Nicht nur, aber vor allem, wenn es um Modelleisenbahnen geht, kommt niemand im Umkreis vom baden-württembergischen Remshalden an „E+E Spielwaren“ vorbei. Familie Küblers Fachgeschäft ist führend in diesem Bereich und begrüßt auch Kunden, die aus ganz Deutschland z. T. hunderte Kilometer weit anreisen. Und das, obwohl sie selbst die Lage als sehr schlecht beschreibt. „In unserem Ort ist unser Laden das einzige Einzelhandelsfachgeschäft. Es liegt in einem Mischgebiet mit einem Autohaus, Wohnhäusern und Großindustrie. Wir haben also überhaupt keine Laufkundschaft. Die einzigen, die regelmäßig bei uns vorbeikommen, sind Schulkinder, die sich mit Süßigkeiten eindecken.“ Trotzdem kommen die Kunden zahlreich. Das liegt in erster Linie am umfangreichen Sortiment: „Wir bedienen Schwangere, die erstes Spielzeug für ihr Ungeborenes kaufen wollen, bis hin zu Senioren, die in eine neue Lok für ihre Modelleisenbahn investieren“, sagt Rita Küblers Mann Peter. „Außerdem haben wir neben wirklich vielen Spielwaren auch einen Lagerverkauf und Dinge für die Mütter im Programm, die mit ihren Kindern zu uns kommen, z. B. Porzellangeschenke, Lichthäuser, Taschen usw.“.

Betritt man das zweigeschossige Geschäft, das sich auf rund 800 m² erstreckt, überblickt man dank der offenen Treppe in der Mitte direkt alle Abteilungen. Es gibt einen eigenen Bereich für (Brett-)Spiele, eine Jungs-Abteilung mit Autos, Konstruktions- und Forscher-Sets, Outdoor-Produkte, Lego und Playmobil sowie eine Mädchen-Abteilung, in der v. a. Puppen angeboten werden. Dazwischen lassen sich beispielsweise die Produkte von Coppenrath finden, Steiff, Babyspielwaren und ein großer Bereich für Holzspielzeug. In einer ruhigen Ecke gibt es einen eigenen Bereich für Bücher, der von einer gelernten Buchhändlerin betreut wird. „Weil unser Geschäft aus allen Nähten platzt, räumen wir zweimal im Jahr etwa die Hälfte der Waren um und lagern Saisonware in unserem Lager, welches auch unseren Kunden zugänglich ist“ erzählt Rita Kübler. Im Frühjahr positionieren sie beispielsweise Sandspielzeug oder Fahrzeuge ganz prominent. Dafür wandern die Kaufläden ins Lager. Dieser rund 300 m² große Bereich befindet sich in der Tiefgarage im Untergeschoss, in der es auch Gebrauchtwaren gibt und in der außerdem Lagerverkäufe stattfinden. „Besonders beliebt sind unsere Lagerverkäufe zu Ostern und zu Weihnachten, bei dem wir je nach Einkaufswert Rabatt gewähren. Dann gibt es auch immer eine Verlosung, bei der kein Kind leer ausgeht“, sagt Rita Kübler. Seit Corona gibt es zudem einen Onlineshop.

Trends teilen

Das Sortiment stellt das Team von „E+E Spielwaren“ nach relevanten Marken zusammen, orientiert sich dabei aber immer an der Nachfrage seiner Kunden, an Trends und am persönlichen Geschmack. „Wir sind außerdem Teil einer WhatsApp-Gruppe mit vielen anderen Händlern und haben alle drei Wochen ein gemeinsames Online-Meeting“, erzählt Rita Kübler. „Dort posten die Mitglieder ihre Highlights, stellen Produkte vor, die sie entdeckt haben oder die sich bei ihnen gut verkaufen. Mir gefällt das Konzept, weil es einfach ist und von gegenseitiger Unterstützung lebt.“ Von der Spielwarenmesse in Nürnberg war sie dieses Jahr enttäuscht. „Die Ausbeute war mager.“

