26.06.23 – Händlerumfrage

Wo finden Sie geeignetes Personal?

Viele Unternehmen klagen, dass es aufgrund des Fachkräftemangels immer schwieriger wird, geeignetes Personal zu finden. Wir haben bei Fachhändlern unserer Branche nachgefragt, mit welchen Problemen sie in Personalfragen kämpfen und uns nach Lösungsansätzen erkundigt.

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Nils Hartfelder, „Hartfelder Spielzeug“, Hamburg:

„Der Fachkräftemangel ist eine sehr große Herausforderung. Wir bekommen zwar auf offene Stellen sehr viele Bewerbungen, aber die Qualität, die Eigenwahrnehmung und die Ansprüche passen in wenigen Fällen zusammen. Wir bilden schon immer sehr viel aus und sind dazu übergegangen, viel branchenfremdes Personal einzustellen und dann an den Einzelhandel, Schreib- und Spielware heranzuführen. In dem Zuge arbeiten wir auch viel mit der Agentur für Arbeit zusammen, nehmen z. B. an Bewerbungs-Speed-Datings oder Langzeitarbeitslosen-Projekten teil. Unsere Firmen-Philosophie ist sehr familiär und wir bieten jedem Mitarbeiter die Möglichkeit, sich zu entfalten. Aus diesen Gründen haben wir glücklicherweise relativ wenige Personalabgänge.“

Adrian Stöckenius, „Stöckenius Spielwaren & Papeterie“, Scuol (CH):

„Vom Fachkräftemangel wird auch in der Schweiz oft geredet. Nachdem wir im Engadin einen wahren Tourismus-Hype während und nach Corona erlebt haben, hat sich die Situation wieder normalisiert. Daher ist es im Moment auch etwas einfacher, geeignetes Personal zu finden. Meine Personalphilosophie ist es, dass ich, wenn möglich, Müttern mit schulpflichtigen Kindern die Möglichkeit biete, mit einem Teilzeitpensum in die Arbeitswelt zurückzukehren. Ich erwarte eine Ausbildung oder Erfahrung im Detailhandel, diese muss aber nicht branchenspezifisch sein. Mütter sind ja Fachkräfte, wenn es um Spielwaren und Kinderartikel geht. Mein Personal finde ich entweder lokal per Social-Media-Inserat oder im nahen Ausland, Italien und Österreich, auch per Social Media oder mittels Zeitungsinserat in den entsprechenden lokalen Printmedien. Das hauptsächliche Problem bei uns ist, dass es (fast) keine bezahlbaren Wohnungen mehr gibt. Daher ist es eigentlich nicht möglich, jemanden von außerhalb (ausgenommen Grenzgänger) anzustellen, da schlicht der Wohnraum fehlt. Dies ist auch eine der Nachwehen von Corona, viele Wohnungen wurden in Zweitwohnungen umgewandelt oder verkauft. Wichtig ist es, das vorhandene Personal zu halten, dies geschieht hier dank entsprechender Entlohnung und einem entspannten Arbeitsumfeld. Meine Angestellten haben den Laden in Eigenregie zu gestalten, was ihnen viele Freiheiten gibt, ohne dass der Chef immer etwas auszusetzen hat. Auch in Sachen Arbeitstage haben meine Angestellten viele Möglichkeiten, diese flexibel zu gestalten. Das heißt, sie können ihren Einsatzplan selber gestalten, es müssen einfach immer genug Leute im Geschäft sein und alle müssen auf ihr Pensum kommen. Bis jetzt scheint es so ziemlich gut zu funktionieren.“

Christian Krömer, „Spielwaren Krömer“, Schrobenhausen:

„Das Thema Personal beschäftigt uns natürlich auch sehr und der Fachkräftemangel zeigt sich nicht nur daran, dass es immer schwieriger wird, qualifiziertes Personal zu bekommen. Es besteht auch immer die Gefahr, dass Mitarbeiter von anderen Firmen abgeworben werden, weil es auch in anderen Branchen zu wenig Personal gibt.

Wir suchen mittlerweile hauptsächlich über Job-Portale und über Social Media. Allerdings ist es erschreckend, wie oft man entweder gar keine oder nur sehr schwache Bewerbungen bekommt. Und das, obwohl wir versuchen, die Bewerbungshürden so niedrig wie nur irgendwie möglich zu halten.

In diesen Zeiten ist es existenziell, seinen Mitarbeitern ein gutes Arbeitsumfeld zu geben und ihnen auch Benefits zu bieten, die über die normale Bezahlung hinausgehen. Wir bieten unseren Mitarbeitern vielfältige Möglichkeiten, zum Beispiel eine betriebliche Gesundheitsvorsorge, eine Betriebsrente oder auch ein E-Bike-Leasing.“

Diana Rückert, „Kleiner Schlauberger“, Berlin:

„Mit der Mitarbeiterfindung ist es in der Tat schwierig geworden. Die jungen Leute gehen alle studieren und wollen nicht mehr im Verkauf arbeiten, maximal noch als vorübergehenden Zuverdienst. Aber auch insgesamt sind die Menschen, was das Arbeitswesen betrifft, sehr sprunghaft geworden. In einem Job 20 oder 30 Jahre zu arbeiten, ist kaum noch üblich. Das ist natürlich für uns als Arbeitgeber sehr anstrengend, von heute auf morgen Kündigungen und ständig neue Einarbeitungen. Hier die Nadel im Heuhaufen zu finden, ist schwer. Derzeit beschäftige ich nur eine Mitarbeiterin in Teilzeit, es sollen aber wieder mehr werden. Da ich hier eine wirklich tolle Frau eingestellt habe, soll sie weitere Aufgaben übernehmen und mich stellvertreten, damit wir weiter wachsen können.

In der heutigen Zeit muss man auch als Arbeitgeber etwas bieten können, um Mitarbeiter zu halten. Dabei geht es nicht nur um ein hohes Gehalt, sondern viele eher um Wertschätzung. Denn als kleiner Einzelhändler können wir natürlich keinen enormen Stundenlohn zahlen. Bei uns gibt es immer wieder kleine Aufmerksamkeiten, regelmäßige Gespräche auf Augenhöhe, flexible Arbeitszeiten und einen Mitarbeiterrabatt. Bisher habe ich Mitarbeiter über Social Media, Aushänge, die Plattform Indeed und die Agentur für Arbeit gesucht. Wobei das letztere weniger effektiv war. Auch hier finde ich wichtig, sich als Arbeitgeber gut darstellen zu können, mit Persönlichkeit und kleinen Einblicken in die zukünftige Arbeit kann man sehr viel erreichen.“