05.02.16 – Fachgeschäft des Monats Februar 2016

„Halbe Sachen mag ich nicht“

Nils Hartfelder ist mit 27 Jahren und trotz boomendem E-Commerce bereits erfolgreicher Inhaber dreier großer Spielwaren-Fachgeschäfte in Hamburg. Wie macht er das?

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Der Laden der Hartfelders im Kupferhof in Bergedorf ist mit 900 m² das derzeit größte inhabergeführte Spielwarengeschäft in Hamburg.

 
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Hochwertige Spielwaren sind ihr Metier: das Powerduo Julia und Nils Hartfelder.

 
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Erst knapp vor einem dreiviertel Jahr haben Nils und Julia Hartfelder ihre dritte und bisher größte Filiale mit 900 m² im Kupferhof im Citycenter Bergedorf eröffnet – es ist das größte inhabergeführte Spielwarengeschäft in Hamburg. „Das Weihnachtsgeschäft hat uns überrollt, mit so einem Ansturm haben wir nicht gerechnet“, erzählt Inhaber Nils Hartfelder sichtlich erfreut. Der Vorteil gegenüber kleineren Spielwaren-Fachgeschäften in Hamburg sei die Größe seiner drei Läden  „HARTFELDER – Marken- und Qualitätsspielzeug“, deren Markenlogo seit November 2015 auch eine offiziell eingetragene Marke ist. Mehr Ware im Lager, eine größere Auswahl und eine umfassende Beratung durch mehr Personal sind die entscheidenden Punkte, die Hartfelder anführt, um im schrumpfenden Spielzeug-Fachhandel erfolgreich zu sein. Die Kette BR-Spielwaren aus Dänemark, die über wesentlich mehr Eigenimport-Artikel verfügt, ist mit 18 Filialen der größte Konkurrent der Hartfelders in Hamburg. „Denen gegenüber möchten wir uns durch unsere Ware – deshalb heißen wir auch ‚Marken- und Qualitätsspielzeug’ – abgrenzen.“ Der Name macht klar, dass das Ehepaar Hartfelder viel Wert auf qualitativ hochwertiges Spielzeug legt. Grundsätzlich sind alle großen Marken wie LEGO, Playmobil, Mattel und Hasbro vertreten, aber auch gutes Holzspielzeug vernachlässigt HARTFELDER nicht.

Ziel ist „dass kein Kunde weggeschickt wird und nicht zur Konkurrenz, egal, ob online oder offline, getrieben wird. Wir wollen jeden Kunden bedienen können.“

Zielstrebig, selbstbewusst und unbeirrt

Innerhalb von fünf Jahren hat Nils Hartfelder drei Läden in der Alstermetropole eröffnet. Angefangen aber hat alles noch viel früher. Seine Eltern sind seit 35 Jahren Eigentümer des „Hartfelder Spiel & Hobby Haus“ im Hamburger Stadtteil Bramfeld. Im Rahmen ihres Marketing-Studiums in den Niederlanden arbeiteten Nils Hartfelder und seine damalige Freundin und jetzige Ehefrau Julia (26) für ein Projekt im elterlichen Laden mit. Hartfelder, der eigentlich vom Einzelhandel nichts wissen wollte, fand so viel Gefallen an der Sache, dass er beschloss, einen eigenen Laden aufzumachen. Mit Schützenhilfe der Eltern ließ sich der heute 27-Jährige 2010 im Tibarg Center im Stadtteil Niendorf nieder. Wenig später folgte eine Filiale im Alstertal-Einkaufszentrum in Poppenbüttel, eines der größten Norddeutschlands, und im letzten Jahr ein drittes Geschäft in Bergedorf. Der Inhaber und seine Frau bevorzugen die Lage an oder in Einkaufszentren. „Es ist einfacher, hier müssen wir weniger Geld für Werbung und Marketing ausgeben, da die Center die Leute automatisch anzieht.“ Eine höhere Miete müssen sie natürlich trotzdem hinlegen.
Viel Wert legt Nils Hartfelder auf Fachkräfte, die im Spielwaren-Einzelhandel ausgebildet wurden. Derzeit sind es etwa rund 50 Mitarbeiter in den drei Läden, eine Kollegin ist ausschließlich für die Planung und Durchführung von Aktionen und Events in den Läden zuständig, die mindestens alle 14 Tage anstehen. Zwei bis drei Fachkräfte sind immer vor Ort, auch auf jeder Etage muss ein kompetenter Mitarbeiter präsent sein. Zusätzlich werden die Kollegen regelmäßig von Mitarbeitern verschiedener Firmen, z. B. von Schmidt Spiele oder Stadlbauer, geschult, je nachdem, wo gerade Nachholbedarf besteht. Besonders wichtig sind die Schulranzen-Schulungen, die jedes Jahr stattfinden. „Das muss sein, hier kommt ständig was Neues hinzu“, betont Hartfelder.

