15.10.24 – Fachgeschäft des Monats
Bunter Hund in Schüttorf
Vor rund 16 Jahren, am 8.8.2008, morgens um 8 Uhr, öffnete Helga Rademaker die Türen zu ihrem Geschäft „Helga’s Spielekiste“. Seither zeigt die Erfolgskurve stetig nach oben – weil sie in ihrer Selbstständigkeit ihre Leidenschaft auslebt, die Kunden in den Mittelpunkt ihres Schaffens stellt und „das beste Team der Welt“ an ihrer Seite weiß.
„Ich bin unendlich dankbar“, sagt Helga Rademaker, „dass ich in Schüttorf leben und arbeiten darf.“ In dem kleinen Städtchen nahe der niederländischen Grenze betreibt sie ein Spielwarenfachgeschäft und ist bekannt „wie ein bunter Hund“. Am Anfang der kleinen kopfsteingepflasterten Fußgängerzone mit vielen denkmalgeschützten Gebäuden liegt „Helga’s Spielekiste“, umgeben von Bäckereien, Banken, inhabergeführten Schuh-, Lederwaren- und Kinderbekleidungsgeschäften, mit kostenlosen Parkplätzen vor der Tür und der besten Eisdiele weit und breit gegenüber. „Viele unserer Kunden fahren über 50 km zu uns, die meisten kommen aber aus Schüttorf. Ich kenne sie teilweise schon, seitdem sie Kinder sind und ihr Taschengeld in erste Pixie-Bücher oder Playmobil-Figuren investiert haben. Heute kaufen sie bei uns für ihre Kinder und Enkel ein.“ Aufgeteilt ist „Helga’s Spielekiste“, die mit einem Mix aus Möbeln aus den 50er- und 60er-Jahren sowie neuem und z. T. selbst gebautem Mobiliar eingerichtet ist, nach Marken und Warengruppen, nicht nach Geschlecht oder Alter. Es gibt u. a. eine Spiele- und Puzzleecke (die Inhaberin ist leidenschaftlicher Puzzle-Fan), eine Regalreihe mit Lego-Artikeln, eine Puppenecke, einen Bereich für Modellbau, Holzspielzeug und eine sehr große Abteilung mit Büchern. „Ich führe nicht nur Bücher, in denen immer alles eitel Sonnenschein ist, sondern lege Wert darauf, dass es in unserem Sortiment auch Lesestoff zu den ernsten Themen im Leben gibt, etwa zu Krankheiten, Trennung der Eltern, Missbrauch und Tod“, beschreibt Helga Rademaker. „Außerdem liebe ich Bilderbücher! Es kommt schon mal vor, dass ich mich im Verkaufsgespräch gar nicht auf nur eins festlegen kann. Manche Kunden, die eines zu einem bestimmten Thema kaufen wollten, gehen am Ende mit drei Büchern nach Hause, weil ich sie mit meiner Begeisterung angesteckt habe.“ Außerdem führt Helga Rademaker auf den 200 m² ihres Geschäfts auch ein großes Sortiment für Erwachsene und Geschenkartikel, weil es im näheren Umkreis kein Geschäft dafür gibt. Zu den weiteren Top-Lieferanten gehören Coppenrath-Spiegelburg, Lego, die Step-by-Step Schulranzen von Hama, Ravensburger und Amigo.
