01.02.14
Mit Fingerspitzengefühl zum Erfolg
Auf rund 60 m2 Fläche begann vor 12 Jahren eine Erfolgsgeschichte, von denen es im Spielwarenhandel nur wenige vergleichbare gibt. Heute verfügt das Vedes-Mitglied «Pfiff Toys» in Südtirol über neun Filialen und hat sich dort zu einer festen Institution etabliert – auch über die Grenzen hinaus.
Aus der «Not heraus» gründeten Paul und Bettina Graus 1992 im idyllischen Ort Wiesen bei Sterzing einen kleinen Spielzeugladen. Die gemeinsamen Kinder Jannik und Janina, zu diesem Zeitpunkt sechs und acht Jahre alt, hatten den Leiter einer Südtiroler Skischule und seine Frau dazu motiviert, Spielwaren anzubieten. «Wir hatten Probleme, für unseren eigenen Nachwuchs das geeignete Spielzeug zu finden, denn es gab einfach kein passendes Angebot im Umkreis. Was also lag da näher, als selbst ein derartiges Geschäft zu gründen?», folgert der tatkräftige Händler. Am Anfang habe man das Sortiment bei «Pfiff», wie das Geschäft anfangs hieß, «nach bestem Wissen und Gewissen» zusammengestellt.
Es waren vor allem hochwertige Holzspielwaren, aber auch Modeschmuck, die in dem ersten Laden ihre Abnehmer fanden. Rasch wurde die Nachfrage größer, so dass man bereits drei Jahre später die Verkaufsfläche mit einem Umzug am gleichen Ort im «City Center» auf nunmehr 100 m2 erweiterte. «In Südtirol bestand einfach Nachholbedarf», erklärt der Geschäftsmann, der zu diesem Zeitpunkt den Namen seines Geschäftes in «Pfiff Toys» änderte, da man sich nun gänzlich auf Spielwaren konzentrierte. Das Sortiment wurde bei dieser Gelegenheit ebenfalls umgestellt, so spielten Marken von Anfang an eine große Rolle und man bot alles an «was Rang und Namen» unter den Herstellern hat. In den ersten Jahren profitierte man vor allem von einem strategisch günstigen Standort nahe der österreichischen Grenze sowie der schwachen Lire, was dem geschäftlichen Erfolg sehr zuträglich war. Zahlreiche Kunden reisten zudem aus dem Nachbarland an, um im Laden von Bettina und Paul Graus Produkte für ihre Kinder zu kaufen. Mit einer Filiale in der Altstadt von Sterzing entschlossen die Händler sich dann schließlich zur Expansion ihres Unternehmens. Während diese ebenfalls nur rund 100 m2 umfasste, verfügten die in den Jahren danach erfolgten Neueröffnungen alle über wesentlich mehr Fläche.
Auf dem Weg zur Filialisierung
Ab 2004 sah sich «Pfiff Toys» in der glücklichen Lage, dass man zahlreiche Immobilienangebote erhielt, ohne sich angestrengt darum zu bemühen. «Wir haben nie selbst nach neuen Standorten suchen müssen, sondern wurden stets als kompetenter Spielwarenanbieter für die jeweiligen Zentren angesprochen und schließlich auch gewonnen», betont Ehemann Paul. Und so bezog das rasant expandierende Unternehmen schließlich 2004 in Latsch im «Herilu» den mit 400 m2 bisher größten Laden. Anschließend ging es zügig weiter: In den Jahren danach folgten im «Maxi Mode Center» in Eppan, im «Bika Center» in Bruneck und im «Outlet Center» in Brenner weitere Stores. 2010 schließlich galt es rund 500 m2 Fläche im «Maxi Mode Center» in Vahrn zu gestalten. Zwei Jahre später gab es wiederum gleich doppelten Grund zur Freude, denn mit einer Filiale in Lana im «C&C Amort» sowie einer weiteren im Algunder«Maxi Mode Center» konnten die bis dato größten Geschäfte, mit rund 700 m2 Fläche, der Unternehmensgruppe ihre Eröffnung feiern.
«Wir ziehen an einem Strang und das geht überraschend gut.»
Seit drei bzw. seit einem Jahr unterstützen nun Sohn Jannik und Tochter Janina ihre Eltern – sehr zur Freude von Paul und Bettina Graus. «Unsere beiden Kinder sind ja gewissermaßen mit den Geschäften groß geworden und so hat es sich glücklicherweise ergeben, dass sie ihre berufliche Zukunft hier mit uns sehen», führt Bettina Graus aus. Dank genau definierter Aufgabenbereiche kommt man sich bei der täglichen Arbeit auch nicht in die Quere, ganz im Gegenteil: «Wir ziehen an einem Strang und das geht überraschend gut», betont die Geschäftsfrau. Bei allem beruflichem Engagement gilt für die ganze Familie, dass man geschäftliche und private Interessen strikt voneinander trennt. Während der Seniorchef als Geschäftsführer die Verantwortung trägt und sich um personelle Angelegenheiten und den Verkauf sowie Einkauf kümmert, teilen sich seine Frau und sein Sohn den umfassenden Bereich Einkauf. Jannik kümmert sich zudem um Shopgestaltung und -konzept. Nach ihrem betriebswirtschaftlichen Studium ist Tochter Janina jetzt für Marketing und Controlling zuständig.