Anfassen und ausprobieren erwünscht

In der neuen Filiale in Bergedorf setzen die Hartfelders vor allem auf viele bunte Themenwelten und Shop-in-Shop-Lösungen. Ihrer Meinung nach ist das die beste Präsentationsmöglichkeit („was fürs Auge“) und für Kunden leicht zu erkennen. Hartfelder lobt die tolle Unterstützung der Hersteller und zeigt uns die Olchi-Schleimwand von Oetinger, das Captain Sharky-Piratenschiff von Spiegelburg und eine riesige Holzritterburg, mit der das Thema Ritter Trenk bespielt wird. Das Sortiment ist in Altersbereiche aufgeteilt. Spielzeug für Babys und Kleinkinder befindet sich gleich im Erdgeschoss, ergänzt mit Kleidung von Sterntaler, Steiff und Bellybutton. Aus Platzgründen möchte der Inhaber das Thema Babyausstattung aber nicht ausweiten. Im Obergeschoss gibt es alles für ältere Kids, angefangen von LEGO über Mattel und Ravensburger bis hin zu Revell und Carrera. Die Lizenzprodukte von Frozen, Star Wars und den Minions sind laut den Hartfelders derzeit der absolute Renner, „da können wir gar nicht genug da haben“. Das finden beide schon ein bisschen schade, „denn es gibt noch so viel anderes Schönes“. Zu allen größeren Themen sind Spieltische und Muster aufgebaut. Auch eine große Carrera-Bahn steht für die Flitzer-Fans bereit. „Das gibt es im Internet nicht“, lacht Nils Hartfelder. Das Konzept des Inhabers ist erkennbar: Kinder und Erwachsene dürfen wirklich alles ausprobieren. Vergnügt erzählt der Vater einer kleinen Tochter (15 Monate) von Hubelino, der Kugelbahn, die niemand kaufen wollte und die lange im Regal versauerte – bis er sie zum aktiven Spielen hinstellte. Seitdem verkauft sie sich ausgezeichnet. In der großen Schreibwarenabteilung im Untergeschoss werden bei HARTFELDER auch Erwachsene fündig. Noch mehr Papeterie-Artilel finden die Kunden in der Niendorfer Filiale. Deshalb sind die HARTFELDER-Geschäfte nicht nur Mitglied bei idee+spiel, sondern auch bei duo schreib & spiel.

Präsenz auf den Messen und im Geschäft

Nils Hartfelder und sein Team besuchen regelmäßig die Nürnberger Spielwarenmesse und die Nordstil in Hamburg, um am Puls der Zeit zu bleiben. Zudem ist es ihm als Inhaber eines familiengeführten Unternehmens wichtig, im Laden präsent zu sein und im Verkauf zu bedienen, auch wenn inzwischen Filialleiter für den reibungslosen Ablauf eingestellt worden sind. „Es wird immer seltener, dass Inhaber sich sehen lassen“, erzählt er. Er dagegen möchte hautnah mitbekommen, was seine Kunden wünschen. Neben der Möglichkeit, alle Produkte zu testen, steht in allen HARTFELDER-Filialen ein umfangreicher Geschenk-Einpackservice zur Verfügung. Einen Online-Shop führt das Unternehmen nicht, bietet aber an, alle Spielwaren, die im Geschäft oder telefonisch gekauft werden, nach Hause zu senden. Die Erfahrung hat Nils Hartfelder gelehrt, dass Eltern ungern großformatige Spielwaren wie Kinderküche oder Kaufladen aus dem Geschäft mitnehmen. Hier kommt er seinen Kunden mit dem Versand entgegen, bevor sie ins Internet abwandern.

Ein Webshop ist langfristig angedacht, wenn er das passende Konzept erdacht hat. Als existenzbedrohend empfindet er den Online-Handel nicht, er sieht vielmehr den immensen Arbeitsaufwand, der hinter dem Aufbau und der Pflege eines Shops steckt.

Wenn“, sagt Nils Hartfelder, „dann nur als Service und sinnvolle Ergänzung. Und wenn ich ein geeignetes Konzept gefunden habe. Halbe Sachen mag ich nicht.

Im Herbst plant der zielstrebige Unternehmer, ein weiteres Vorhaben umzusetzen, verrät aber noch nicht, um was es geht. Bis dahin betätigt sich Nils Hartfelder erst einmal ganz abseits der Läden – als Trikotsponsor für einen örtlichen Fußballverein.