28.06.16 – Statements zum Brexit
„Technische Handelshemmnisse“ drohen
Davor warnt Jens Nagel, Hauptgeschäftsführer der Außenhandelsvereinigung des Deutschen Einzelhandels e. V. (AVE):
„Für den deutsch-britischen Außenhandel ist die Entscheidung eine Katastrophe. Der folgende mindestens zweijährige Abnabelungsprozess wird nicht kurz und schmerzlos vonstatten gehen. Bereits die Neuverhandlung von Handelsabkommen wird schwierig und teuer für alle Parteien werden und ist mit einem hohen Aufwand verbunden, bei dem alle verlieren. Da die Loslösung ein bürokratischer Prozess ist, werden die wahren Effekte nicht sofort, sondern erst mittelfristig zu spüren sein.
Es drohen neue technische Handelshemmnisse, unterschiedliche Normen und Standards und eventuell sogar neue Zölle. Auch die Vorschriften zum Umwelt- und Verbraucherschutz werden perspektivisch immer weiter auseinanderdriften, mit der Folge, dass neue, aufwändige Prüfpflichten auch auf deutsche Unternehmen zukommen, die Geschäfte mit Großbritannien machen. Großbritannien ist ein Schwergewicht für den deutschen Handel: Das Land steht an fünfter Stelle unserer wichtigsten Handelspartner und ist der Markt, mit dem wir nach den USA unseren zweithöchsten Außenwirtschaftsüberschuss erwirtschaften.
Wir hoffen, dass kein Flächenbrand entsteht und nicht weitere EU-Mitgliedstaaten den britischen Weg gehen. Dazu dürfen wir in den Bemühungen nicht nachlassen, den europäischen Bürgern die Vorzüge der EU und des gemeinsamen Binnenmarktes zu erklären. Absehbar ist in jedem Fall, dass durch das Ausscheiden von Großbritannien künftig weniger Gewicht in Brüssel liegt und mehr politische Entscheidungskompetenzen in die Mitgliedsstaaten zurückverlagert werden. Unternehmen und Verbände tun gut daran, sich bereits heute auf diese veränderte Gemengelage einzustellen.“