03.10.23 – Interview mit Christian und Daniel Krömer

„Stationär hat nach wie vor ganz klar Zukunft.“

Ende August und damit mitten im vermeintlichen Sommerloch erreichte uns die Meldung, dass Spielwaren Krömer die myToys-Fachgeschäfte der Otto Group zum 1. Oktober 2023 übernimmt und diese unter dem Markennamen Toysino fortführt. Wie es dazu kam und was sich in den Filialen alles verändert, erzählen uns die beiden Geschäftsführer Christian und Daniel Krömer im Interview.

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Christian (li.) und Daniel Krömer übernehmen mit der neu gegründeten Toysino GmbH die Filialen von myToys. Beide sind zugleich Geschäftsführer der Spielwaren Krömer GmbH & Co. KG, die in Bayern 19 Fachgeschäfte für Spielwaren und Geschenkartikel betreibt. © Toysino

 

das spielzeug: Wie kam es zur Übernahme der insgesamt 19 myToys-Filialen? Wie lange dauerte der Prozess von der ersten Idee bis zur Unterschrift unter dem Vertrag?

Christian Krömer: Das ging alles relativ schnell. Anfang Juni habe ich einen Anruf eines Händlerkollegen erhalten mit der Frage, ob er mich bei myToys ins Spiel bringen darf. Obwohl das Thema Expansion bei uns nicht auf der Agenda ganz oben stand, dachte ich mir: Das höre ich mir gerne mal an. Doch solange wir keine Unterlagen haben, können wir nicht beurteilen, ob es interessant für uns ist. So hatten wir zeitnah einen Video-Call mit der Otto Group. Relativ schnell haben wir uns dann mit Norbert Leßmann von myToys an einen Tisch gesetzt und erhielten so die wichtigsten Informationen zu jedem einzelnen Standort. Wir konnten feststellen, dass es sich bei den myToys-Filialen um gut geführte Filialen mit qualifiziertem Personal handelt. Unser Interesse war daher geweckt, eine solche Chance gibt es wohl kein zweites Mal. Allerdings war für uns von Anfang an klar: Alles oder nichts, sprich: Fällt eine Filiale weg, sind wir raus. Wir haben uns immer mehr angenähert und Mitte Juli dann eine Absichtserklärung unterschrieben. Danach ging es weiter in die Details. Den Kaufvertrag haben wir am 21. August unterzeichnet – und damit ging die Arbeit erst so richtig los. Es gab schließlich 1000 Dinge zu erledigen ...

 

das spielzeug: Zum Beispiel musste ja eine Firma gegründet und ein neuer Name gefunden werden. Was gab den Ausschlag für „Toysino“?

Christian Krömer: Auch das ging relativ rasch über die Bühne. Denn die Otto Group machte gleich zu Beginn klar, dass der Name myToys nicht verhandelbar ist. Wir erhielten den Tipp, dass es ein Maskottchen mit dem Namen Toysino gibt, das nicht geschützt ist. Auch die Website war noch frei, sodass wir uns diese gleich gesichert haben. Mit unserer neu gegründeten Firma wollten wir zudem die Verbindung zu myToys beibehalten, sodass das Wort „Toys“ unbedingt vorkommen sollte. Schließlich muss man ja auch berücksichtigen, welche Namen überhaupt noch frei sind, da bleibt nicht viel übrig.

 

das spielzeug: Wie meistern Sie die neuen Herausforderungen? Ihre Filialen haben sich ja quasi verdoppelt …

Christian Krömer: Von der Anzahl ist das richtig. Betrachten wir die Fläche, hat sich diese sogar verfünffacht. Es ist in der Tat eine Herausforderung in der aktuellen Zeit. Von Vorteil ist hier natürlich, dass wir alle Mitarbeiter übernommen haben. D. h., wir beschäftigen die rund 160 Personen von myToys mit ihren bestehenden Arbeitsverträgen weiter und profitieren so von ihrem Wissen. Auch die Zusammenarbeit mit myToys und der Otto Group ist sehr gut und sehr eng. Zu Gute kommt uns zudem unsere jahrelange Branchen-Erfahrung. Wir wissen, worum es geht und dass man Strukturen aufbauen muss.

das spielzeug: Welche Veränderungen planen Sie in den Toysino-Filialen hinsichtlich des Sortiments und des Konzepts?