Genau definierte Ansprüche
Fast alle Filialen von «Pfiff Toys» befinden sich in großen Einkaufszentren. «Unsere konzeptionellen Vorstellungen lassen sich einfach nicht in Innenstadtlagen realisieren», betont Jannik Graus. Der Familie ist es vor allem wichtig, dass sich alle Geschäfte durch einen attraktiven Standort auszeichnen und in interessanten Einkaufslagen angesiedelt sind. Darüber hinaus spielt die leichte Erreichbarkeit durch genügende Parkmöglichkeiten eine wichtige Rolle bei der Entscheidung. So wollen die Inhaber es den Kunden ermöglichen, möglichst komfortabel in ihre Filialen zu kommen. Auf Barrierefreiheit wird großer Wert gelegt, um sowohl Eltern mit Kinderwagen, als auch der älteren Generation einen stressfreien Einkauf zu ermöglichen. Insgesamt sollen sich alle Kunden bei ihrem Einkauf wohlfühlen. Ein helles, freundliches Regalkonzept in Gelb und Orientierungshilfen durch Marken-Leuchten sowie eine logisch-aufgebaute Sortimentseinteilung erleichtern den Einkauf.
Zudem kümmern sich insgesamt 50 Angestellte freundlich und kompetent um die Wünsche der Verbraucher. Auch in den größeren Filialen steht ein gewisser Beratungsservice an erster Stelle. Großen Wert legt man hier auf die Ausbildung von Lehrlingen, wie Paul Graus in diesem Zusammenhang betont: «Unsere Mitarbeiter sind stolz darauf, bei uns arbeiten zu dürfen».
Durchdachte Sortimentsgestaltung
Auch in Sachen Sortimentsgestaltung hat sich «Pfiff Toys» einen besonderen Stellenwert erarbeitet. Diese ist in allen Filialen weitgehend identisch, lediglich kleinere Anpassungen aufgrund der räumlichen Gegebenheiten werden vorgenommen. Dabei erfordert insbesondere die Tatsache, dass man sowohl den deutschen als auch den italienischen Geschmack seiner Kunden treffen muss, der bisweilen auseinanderdriftet, ein besonderes Fingerspitzengefühl. Besonders Letztgenannte bevorzugen u.a. actiongeladene und spannende Spielwaren wie beispielswiese Sammelfiguren. Zudem orientieren sich die Wünsche italienischer Kinder und ihrer Eltern stark an werblichen Aktivitäten in Print und TV, so dass ein hohes Maß an Flexibilität gefordert ist. Auch hinsichtlich des Preisgefüges ist das richtige Handling bei der Zusammenstellung des Warenangebotes entscheidend – beide Kriterien tragen wesentlich zum Erfolg des Unternehmens bei.
«Unser gemeinsames Anliegen ist es, unsere Kompetenz in diesem Bereich zu vermitteln», führt Paul Graus aus. Dass dies gelingt, zeigt nicht nur die hohe Zahl an Stammkunden, die regelmäßig in den verschiedenen Niederlassungen vorbeikommen. Natürlich profitiert man auch von den vielen Touristen, die bei «Pfiff Toys» für ihren Nachwuchs das eine oder andere Spielzeug kaufen. Einige davon planen in ihren Ferien auch ganz gezielt einen Besuch in einem der Geschäfte ein, da sie dort eine unvergleichlich hohe Sortimentsdichte vorfinden, das keine Wünsche offen lässt. Neben einer großen Auswahl an Markenprodukten, darunter klassische Spielwaren wie Puppen, Modellautos, Konstruktionsspielzeug und Brettspielen, nehmen vor allem auch Lizenz- und Trendartikel einen hohen Stellenwert ein.
Soziales Engagement
Nicht nur aus diesem Grund hat sich das Unternehmen heute in ganz Südtirol einen ausgezeichneten Ruf erarbeitet. Gerade auch die Verbindung von geschäftlichen Interessen mit einem hohen sozialen Engagement trägt zum anhaltenden Erfolg des Familienunternehmens bei. So hat man z.B. erstmals eine Weihnachtslieder-CD mit regionalen Kinderchören aufgenommen. Der gesamte Erlös aus dem Verkauf wurde schließlich an die Südtiroler Kinderkrebshilfe Regenbogen gespendet. «Der Erfolg darauf war überwältigend», freut sich Janina Graus, «zudem tragen derartige Aktion zu einem positiv besetzten Image und zur Kundenbindung bei.» Pläne für eine weitere Expansion hat die erfolgreiche Unternehmer-Familie im Moment nicht, dennoch beobachtet man den Markt aufmerksam, um nach neuen Chancen Ausschau zu halten – noch sei genügend «Luft nach oben».