 Unterstützung bekommt Rita Kübler, die vor der Übernahme des Geschäfts eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau in Stuttgart absolvierte, von ihrem zwölfköpfigen Team, in dem sich auch Azubis finden, ihrem Mann, der Tochter, dem Schwiegersohn, dem Sohn und der Schwägerin. Das Sortiment des 1967 gegründeten Geschäfts hat sich mit den Jahren total verändert, von Eisenwaren und Elektrobedarf zu Spielwaren und Modelleinbahn/sport. Auch der Firmenname hat sich geändert von Elektro und Eisenwaren zu „E+E Spielwaren“, mittlerweile Verbandsmitglied bei der Vedes. Die Verkaufsräume wurden ausgebaut, dann wurde neu gebaut, aufgestockt. Es wurden Räumlichkeiten für Secondhand-Ware im Bereich Steiff, Modellbahnen und Modellautos geschaffen, da in diesem Bereich die Nachfrage gestiegen ist.

 Um den Kundenstamm und das Einzugsgebiet immer weiter zu vergrößern, haben Rita Kübler und ihr Team sich sehr ins Zeug gelegt. „Früher habe ich selbst Prospekte hier in der Region verteilt und Zeitungswerbung geschaltet. Inzwischen setzen wir stark auf Radiowerbung, was sagenhaft funktioniert, und inserieren in Fachzeitschriften zum Thema Modellbau“, erzählt sie.

Kleinere Hersteller wirken engagierter

Zu den Marken mit dem größten Absatz gehören bei „E+E Spielwaren“ Märklin, Playmobil, Lego, Ravensburger, Coppenrath, Steiff und Carrera. Die Zusammenarbeit mit den Herstellern beschreibt Rita Kübler als durchwachsen. „Mit manchen ganz Großen arbeiten wir nicht mehr direkt zusammen, sondern über einen Großhändler. Wir können und wollen die Anforderungen, die z. B. von Lego an uns Händler gestellt werden, nicht erfüllen und möchten uns auch nicht vorschreiben lassen, was wir ordern. Wenn man uns dann mit Rabattkürzungen droht, beenden wir die Zusammenarbeit.“ Reibungslos laufe es hingegen mit kleineren Herstellern, die auf Rita Kübler engagierter wirken.

 Groß gegen klein: Das ist es auch, was Rita Kübler auf die Frage nach aktuellen Herausforderungen der Spielwarenbranche antwortet. Weil die Absatzmärkte fehlen, befürchtet sie ein Aussterben kleinerer Hersteller und Händler. Ende vergangenen Jahres bekam sie selbst Briefe von zwei Lieferanten, die ankündigten, die Produktion einzustellen. „Ich verstehe das vollkommen“, sagt sie. „Wenn man nicht mehr davon leben kann, lohnt es sich nicht. Für uns geht es aber bestimmt irgendwie weiter.“ Diese Hoffnung scheint berechtigt, schließlich bescheinigen ihr die Kunden in den Bewertungen im Onlineshop eine fachlich qualifizierte Beratung von freundlichem Personal und jede Menge Service. Gleich drei Gründe, um wieder bei „E+E Spielwaren“ zu kaufen. Apropos Service: Wie fast überall kann man sich auch in Familie Küblers Geschäft Gekauftes als Geschenk verpacken lassen. Darüber hinaus gibt es aber auch einen Aufbau-Service z. B. für Tischkicker oder fürs Zusammenschrauben von Kettcars.

 Vor einiger Zeit sprach Rita Kübler ihren Mann an, der sogar seine freien Tage im Geschäft verbringt, ob er aufgrund seines Alters beruflich nicht etwas kürzertreten wolle. „Er hat gesagt: Weißt du, ich habe den schönsten Beruf der Welt. Ich muss einfach weitermachen.“