Daniel Krömer: Alle Filialen werden nach dem myToys-Konzept weitergeführt. Für den Kunden wird sich daher erst mal nichts ändern. Auch am bisherigen Sortiment werden erst mal keine größeren Veränderungen vornehmen. Künftig werden wir sicherlich dem ein oder anderen Hersteller mehr Platz einräumen, da wir mit diesem in unseren Spielwaren Krömer-Filialen sehr gut zusammenarbeiten, oder auch ein paar neue Lieferanten mit aufnehmen. Was die Logistik betrifft, gibt es einen entscheidenden Unterschied: Während bei Spielwaren Krömer alles über ein Zentrallager läuft, werden wir bei Toysino mit einer Filiallieferung arbeiten. Hier kommt auch die Vedes ins Spiel …

 

das spielzeug: Mit der Vedes haben Sie sich einen starken Partner an die Seite geholt. Inwieweit werden Sie hier vom Verband unterstützt?

Daniel Krömer: Die Vedes ist für uns ein sehr wichtiger und wertvoller Partner, mit dem wir schon lange sehr zufrieden zusammenarbeiten. Die Vedes kennt das Großhandelsgeschäft wie kein anderer. Durch die Kooperation können wir zudem von vielen Leistungen des Verbands profitieren, z. B. was den Datenbereich, den Datenaustausch, den elektronischen Bestellvorgang oder das Thema Marketing angeht. Gemeinsam lassen wir Kinderherzen höher schlagen.

 

das spielzeug: Stichwort Rebranding: Bis Ende Februar sollen alle bisherigen myToys-Filialen umgestaltet werden. Wie wird die neue Marke Toysino bei den Kunden und nach außen sichtbar?

Christian Krömer: Solange wird das gar nicht dauern. Für den Kunden soll es vom ersten Tag an sichtbar sein, dass er ein Toysino-Geschäft betritt. Alle Standorte sollen daher so schnell wie möglich umgelabelt werden. Die Toysino-Website ist bereits online und auch der Online-Shop wurde rechtzeitig zum Oktober und pünktlich zum bevorstehenden Weihnachtsgeschäft einsatzbereit. Auch unser Instagram-Kanal ist schon startklar.

 

das spielzeug: Welche Erwartungen haben Sie an die Übernahme?

Daniel Krömer: Sehr große. Was uns wichtig ist: Auch wenn wir mit den Toysino-Filialen unseren Multichannel-Ansatz fahren, liegt der Fokus ganz klar auf dem Stationärsgeschäft. Wir wollen Synergieeffekte schaffen und das Beste aus beiden Firmen herausholen. Neben unseren Spielwaren Krömer-Geschäften wollen wir auch die Toysino-Filialen erfolgreich fortführen und punktuell dort, wo es geht, optimieren. Denn mit den ehemaligen myToys-Filialen haben wir gut geführte Geschäfte übernommen, keinen Sanierungsfall. Es sind aktuell schwierige Herausforderungen, aber wie heißt es so schön: „Nach dem Regen kommt auch wieder Sonnenschein“. Wir wollen schließlich auch zeigen, dass gute Konzepte auf Dauer auch stationär funktionieren. Die Spielware ist eine sehr haptische Branche und wir glauben, dass es für die Kunden auch in Zukunft wichtig ist, eine stationäre Anlaufstelle zu haben.

Christian Krömer: Die Übernahme des myToys-Stationärgeschäfts, gepaart mit unserer Expertise im Segment Spielwaren, eröffnet uns die einmalige Möglichkeit, die Marke Toysino sehr schnell einem breiten Publikum bekannt zu machen, im Markt zu etablieren und das wichtige Sortiment Spielwaren in vielen deutschen Städten zu erhalten. Ich bin überzeugt, dass wir die künftigen Toysino-Filialen gemeinsam in eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft führen werden.