01.09.14 – Heidelberger Spieleverlag

Friedliches Kolonialisieren

Vor 2000 Jahren herrschen im Römischen Reich Frieden und Eintracht. Dennoch wollen einige Kolonialisten ihren Einfluss gegenüber der Konkurrenz mehren und ihr zuvorkommen – ganz so, wie es die Spieler des Strategie- und Aufbauspiels «Concordia» untereinander versuchen.

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«Concordia» verlangt seinen Spielern richtige strategische Entscheidungen ab, statt Würfel- oder Kartenglück.

 

«Concordia» ist wieder einmal ein Spiel, das im Mittelmeerraum der Antike angesiedelt ist, wo Ausbreitung und Handel simuliert werden. Allerdings, und das ist schon anders als gewöhnlich, wird hier eher friedlich statt kriegerisch gespielt. Jeder hat die Möglichkeit, sich in friedlicher Koexistenz zu verwirklichen. Das Geschehen verläuft, wie es der Titel verspricht, sehr einträchtig. Man verliert höchstens einmal einen Wettlauf um lukrative Bauplätze oder nützliche Karten. Trotzdem kommt man zum Zug – auch wenn man vielleicht etwas mehr bezahlen oder auf Alternativen ausweichen muss. Wer aber nun glaubt, dass das Spiel vor sich hin plätschert, der irrt. Bei den vielen Möglichkeiten, die sich bieten, sind Details entscheidend. Etliche Mechanismen greifen ineinander. Wer das beherzigt, wird schließlich am Ende die meisten Punkte gesammelt haben.

Jeder startet mit einem Land- und einem Seekolonisten in Rom. Mit dem ersten geht es ins Landesinnere und mit dem anderen übers Wasser. Ziel sind die Nachbarprovinzen, wo man Niederlassungen gründen kann. In den unterschiedlichen Metropolen werden ganz bestimmte Handelsgüter wie Wein oder Tuch produziert. Hat man Waren gesammelt, können diese verkauft werden. Geld und weitere Ressourcen werden benötigt, um neue Niederlassungen oder auch Kolonisten ins Spiel zu bringen.

Herzstück und Motor des Spielablaufs sind Karten, von denen jeder zunächst sechs in der Hand hält. Im Verlauf des Spiels werden weitere Handkarten erworben, welche die Handlungsmöglichkeiten vergrößern und auch auf die Punktwertung Einfluss haben. Da gibt es z.B. den Architekten. Dieser schickt eigene Kolonisten über Land oder Wasser und erlaubt den Bau neuer Niederlassungen in den erreichten Gebieten, sofern man die verlangten Waren und Sesterzen besitzt. Das gilt es im Blick zu behalten. Mit dem Mercator darf mit bis zu zwei Warenarten gehandelt werden, wodurch jeder sein Portfolio optimieren kann. Mit der Beschränkung auf zwei Warenarten muss allerdings klug und planerisch umgegangen werden. Ganz wichtig ist der Senator. Dieser erlaubt den Erwerb zweier neuer Karten, was zwar kostenpflichtig ist, aber den Handlungsspielraum erhöht.

Innovatives Wertungssystem

Im flotten Rhythmus legt jeder immer nur eine Handkarte ab und erfüllt diese. Das ist schnell erledigt, so dass in weiten Passagen des Spiels keine Wartezeiten entstehen. Entscheidend ist das Abschätzen und Koordinieren der vielen Zusammenhänge und Beeinflussungen – besonders auch im Hinblick auf die Endwertung, die stets im Blick bleiben muss und auf die jedes Mal taktisch reagiert werden sollte. Die Schlusswertung ist differenziert. In einer frühen Zwischenwertung wird die Komplexität und Tiefe dieser Punktberechnung auf kongeniale Weise verdeutlicht. Das ist ein kluger Aspekt im Spieldesign, der so noch nirgends versucht wurde. Üppig ist das Spielmaterial, das aus über 100 Holzteilen, Spielkarten mit griffigen Anweisungen und einer gelungenen Anleitung besteht. Aufgrund dieser Pluspunkte überrascht es nicht, dass «Concordia» zum «Kennerspiel des Jahres 2014» nominiert wurde. Auch wenn es für den Hauptpreis nicht ganz gereicht hat, wird mit diesem Spiel dennoch ein anspruchsvoller Spieler-kreis bestens bedient. (pen)

Autor Mac Gerdts

Anzahl 2 bis 5 Spieler

Dauer ca. 90 Minuten

Bewertung

+ vielschichtiges Spieldesign bei minimaler Regel

+ gelungene Spielunterstützung durch das Material

+ komplexe Schlusswertung, die während des Spiels perfekt vorbereitet wird

+ Nominierung zum Kennerspiel des Jahres 2014

- völlig kreativlos bei der thematischen Einkleidung