die neue, Anfang November eröffnete Filiale, einem Unternehmen der AMB Group, geführt durch Hauptgeschäftsführer Robert Adolf, ist, im Gegensatz zur Niederlassung im rund 43 Kilometer entfernten Hachenburg, in einem Shoppingcenter angesiedelt. Diese wurde in den Hallen des ehemaligen Bundesbahnausbesserungswerkes errichtet. Das gesamte Zentrum der «Werkstadt» erstreckt sich über ein Areal von 75 000 m² und bietet Platz für zahlreiche Einzelhandelsgeschäfte. «Zudem ist die Lage unseres, rund 900 m² großen, ebenerdigen Geschäftes ideal, da sich das Center in unmittelbarer Nähe zum Zentrum von Limburg sowie zum Hauptbahnhof befindet», erläutert Geschäftsführer Reinhard Adolf. Sowohl er, wie auch Lars Adolf, als Mitglied der Geschäftsleitung für Marketing und PR zuständig, sehen diese Faktoren als großen Vorteil: «In einem Shopping-Center erreichen wir eine überaus vielschichtige Anzahl von Zielgruppen.» So würden gerade Familien am Wochenende das vielfältige Angebot wahrnehmen, das ihnen hier geboten wird – u.a. stehen, neben vielen Einkaufsalternativen in der Einrichtung, auch Freizeitmöglichkeiten wie Indoor-Fußball und Elektro-Kartbahn zur Verfügung. Neben den klassischen Stammkunden wählen zudem viele Endverbraucher den Weg in die «Werkstadt», um dort auch Freunde und Bekannte zu treffen. Darüber hinaus spricht das Portfolio gezielt Jugendliche und Schüler an. Großzügige 6 m Schaufensterfläche wecken bei allen Zielgruppen Lust auf einen Bummel durch das Spielzeuggeschäft. Obwohl es allein im unmittelbaren Umfeld fünf weitere Spielwarenanbieter gibt, sieht sich «Habakuk» an diesem Standort durchaus bestätigt – gerade die Kundenstruktur bestätigt das Konzept. Dieses stellt sich ganz bewusst nicht als Kopie des Hachenburger Ladens dar, vielmehr habe man sich der hessischen Kreisstadt tendenziell am aktuellen Verbraucherbewusstsein ausgerichtet.

Im Mittelpunkt des Portfolios des Idee+Spiel-Händlers stehen bekannte Marken, wie z.B. Lego, Playmobil, Ravensburger, Schmidt Spiele und Schleich. Im Gegensatz dazu setzt «Habakuk» aber auch bewusst bei der Sortimentszusammenstellung auf kleinere Hersteller. Mit deren Produkten will man sich eine wichtige Nische erarbeiten, um sich gezielt abzusetzen. Wie Filialleiter Peter Elting betont, sehe man es «besonders im Fachhandel als wichtige Aufgabe an, neben großen Herstellern gerade auch individuellere Produkte zu präsentieren.» Einen besonderen Stellenwert nimmt beispielsweise das Spiele- und Bücher-Angebot ein. Hier legte man bei der Gestaltung der entsprechenden Abteilung großen Wert auf eine kundenfreundliche und übersichtliche Darstellung mit Lese- und Spielenischen, die ausdrücklich zum Ausprobieren einladen. «Erfreulicherweise haben Teile der Industrie ein offenes Ohr und unterstützen uns dabei», freut sich Reinhard Adolf. Grundsätzlich war es dem Team sehr wichtig, ausreichend Raum für Kinder und Familien zu lassen, die ihren Aufenthalt in dem Spielwarengeschäft genießen sollen. So gibt es z.B. ein großes «Quadro»-Spielhaus für die jüngeren Besucher und eine Aufenthalts-Lounge mit Palmen für Eltern und Großeltern. Dieser Bereich wird gleichzeitig genutzt für Vorträge und Workshops, die in regelmäßigen Abständen angeboten werden. Auch der barrierefreie großzügige Eingangsbereich, der eine Durchgangsbreite von rund 8 m aufweist, ermöglicht einen komfortablen Zugang. Unmittelbar danach finden Konsumenten Geschenk- und Impulsartikel, während sich dann mit Firmen wie Bruder, Siku, Revell und Märklin spezielle Warengruppen für Jungen finden. Anschließend werden dann mit einem Lego Instore-System und einer großzügigen Playmobil-Fläche Spielwaren angeboten, die auch Mädchen ansprechen. Die seitlich angeordneten Kassen lassen ebenfalls genügend Raum. Hier befindet sich zudem die Geburtstagsboxen-Wand. Ein Highlight bildet die «Baby-Welt» – auf ca. 200 m² werden vor allem junge Eltern fündig, die ein Grundangebot für die Erstausstattung des Nachwuchses suchen. Neben Möbeln von Kids Mill und Kinderwagen verschiedener Marken gibt es auch Auto-Sicherheitssysteme von Römer, Kiddy und Dorel. Darüber hinaus findet sich alles für den Tagesbedarf der jüngsten Familienmitglieder. «Mit dieser Abteilung wollen wir gezielt auf unser noch breiter aufgestelltes Angebot in Hachenburg aufmerksam machen», führt Reinhard Adolf aus.

Um die Frequenz im Geschäft zusätzlich zu stimulieren, nutzt «Habakuk» auch eine dem Laden gegenüberliegende Fläche. In dem gastronomischen Bereich mit unterschiedlichen Angeboten nutzt das Team, das sich aus neun Personen zusammensetzt, eine Sonderplatzierungsfläche, um wechselnde Spielanregungen zu bieten. Mit einem weiteren kräftigen Schub in Sachen Kundenströme rechnet man noch in diesem Jahr, denn dann wird der nunmehr dritte Bauabschnitt des Geländes in Angriff genommen. Dort entsteht das technische Mitmach-Museum «Mechanikum», das Schulen und Familien aus der weiteren Umgebung nach Limburg in das Shopping-Center und damit auch zu «Habakuk» führen wird.