01.06.14
Ein guter Plan steigert die Erfolgschancen
Crowdinvesting, Venture Capital oder Business Angels:
Das alles hat mit Geld und (meist jungen) Firmeninhabern zu tun, die sich etablieren oder weiter wachsen wollen. Welche klassischen bzw. alternativen Finanzierungsstrategien sich heute Unternehmern anbieten, worauf diese achten müssen und welche Fehler zu vermeiden sind, stellen wir in unserer Handelsserie vor.
Gerade Start-ups (noch) ohne nennenswerte Einkünfte oder privatem Vermögen des Inhabers sind temporär auf Finanzierung von außen angewiesen. Laut einer Studie der KfW Mittelstandsbank und der Creditreform scheitern rund 40% der Gründungen innerhalb der ersten fünf Jahre – maßgeblich daran beteiligt sind Fehler bei der Finanzierung. Doch auch bereits etablierte Geschäfte geraten, wenn die Umsätze über längere Zeiträume ausbleiben, in monetäre Not. Nicht zuletzt sind florierende Unternehmen mit ehrgeizigen Umbau- und Expansionsplänen häufig ebenfalls auf eine Finanzspritze angewiesen. Sie alle brauchen Geld, einen Plan, zudem einen oder mehrere Kapitalgeber. Und sie sind gut daran beraten, die verschiedenen Finanzierungsformen mit ihren Risiken und Konsequenzen zu kennen.
Eigenkapital versus Fremdkapital
«Zukünftige Gründer sollten nach der für sie passenden Finanzierungsform suchen und sich fragen: ‘Wie viel Geld will und realistischer Weise kann ich investieren?‘», rät Jens Schleuniger vom Online-Portal Für-Gründer.de. Dabei gilt es zunächst, zwischen Fördermittel, Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung zu unterscheiden. Fremdkapital, wie etwa ein Bank- oder Förderkredit, muss zurückgezahlt werden. Können Jungunternehmer nicht genügend Sicherheiten vorweisen und für das Risiko eines Misserfolges bürgen, werden ihre Anfragen trotz zündender Idee von Banken nicht selten abgewiesen.
Eine Alternative, die sich besonders für Gründer ohne üppiges Vermögen eignet, ist die Eigenkapitalfinanzierung. Hier ist in der Regel ein Investor beteiligt, nicht selten hat er Mitspracherecht. Er steckt einen bestimmten Betrag in die Firma und erhält im Gegenzug Anteile daran, hat normalerweise aber keinen Rückzahlungsanspruch. Das höhere Risiko des Eigenkapitalgebers im Vergleich zum Fremdkapitalgeber wird durch eine größere erwartete Rendite ausgeglichen.
Die Frage, wie viel Eigenkapital eingesetzt, wie viel Fremdkapital aufgenommen werden soll, ist vom jeweiligen Geschäftsmodell und der Unternehmensphase abhängig: «Wichtig bei einer Existenzgründung, bei der man ausschließlich mit eigenem Geld startet, ist, dass ein solider Finanzplan erstellt wird», so Jens Schleuniger. Dabei muss vor allem der Kapitalbedarf beziffert werden: «Dazu gehören nicht nur die Gründungskosten und Investitionen, sondern auch Startkapital für den laufenden Betrieb sowie die privaten Kosten. Letztere werden oft von Gründern vergessen, was oft schon kurze Zeit nach dem Start zum Problem wird», erklärt Schleuniger. Generell empfiehlt der Experte, die Finanzierung so auszugestalten, dass man sich in den ersten zwölf bis 18 Monaten nicht um eine weitere kümmern muss.
Weitere Finanzierungsmöglichkeiten
In der Anfangsphase spielt das Eigenkapital meist die wichtigere Rolle. Darunter fallen Möglichkeiten wie das an Popularität stetig wachsende Crowdinvesting, das sich für Start-ups anbietet, die wenig Chancen auf klassische Finanzierungsformen haben. Die «Crowd» ist in diesem Fall eine Internetgemeinde, die auf spezifischen Online-Portalen vorgestellte Geschäftsideen prüft und sich mit meist kleineren Beiträgen (ab 5 EUR) während der «Funding-Zeit» beteiligt. Entwickelt sich der Markteintritt erfolgreich, können die Investoren eine finanzielle Beteiligung oder – bei einem Händler – vergünstigte Einkaufsbedingungen erwarten. Schafft es die Firma nicht, den geplanten Betrag innerhalb der gewählten Funding-Zeitspanne zu erreichen, geht das Geld an die Kleinanleger zurück. Aber Achtung: Anders als beim Crowdinvesting können Einzahler beim Crowdfunding nur mit Ehre und Dank für die Unterstützung, aber nicht mit einer Rendite rechnen. Mittlerweile gibt es über 20 deutsche Crowdinvesting-Plattformen. Sie heißen z.B. Seedmatch, Indiegogo, Kickstarter oder Companisto. Auf Letzterer gingen im vergangenen Jahr für das Berliner Start-up «Meine Spielzeugkiste» innerhalb von nur elf Tagen 100 000 EUR von Mikroinvestoren ein.
Die Idee: Individuell zusammengestelltes Markenspielzeug wird verliehen statt verkauft. Die Kisten werden den Kunden versandkostenfrei und direkt nach Hause geliefert. Unternehmensgründer Florian Spathelf bewertet das Crowdinvesting nicht nur nach dem finanziellen Einsatz: «Jeder Companist hat durch sein Investment automatisch auch ein Interesse daran, dass wir erfolgreich sind. Das heißt, dass er über uns spricht und uns empfiehlt, häufig selbst zum Kunden wird und uns jede Menge Feedback gibt.»
Wagniskapital
Mit überdurchschnittlich guten Wachstumschancen, aber fehlenden Sicherheiten, können sich in jeder Phase für eine Eigenkapitalfinanzierung an Venture Capital (VC)-Gesellschaften wenden. Dieses «Wagniskapital», das 50 000 EUR selten unterschreitet, wird meist über Fonds für innovative Ideen zur Verfügung gestellt. Die Motivation für die VC-Investoren ist dabei weniger die Mehrheits- oder Gewinnbeteiligung, sondern der spätere lukrative Verkauf der Anteile. Anders als in den USA sind die VC-Gesellschaften in Deutschland gegenwärtig noch recht klein und überschaubar, Tendenz jedoch steigend. Passende Finanzierungspartner kann man online beim Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften suchen.
Eine weitere Form der Eigenkapitalfinanzierung wird von so genannten Business Angels gewährleistet. Die «Unternehmensengel» sind vermögende Privatpersonen, die Existenzgründer aktiv mit ihrem Geld (zwischen 50 000 und 500 000 EUR), aber auch mit Know-how und Kontaktnetzwerken unterstützen. Im Durchschnitt planen sie ihr Engagement für fünf bis sieben Jahre. In Deutschland gibt es rund 40 Business Angel-Netzwerke, die oft einen regionalen Bezug aufweisen.
Unabhängig davon, für welche Form der Finanzierung ein Unternehmer sich entscheidet: im Gespräch mit dem Investor sollte er gut vorbereitet einen professionellen Businessplan präsentieren. Mehr dazu erfahren Sie im zweiten Teil der Serie.