06.02.23 – Fachgeschäft des Monats Februar
Die Eule, Konstanz
Seit über vier Jahrzehnten hat „Die Eule“ treue Fans und hält auch 2023 noch modernes, traditionelles sowie mit Bedacht und viel Liebe ausgewähltes Spielmaterial bereit. Dank Jacqueline Wernicke ist das Traditionsgeschäft, das sich in unmittelbarer Nähe zum berühmten Konstanzer Schnetztor befindet, auch heute noch in privater Hand.
Die Anfänge des Spielwarenfachgeschäfts in der Innenstadt von Konstanz gehen ins Jahr 1980 zurück, als die Konstanzer Familie Helbig „Die Eule“ gegründet und bis zur Rente 38 Jahre lang selbst betrieben hat. Da sich innerhalb der Familie kein Nachfolger fand, ging das Fachgeschäft für zwei Jahre an eine andere Eigentümerin, die jedoch aus Kosten- und Zeitgründen den Laden im ersten Corona-Lockdown zum Verkauf angeboten hat. Seit 2020 ist nun die Architektin Jacqueline Wernicke die neue Eigentümerin und somit ist „Die Eule“ weiterhin ein familiengeführtes Unternehmen und in privater Hand. „Nach der Geburt unseres ersten Kindes beschäftigte ich mich viel mit Themen rund ums Kind und Geburt. Zudem entdeckte ich dabei die Liebe zum Thema Spielen sowie schönen und wertvollen Spielmaterialien – und somit auch für das für uns schon damals bekannte und beliebte Spielwarengeschäft ,Die Eule‘“, beschreibt die Inhaberin die Anfänge als Unternehmerin.
Sie selbst bezeichnet sich als „Projektmensch“. Im Studium wie auch bei der Arbeit im Architekturbüro war sie ständig mit Projekten beschäftigt. Ihre vielen Weiterbildungen sind wie kleine Projekte, die sie im Leben immer weiter gebracht haben, wie auch die Ausbildung zum Artgerecht Couch, zur Doula und zur Montessori-Pädagogin. „Mich hat es von Anfang an gereizt, ,Die Eule‘ zu übernehmen, fortzuführen und weiterzuentwickeln. Die Übernahme passierte wirklich sehr spontan. Innerhalb von vier Wochen stand die Entscheidung meinerseits, die Vertragsunterzeichnung und die Geschäftsübernahme. Ich bin da einfach hineingesprungen, mitten im ersten Corona-Lockdown, ein wahnsinniges Risiko. Ich dachte es könne wirtschaftlich nicht schlimmer werden. Wer hätte damals gedacht, dass alle Geschäfte kurz vor Weihnachten für ein halbes Jahr schließen müssen“, resümiert Jacqueline Wernicke.
Bunt, modern und gesund
„Die Eule“ befindet sich in einem im 14. Jahrhundert erbauten Gebäude. Auf rund 75 m² – einem vorderen und einem hinteren Verkaufsbereich – stellt die Geschäftsführerin mit ihrem Team, das derzeit aus vier Aushilfen besteht, ein buntes und abwechslungsreiches Sortiment an „Richtig gutem Spielzeug“ zusammen. Jeder der hereinkommt, wird sofort freundlich begrüßt. Zudem stehen die Mitarbeiter stets für eine Beratung oder auch einen Kundenplausch zur Verfügung. Aufmerksamkeitsstark präsentiert ist gleich im Eingangsbereich ein Regal, auf dem saisonale Ware positioniert wird. „Eltern und Kinder sollen sich wohlfühlen und ein gutes Gewissen beim Kauf von Spielzeug haben. Wir möchten mit unserem Sortiment Menschen glücklich machen, die ganz viel Wert auf natürliches Spielzeug legen. Aber selbstverständlich wollen wir auch Kinder glücklich machen, die sich, wie wir früher als Kind, einfach mit ihrem Taschengeld einen Flummi kaufen möchten“, betont Wernicke und fügt hinzu: „Was aber für uns das Allerwichtigste ist: Wir möchten nur Spielwaren verkaufen, von denen wir überzeugt sind. Nur dann hängt unser Herz daran und die Menschen kaufen es gern und schätzen unsere Kompetenz in der Auswahl der Spielwaren und unsere Beratung.“
Weitgehend umfasst das Portfolio Spielwaren aus Holz von geprüften und bekannten Herstellern, Puppen, Spiele, Puzzles und Babyspielwaren. Im hinteren Bereich befindet sich das Outdoor-Sortiment sowie Bastel- und Schreibwaren. Ebenfalls hier angegliedert ist eine kleine, aber feine Bücherecke mit einer Sitzgelegenheit, sodass die Kunden in Ruhe schmökern können. Verkaufsflächen, die gegendert sind, versucht Wernicke ganz bewusst zu vermeiden. „Jedes Spielzeug ist für jedes Kind da, egal welches Geschlecht es hat. Alles ist bunt gemischt. Autos dürfen bei den Spielwaren für die Puppenstube stehen und auch zwischen dem Sortiment für den Bauernhof und den Kaufladen. Wir nennen diesen Bereich frei Rollenspielbereich und lassen Eltern und Kinder die Möglichkeit zu erkunden und zu entdecken.“ Marken, die einem bestimmten Spielzeug-Genre zuzuordnen sind, stehen beisammen – so z. B. die Marken Grimms, Ostheimer oder Grapat oder auch unsere Vesperdosen und Geschirr von Brotzeit, Sigikid, Opinel, Trixie und Haba.
