21.10.15 – Gastkommentar von Florian Spathelf
Meine Spielzeugkiste: Selfies mit Barbie
Florian Spathelf, Geschäftsführer der Online-Flatrate Meine-Spielzeugkiste, kennt sich aus mit den Entwicklungen auf dem digitalen Werbemarkt.
In seinem Gastbeitrag erklärt der 31-Jährige, wie man Spielzeug erfolgreich über Social Media-Kanäle vermarkten kann.
Als Apple seine Watch mit hohem Marketingaufwand ankündigte, informierte Toys‘R‘ Us seine Kunden über einen komplett anderen Weg – per Facebook und We Chat wurde die „Kidizoom Smart Watch“ vorgestellt, das Pendant für Kinder. Jeder zweite Leser der Nachricht wurde aktiv und fand sich im Online-Shop des Spielzeugriesen wieder. Ein beispielloser Erfolg im Social Media-Marketing, und das mit minimalen Marketingkosten. Noch wird es als Nischenthema wahrgenommen. Dabei hat sich die Medienlandschaft massiv gewandelt. Kinder unter 14 Jahren sind bereits fast so aktiv auf Youtube wie im TV. Dennoch ist auch in dieser Weihnachtssaison zu erwarten, dass sich die Marketingausgaben hauptsächlich auf Fernsehwerbung konzentrieren und die riesigen Potenziale von Social Media nicht ausgeschöpft werden.
Konkrete Beispiele
In meinem Gastbeitrag möchte ich verdeutlichen, wie einige Marken bereits sehr erfolgreich auf Youtube und Instagram werben, wie effizient Social Media-Marketing tatsächlich ist und warum Markenbotschafter künftig mehr Reichweite haben werden als beispielweise TV-Sender: Besonders nah an ihren Kunden ist die Firma Mattel mit ihrer Barbie. Die Puppe hat 12,7 Mio. Facebook-Fans sowie 500.000 Instagram-Follower und ist damit so beliebt wie die Rolling Stones. Mattel hat ihr über alle Social Media-Kanäle hinweg ein nahezu menschliches Profil verschafft. Auf ihrem Instagram-Profil postet Barbie regelmäßig ihre neuesten Outfits und macht sogar Selfies – Aktivitäten, die auch zu den täglichen „To Dos“ ihrer Zielgruppe gehören. Barbie integriert sich auf diese Weise spielend in den Alltag junger Mädchen, die mit ihr kommunizieren, ihre Outfits mit Freundinnen teilen oder Fragen an sie stellen.
Auch Lego richtet seinen Youtube-Auftritt konsequent auf die Interessen, Gewohnheiten und das Suchverhalten seiner Zielgruppe aus. 1 Mio. Abonnenten und rund 1,3 Mrd. Views machen den Kanal zum größten unter den Spielzeugmarken. Mit den „Lego Creator“-Videos gibt der dänische Spielzeughersteller seinen Kunden sowohl Inspiration und Hilfe beim Aufbau der Sets als auch Anerkennung für besonders ausgefallene Eigenkreationen.
Werbende Zielgruppe
Doch selbst bei solch hohen Reichweiten, wie Lego oder Barbie sie erzielen – die wahren Stars in den sozialen Medien sind nicht Marken, sondern unabhängige Spielzeugtester. So gibt es beispielsweise eine Frau, die Spielzeug auf Youtube auspackt oder den achtjährigen Evan, der zahlreiche Spielzeuge testet und auf seinem Youtube-Account enthusiastisch darüber berichtet. Gemeinsam kommen die beiden auf rund 10 Mrd. Views und 7 Mio. Abonnenten. Sie erreichen damit online mehr Kinder als Lego, Mattel und Disney zusammen und können sich in puncto Reichweite locker mit TV-Sendern messen. Warum auch andere Spielwarenhersteller die sozialen Medien als wirksamen Marketingkanal nutzen sollten, liegt auf der Hand:
- Nähe zu den eigenen Kunden
Kinder und Eltern verbringen immer mehr Zeit auf Youtube, Instagram und Co. – und das nicht nur als Konsumenten. Interessante Inhalte werden direkt mit Freunden geteilt und empfohlen. Noch nie gab es die Möglichkeit, auf derart persönlichem Level die eigenen Produkte zu präsentieren.
- Reichweite über Influencer
Viele Youtube-Channels, Blogs oder Instagram-Accounts haben zahlreiche Fans und Abonnenten, auf die sie hohen Einfluss haben. Ein überzeugendes Produkt in den Händen solcher Influencer wird tausendfach geteilt, empfohlen und letztendlich auch gekauft. In den USA haben solche Multiplikatoren bereits eine höhere Reichweite als große Kinder-TV-Sender.
- Hohe Marketingeffizienz
Werbung auf sozialen Medien kann Werbetreibenden all das bieten, was das TV niemals erreichen wird. Über Influencer kann die Zielgruppe genauestens erreicht und Kunden aktiv involviert werden. Darüber hinaus bieten Werbekampagnen maximale Flexibilität. So zahlen Werbetreibende nur für die Zuschauer, die ihre Inhalte auch tatsächlich gesehen haben.
Soziale Medien wie Facebook, Instagram oder Youtube erscheinen oftmals zu privat oder intim, um sie als Werbekanal zu nutzen. Aber genau darin schlummert das große Potenzial – den eigenen Kunden noch näherzukommen und sie selbst zum Werbenden zu machen.