Marken und Qualität
Bei der Zusammenstellung des Sortiments achtet duo-Verbandsmitglied Helga Rademaker, die sich selbst als Marken-Menschen beschreibt, v. a. auf Qualität. Sie führt Artikel, die sich an Trends orientieren und „die man einfach haben muss“, aber auch solche, die man nicht an jeder Ecke findet. Inspiration holt sie sich in der Fachpresse, im Internet und bei Hausmessen. „Wir leben hier dicht an der holländischen Grenze und die Wege zu vielen Messen sind sehr weit. Deshalb konzentrieren wir uns auf Hausmessen. Außerdem pflege ich einen engen Kontakt zu Vertretern“, schildert Helga Rademaker. Viele von ihnen kennt sie schon seit 16 Jahren, das Verhältnis beschreibt sie als gut. Sie kann auf deren Wort vertrauen und sich auf deren Einschätzung verlassen. Was bestellt wird, wird aber immer auch im Team besprochen. „Ich habe das große Glück, dass ich mit dem besten Team der Welt zusammenarbeite. Meine Mitarbeiter sind das Wertvollste, was ich habe, sozusagen der Zucker auf dem Butterbrot“, schwärmt Helga Rademaker, die selbst als Einzelhandelskauffrau in einem großen Kaufhaus ins Berufsleben startete. Nach einigen Jahren in der Buchhaltung wagte sie gemeinsam mit drei Geschäftspartnern einen ersten Schritt in die Selbstständigkeit, der allerdings nicht von Erfolg gekrönt war. Heute beschäftigt sie in der „Spielekiste“ zwei Festangestellte, eine Aushilfe und ab und an Schüler, zum Teil seit vielen Jahren. Im Geschäft sind sie immer mindestens zu zweit, an manchen Tagen sogar zu dritt. Es scheint, als hätte diese Verbundenheit im Team auch Auswirkungen auf die Kunden. „Wir gehen zu Helga“, heißt es in Schüttorf, wenn man auf der Suche nach Spielwaren ist. Man kennt aber auch die Namen der anderen Mitarbeiter, man duzt sich und führt auch mal ein persönliches Gespräch. „Die Stimmung ist manchmal wie in einem Tante-Emma-Laden“, beschreibt Helga Rademaker.
Der Kunde im Mittelpunkt
Oberste Priorität in „Helga’s Spielekiste“ hat die persönliche Beratung, die Philosophie lautet: Der Kunde ist das Wichtigste. Und zwar unabhängig davon, wie viel Geld er ausgibt. „Wir packen das Pixie-Buch, das ein kleiner Junge als Geschenk für seine Schwester kauft, genauso selbstverständlich und liebevoll ein wie das Lego-Set, das für mehrere hundert Euro über die Ladentheke geht“, erzählt Helga Rademaker. Außerdem gibt es oft eine Kleinigkeit gratis dazu. Diese Rechnung geht auf: Zu Jahresbeginn, wenn es darum geht, die künftigen ABC-Schützen mit Schulranzen auszustatten, ist richtig viel los in „Helga’s Spielekiste“. Während der einstündigen Termine stehen die Kinder im Mittelpunkt und können sich eines von rund 80 Schulranzen-Modellen aussuchen. Und: Beim Kauf bekommt sowohl das Kind eine kleine Überraschung als auch derjenige, der die Rechnung begleicht. Gleiches gilt für den Kauf von Schulbüchern. Damit die Schulkinder ihre Ranzen direkt der Öffentlichkeit präsentieren können, hat Helga Rademaker vor einiger Zeit eine jährlich stattfindende Schnitzeljagd initiiert, die durch den ganzen Ort führt und an der sich auch andere Geschäfte beteiligen.
Am Schaufenster die Nase plattdrücken
Damit man „Helga’s Spielekiste“ schon von Weitem erkennt, legt die Inhaberin viel Wert auf die kontinuierlich wechselnde Dekoration der großen Schaufensterfront. Spätestens alle vier Wochen werden sie neu gestaltet. „Aktuell steht dort z. B. eine große Kuh namens ‚Buttermilch‘“, erzählt Helga Rademaker. Immer mit dabei ist ein Lego-Fenster, in dem auch hochpreisige Neuheiten ausgestellt werden. „Gerade zum Wochenende hin ist mir das wichtig, damit sich die Leute, die sich gegenüber ein Eis holen, an unseren Schaufenstern die Nase plattdrücken können“, schmunzelt sie. Weitere Aufmerksamkeit für ihr Geschäft generiert sie über Prospekte, v. a. zum Schulanfang und zu Weihnachten, und über die sozialen Medien. Auf Facebook und Instagram veröffentlicht sie regelmäßig Videos, in denen sie Neuheiten vorstellt. Neuerdings gibt es auch ein Firmenhandy mit WhatsApp. Über den Status verbreitet Helga Rademaker u. a. Bilder neu eingetroffener Ware. Kunden können über den Kanal aber auch Kontakt aufnehmen und beispielsweise Schulbuchlisten schicken oder bestimmte Artikel bestellen. „Ich bin überzeugt, dass man den Kunden ernst nehmen muss, heute mehr denn je“, sagt Helga Rademaker über die Herausforderungen unserer Zeit im Allgemeinen und im Einzelhandel im Speziellen. Es sei wichtig, authentisch und ehrlich zu bleiben und nicht immer nur an den Umsatz zu denken.