Die Zusammenstellung des Sortiments schätzen auch die vielen Stammkunden aus der angrenzenden Schweiz und auch in Singen oder Überlingen kennt und schätzt man „Die Eule“. „Alle Spielwaren werden von mir selbst ausgesucht und im Laden positioniert. Was gut bei der Kundschaft ankommt darf bleiben. Wir legen ganz viel Wert auf die Meinung unserer Kunden und schätzen deren Initiative, uns immer wieder Feedback zu geben und uns damit stetig weiterzuentwickeln“, so Jacqueline Wernicke. Von Vorteil ist natürlich auch, dass sie durch ihre Weiterbildungen und ihre drei Kinder – die beiden Ältesten sind sieben und fünf Jahre, das Jüngste ist acht Monate – selbst ganz nah am Thema „Richtig gutes Spielzeug“ dran ist.
Spielerlebnisse, wohin man schaut
Wie es sich für ein Spielwarenfachgeschäft gehört, steht das Spielen im Vordergrund. An Möglichkeiten mangelt es hier nicht. Das Spielerlebnis beginnt schon, bevor man einen Fuß ins Geschäft setzt. Vor dem Eingangsbereich steht, vor Sonne und Regen durch eine Markise geschützt, ein Kindertisch mit Hockern bereit, sodass die Kinder zum Malen eingeladen werden. Besonders gut angenommen wird hier das Papier, auf dem das Eulen-Logo abgedruckt ist. Kinder malen dieses aus und schenken es der Inhaberin, die dies als große Wertschätzung empfindet. Ebenfalls ein Hingucker ist die große Kugelbahn der Firma Nic, die von Jung und Alt ausgiebig bespielt wird. Im Ladeninneren selbst stehen weitere Kugelbahnen bereit, genau wie diverse Puppenwagen, ein Kaufladen oder Fahrzeuge. An vielen Ecken gibt es auf Augenhöhe der Kinder Spielwaren zum direkten Losspielen. „Unser Ziel ist es, für alle ein Einkaufserlebnis zu schaffen. Die Eltern sind dankbar über die kleinen Ablenkungen, wir können gut beraten und unsere Kunden kommen gerne wieder“, erzählt Wernicke stolz.
Großes Engagement und Hingabe lässt sich auch an der 1.90 m x 1.70 m großen Schaufensterfläche erkennen. Die Geschäftsführerin dekoriert sie mit viel Liebe und Freude alle zwei Monate neu. Hierfür malt und bastelt sie, sucht nach alten Möbeln und Lichterketten, immer mit dem Ziel, Themen wie Frühling, Sommer, Herbst, Winter, Weihnachten und Ostern ganz bunt und vielfältig wiederzugeben. „Im Schaufenster gibt es immer allerhand zu entdecken. Es soll glitzern und Spaß machen. Ich wünsche mir, dass die Kinder sich die Nasen daran platt drücken und viel Freude haben“, betont die dreifache Mutter. Zur Kundenbindung dient auch die große Nikolaus-Tüten-Aktion, die immer mehr Zuspruch findet und auf Instagram von der Händlerin beworben wird.
