12.10.21 – Fachgeschäft des Monats

„Baby Harbour“, Katwijk (NL)

Seit April befindet sich am Hafen im holländischen Katwijk das Fachgeschäft „Baby Harbour“ von Ellen Schut. Der nah gelegene Stoffladen gehört ebenfalls der Inhaberin. Das bietet sowohl den Läden als auch den Kunden enorme Vorteile. Ein Gastbeitrag von Carola Siksma-Ruiters, Chefredakteurin des niederländischen Fachmagazins BabyWereld.

Baby-HarbourInhaberin-Ellen.jpg

Im „Baby Harbour“ empfangen Inhaberin Ellen Schut (li.) und ihre Mitarbeiterin Arina viele Stammkunden, aber auch zahlreiche Touristen. © Carola Siksma-Ruiters

 
Carola.jpg

Carola Siksma-Ruiters, Chefredakteurin des niederländischen Fachmagazins „BabyWereld“. © Carola Siksma-Ruiters

 
Alle Bilder anzeigen

Ellen Schut ist ausgebildete Kinderkrankenschwester und Mutter von vier Kindern. Ihr Mann Wim betreibt zwei Stoffgeschäfte und nimmt regelmäßig an Stoffmessen teil. Auf die Unterstützung seiner Frau konnte er bislang immer zählen. „Ich habe das nie widerwillig gemacht und gehe Dinge sehr gerne an, aber von einem Moment auf den anderen musste ich mit einem Burnout zu Hause bleiben“, erzählt Ellen Schut. Nach einer langen Erholungspause packte sie ihre Aufgaben beim Webshop des „Holland Stoffenhuis“ wieder an. Und so, wie das manchmal ist, führte eins zum anderen. Ein Freund stieß auf alte Rattan-Wiegen, die die beiden mit den schönsten Stoffen aus dem Laden bezogen und weiterverkauften. Es folgten Decken und Bezüge für Laufställe, was sehr gut lief. Die Nachfrage war groß und als eine passende Immobilie verfügbar war, zögerte Ellen Schut nicht – trotz Corona-Pandemie: „Nein, ich konnte nicht mehr schlafen, ich wollte nur am 2. April öffnen und anfangen!“

Kein fester Plan

Es gab keinen festen Plan für den Laden. Anfangs waren die Stoffe für Baby- und Kinderzimmer im Neubau untergebracht, aber das stellte sich als umständlich heraus. Denn für Garn, Bändchen und andere Kurzwaren musste man wieder in den Stoffladen gehen. „Über einen Vertreter für Stoffe kamen wir mit Babyprodukten in Kontakt. Und wir haben einfach beschlossen, damit anzufangen“, erzählt die Inhaberin. Es gibt jetzt ein „Happy Baby“-Zimmer, Betten und Wickeltische von Done by Deer, verschiedene Wiegen und Puppenwagen aus Rattan von Aangeenbrugs Rotan Meubelfabriek, Luxus-Buggys von Leclerc, Spielzeug von Quut, Ausstattung von Baby’s Only, Snoozebaby, Witlof for kids, Mies & Co., Geschirr von Mushi und Done by Deer sowie verschiedene Bekleidungsmarken wie Bamboom und Musli. Der Anteil an Hartwaren dagegen ist sehr gering. Für Ellen Schut eine bewusste Entscheidung, da sie nicht mit den großen Babygeschäften konkurrieren will.

Personalisierte Geschenke

Mit den Stoffen aus dem familieneigenen „Holland Stoffenhuis“ werden in einem Studio Textilien und Bekleidung hergestellt, die unter der Marke „Baby Harbour“ verkauft werden. Mit dem Handmade-Label By Fabiënne Babymusthaves ist das Geschäft eine Kooperation eingegangen. Eltern können somit auch im „Baby Harbour“ viele verschiedene Babyprodukte und Mutterschaftsgeschenke dieses Herstellers kaufen. Nach Wunsch lassen sich die Artikel auch mittels Stickerei oder Druck personalisieren. „Neulich kam eine Kundin zu uns, um verschiedene Accessoires für das Babyzimmer zu kaufen. Unserem Stoffladen gab sie hydrophile Tücher in Auftrag. Diese werden von unseren eigenen Mitarbeitern, die alle gelernte Näherinnen sind, individuell angefertigt“, erzählt die Händlerin.

