02.06.21 – Fachgeschäft des Monats Mai/Juni

„Kinderparadies Witte“, Verden

Das Kinderparadies Witte ist in Verden die bekannteste Anlaufstelle, wenn es um Spiel, Sport und Freizeit geht. Dieses Jahr feiert das Unternehmen sein 130-jähriges Jubiläum – doch dies ist nur ein Grund, das Kinderparadies als Fachgeschäft des Monats vorzustellen.

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Seit 1957 ist das Spielwarenhaus im jetzigen Gebäude untergebracht, fünf Kundenparkplätze liegen direkt hinter dem Haus mit direktem Zugang zum Geschäft. © Spielwaren Witte

 
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Die familiäre Atmosphäre wird beim Kinderparadies Witte seit über einem Jahrhundert großgeschrieben. Laut Philosophie werden nur Mütter angestellt. © Spielwaren Witte

 
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Bereits in der vierten Generation ist das Familienunternehmen ein Garant für qualitativ hochwertiges Spielzeug. Denn im Kinderparadies Witte finden Kunden alles, was das Kinderherz erfreut: Neben großen Spielemarken wie Ravensburger, Lego, Kosmos und Coppenrath gibt es auch viele Anregungen für ein generationenübergreifendes Spielerlebnis – traditionell oder modern. „Wir führen grundsätzlich (Ausnahme Lego) keine Lizenzthemen. Die Ware muss zu uns passen und sollte sich möglichst vom Angebot im Supermarkt abheben. Schwerpunkte sind z. B. Puppen von Götz, Living Puppets oder Plüschtiere von Teddy Hermann, aber auch unsere große Spiele- und Kinderbuchabteilung. Im Babybereich führen wir Haba und Sterntaler“, berichtet Carmen Witte. Verteilt ist das Sortiment auf zwei Etagen mit insgesamt 300 m², plus 90 m² Eingangsbereich mit 60 m² Schaufensterfläche. Seit 1978 ist die Firma Mitglied der Vedes und seit 2014 von Sport 2000.

Tradition verpflichtet

Seit Bestehen der Firma 1891 befindet sich das Ladengeschäft in der Süderstadt, bereits seit 1957 ist das Spielwarenhaus im jetzigen Gebäude untergebracht. „Handlungsreisender Hermann Witte gründete das Unternehmen am 1. April 1891 zusammen mit Alfred Euling. Doch Euling frönte lieber der Jagd und stieg schnell wieder aus“, erzählt die Händlerin. Zunächst wurden Haushaltswaren, Korbwaren und Bettgestelle verkauft, zu Weihnachten auch Spielwaren. Als Nachfolger führte Sohn Arthur nach dem frühen Tod des Vaters mit seiner Mutter das Geschäft weiter. „Arthurs Frau Erna stand während des 2. Weltkrieges allein verantwortlich für das Geschäft, nachdem beide Söhne und der Ehemann zum Kriegsdienst einberufen wurden. Nach dem Krieg traten beide Söhne in das Unternehmen ein“, erklärt Carmen Witte. Das Geschäft wurde kontinuierlich erweitert und nach dem Erwerb eines gegenüberliegenden Grundstückes geteilt: Bruder Bodo Witte blieb mit Haushaltswaren, Glas und Porzellan im Haupthaus, Horst und seine Frau Freya zogen mit den Spielwaren, Sport- und Campingartikeln in das neue Gebäude. Einige Zeit verkaufte man auch Kinderwagen und Kindertextilien, die allerdings 1994 wieder verschwanden – Campingartikel bereits in der 70er Jahren.

Familiäre Atmosphäre

„Im Jahr 1994 kehrte ich aus Süddeutschland zurück und trat in das Unternehmen ein. Mein Bruder und ich waren allerdings beide nicht als Nachfolger eingeplant gewesen, da er als Zahnarzt und ich als Physiotherapeutin bzw. mit meinem Medizinstudium in den medizinischen Bereichen unterwegs war“, sagt Carmen Witte. So wollten die Eltern das Unternehmen 1993 aufgeben – unmöglich für das bis dato in familiärer Atmosphäre geführte Fachgeschäft. „2002 schloss ich mein Fernstudium zum Handelsfachwirt in Aschaffenburg ab und übe dennoch nach wie vor in Teilzeit meine Tätigkeit als Physiotherapeut mit erwachsenen neurologischen Patienten aus“, fügt sie hinzu.

Das großes Plus ist die familiäre Atmosphäre, getragen durch zum Teil langjährig beschäftigte Kolleginnen und nicht weniger durch den hohen persönlichen Einsatz der Gründerfamilie. Sogar Carmen Wittes über 80-jährige Mutter ist weiterhin im Geschäft präsent. „Wir konnten 2020 ein 40- und ein 50-jähriges Mitarbeiterjubiläum aus bekannten Gründen leider nicht feiern, aber die Feier können wir hoffentlich noch dieses Jahr, genauso wie das 130-jährige Firmenjubiläum, nachholen“, so die Händlerin. Zur Geschäftsphilosophie gehört es zudem, nur Mütter einzustellen – derzeit insgesamt neun, alle in Teilzeit.

Umfangreiche Services

In Verden ist das Kinderparadies Witte auch durch sein Alleinstellungsmerkmal und den Kundenmagnet bekannt – der großen Passage in Innenstadtlage mit 60 m² Schaufensterfläche. Dazu kommen noch vier Schaukästen. „Es wird regelmäßig und saisonal passend neu dekoriert, zum Teil mit Unterstützung unserer Lieferanten. Zu besonderen Themen leihen wir Material von ortsansässigen Kollegen, z. B. ein Klavier, antike Möbel oder einen Vespa-Roller. Und wenn in unseren Haushalten ein Gegenstand vermisst wird, schauen wir auch schon mal in den Schaufenstern nach“, lacht Witte, die direkt über dem Geschäft wohnt. Zu den Besonderheiten gehören weiterhin der Lieferservice mit Wunschliefertermin, Spieleverleih, seit den 90er-Jahren eine Tauschbox für Sammelkarten oder Wunschboxen (in Verden auch „Witte-Korb“ genannt) und Spielenachmittage bzw. -abende in Schulen und Kitas. „Der Anspruch geht dahin, nicht 08/15 anzubieten, sondern der Anlaufpunkt für das Besondere zu sein“, ergänzt Witte.

Engerer Kundenkontakt

Darüber hinaus baut das Unternehmen seine Bekanntheit über die Website, Social Media-Aktivitäten und einen eigenen Online-Shop aus: „Im Online-Shop (DSL Vedes) haben wir die Möglichkeit, auch großvolumige Artikel und Waren zu verkaufen, die nicht zum ständigen Sortiment gehören. Tischkicker, Trampoline oder Tischtennisplatten beispielsweise werden per Drop-Shipment direkt beim Kunden angeliefert“, erklärt Carmen Witte. Eine wichtige Rolle spielt seit jeher der persönliche Kundenkontakt: „Egal ob Abholstation oder Click & Meet: Ganz wichtig ist für uns, die bekannten Öffnungszeiten nie zu ändern. Durch Lockdowns und die Pandemie haben wir einen sehr viel größeren persönlichen Kontakt zu unseren Kunden bekommen“, sagt die Geschäftsführerin. Und passend zum Slogan „Der Familientreffpunkt in der Süderstadt“ findet im Kinderparadies Witte bestimmt jeder etwas.