Kompetente Beratung ist das A und O
Generell nimmt Social Media für Jacqueline Wernicke immer mehr Einfluss auf die lokale Verkaufsfläche. Der Instagram-Account hat derzeit fast 1000 Follower. Sobald eine Spielanleitung verfilmt oder ein Spielzeug beworben wird, wird dieses auch im Geschäft nachgefragt und ist schnell abverkauft. „Auch wir müssen up to date sein was Trends auf Instagram angeht. Kunden freuen sich, wenn sie sehen, dass wir Stapelstein, Waytoplay oder auch Pikler-Dreiecke bei uns im Sortiment haben. Das alles wird gerade sehr gehypt und ist Kunden sehr wichtig. Sie freuen sich, wenn sie diese Trends auch bei uns lokal erwerben können und nicht nur durch das Internet. Hier wünschte ich mir, ich könnte mehr Zeit investieren, aber das ist mit meinen drei Kindern gerade nicht machbar“ erläutert die Geschäftsfrau.
Ein Faktor, der für Jacqueline Wernicke mit den höchsten Stellenwert einnimmt, ist die Beratung. Hier sieht die Händlerin auch ihre absolute Stärke. Durch ihre eigene Expertise und ihre Arbeit in der Beratung für Babys und Kleinkinder kann sie gut auf die Bedürfnisse von Eltern und Kindern eingehen. Wie sie erzählt, sei es auch schon häufiger vorgekommen, dass sie junge Eltern mit einer Idee zum Selbermachen wieder heim geschickt hat. Nicht immer benötigt man ihrer Ansicht nach für die Badewanne ein cooles Gimmick. Manchmal reiche auch der Schneebesen aus der Küchenschublade. „Wir merken, dass den jungen Eltern die Einflüsse der Waldorf- und Montessori-Pädagogik bei der Auswahl an Spielmaterialen immer wichtiger werden. Wir bieten zwar auch Montessori-Material zum Sortieren, Schütten und Stecken an, aber es gibt auch viele Möglichkeiten, hier selbst etwas zu basteln. Und das Schöne ist, diese jungen Eltern kommen immer wieder zu uns und zählen zu unseren Stammkundinnen und -kunden“, berichtet Wernicke stolz.
Im Grunde lassen sich Kunden gerne beraten, aber es soll ganz unaufdringlich und achtsam sein. Kein Kunde möchte überrumpelt werden. In der Eule beraten die Angestellten für jedes Alter und für jedes Budget. Jeder soll sich gut beraten fühlen und gerne wieder kommen. Das versucht das Team auf allen Ebenen – mal persönlich, mal per Telefon oder per E-mail.
Herausforderungen gemeinsam meistern
Nicht nur zu den Kunden, sondern auch zu den Herstellern pflegt die Inhaberin engen Kontakt. Während sie bei großen Marken wie Hape, Moses, Ostheimer oder Nic mit einem Vertriebsmitarbeiter zusammenarbeitet, gefällt ihr der direkte Vertrieb bei kleineren Firmen wie Stapelstein, Hörbert und Cuboro, besonders gut. Hier merke sie, dass „richtig viel Liebe zum Detail im Produkt steckt“.
Was der Geschäftsfrau hingegen weniger gefällt und worin sie derzeit mit die größten Herausforderungen sieht, ist das Internet. Für sie sei es immer unglaublich zu sehen, dass Spielwaren von einzelnen Marken teilweise zum Einkaufspreis Online zu finden sind. „Auch wir haben immer wieder Kunden, die sich von uns beraten lassen und dann auch deutlich sagen, das müssen sie sich nun erstmal im Internet anschauen und vergleichen. Wir haben auch Kunden die versuchen zu handeln, weil sie das Spielzeug online günstiger gesehen haben. Natürlich können wir da als kleines lokales Spielwarengeschäft nicht mithalten“, so Wernicke, die sich aber auch dadurch nicht unterkriegen lässt: „Wir müssen hier mit anderen Qualitäten zusätzlich punkten. Für den einen Kunden wird es immer nur Spielzeug bleiben, eine Sache, ein Ding ganz unpersönlich. Aber für viele unserer Kunden ist auch das Einkaufserlebnis wichtig, das gute Gefühl, das richtige für das Kind gekauft zu haben. Der Spaß, der Flair, der Ausflug mit Kind zu uns. Das kann alles wichtig sein und damit punkten wir auf ganzer Linie.“