 Im „Baby Harbour“ steht Ellen Schut zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Arina, der Stoffladen selbst hat fünf Mitarbeiter. In den wenigen Monaten, in denen der Laden nun geöffnet ist, bemerkt sie eine wachsende Nachfrage nach größeren Konfektionsgrößen für Kinder bis zu zwei Jahren, weshalb jetzt mehr eingekauft wurde. Der Kontakt zu ihren Lieferanten ist sehr gut. „Jeder ruft an, fragt, wie es läuft und ist sehr hilfsbereit. Sie haben uns anfangs Vorschläge gemacht und uns nicht mit Produkten überladen“, berichtet Ellen.

Eine feste Größe im Ort

Die Kunden werden bislang über Mundpropaganda, Instagram oder lokale Werbung auf das Geschäft aufmerksam. Darüber hinaus strebt die Händlerin eine Zusammenarbeit mit Hebammen an. Am Hafen von Katwijk legen regelmäßig Boote mit vielen Touristen an, die zum Einkaufen in die Stadt kommen. Viele von ihnen finden auch den Weg zum „Baby Harbour“, das in der Nähe liegt; ebenso gute Geschäfte macht der Stoffladen. „In Katwijk sind alle Generationen mit der Nähmaschine vertraut“, weiß Ellen Schut. „Die Leute hier sind den lokalen Unternehmen gegenüber ziemlich loyal. Wir machen kein Aufhebens, wenn jemand etwas umtauschen möchte. Wenn Leute Zweifel an einer Farbe haben, sagen wir: Nimm das Teil mit, schau zu Hause, was am besten passt und bezahle später. Wir merken auch, dass nicht nur Eltern, sondern später auch die Großeltern der kleinen Kundschaft gerne zu uns kommen. So funktioniert das hier“, erklärt die Händlerin. Auch beim Nähen lassen sie und ihr Team sich gerne über die Schulter schauen. Manchmal wollen die Kunden selbst etwas herstellen und holen sich Inspiration im Stoffladen. Für Ellen Schut und ihre beiden Geschäfte eine Win-Win-Situation.

 

Nachhaltige Produkte aus Europa

Kunden, die etwas mehr einkaufen, erhalten ein kleines Extra. „Mir gefällt der klassische Rabatt nicht, ich ziehe es vor, stattdessen eine nette Belohnung mitzugeben – wie zum Beispiel unsere Rasseln mit ‚Baby Harbour’-Logo, die besonders gut ankommen.“ Im Geschäft können Kunden zudem einen Korb reservieren, in den sie die gewünschten Geschenke für die werdende Mutter legen. „Die Geburtenzahlen sind aktuell sehr gut. Wir merken, dass wir auch für das Baby- und Kinderzimmer mehr Stoffe verkaufen.“

 Beim Sortiment setzt Ellen Schut auf hochwertige Sachen aus Europa. „Wie auch in unserem Stoffladen achten wir auf Nachhaltigkeit und zertifizierte Stoffe. Die Produkte, die wir im Babyladen verkaufen, bestehen aus Bio-Baumwolle, Bambus oder recycelten Stoffen oder haben eine gute Geschichte. Die Artikel haben zwar einen höheren Preis, aber andererseits können wir so die Produkte unseres eigenen Labels ,Baby Harbour’ etwas günstiger anbieten.“

 Einen Online-Shop gibt es auch, aber gerade der persönliche Kontakt mit den Kunden und das Einpacken von Geschenken lassen das Herz der Händlerin höher schlagen. „Man darf nicht vergessen, dass Heiraten und Kinder bekommen sehr wichtige Momente im Leben eines Menschen sind“, betont Ellen Schut. Ihr Ziel in ein paar Jahren? „Dass jeder in der Umgebung von Katwijk ,Baby Harbour’ kennt!“