06.03.15 – Fachgeschäft des Monats März 2015
Spielwelt Schmidt – Bereit für die Premiere
Vivian Wagner kennt die „Spielwelt Schmidt“ seit ihrer Kindheit – am 1.1.2015 hat sie nun das Fachgeschäft ihrer Eltern im thüringischen Arnstadt übernommen. Ende Januar wartete bereits die erste große Herausforderung auf die junge Geschäftsfrau: die Nürnberger Spielwarenmesse.
„Für mich ist es mein erster Messebesuch, daher habe ich mir meinen Vater und meine Stellvertreterin Jacqueline König als Unterstützung mitgenommen“, teilt mir Vivian Wagner gleich zu Beginn unseres Treffens in Halle 12 mit. Matthias Schmidt, der das Fachgeschäft am 1.10.1995 gegründet hat, rät seiner Tochter, sich zunächst bei den „Großen“ umzusehen, um in Erfahrung zu bringen, wohin der Trend geht.
Die restliche Verweildauer werde man gezielt die im Vorfeld vereinbarten Kundentermine wahrnehmen sowie mögliche Highlight-Produkte aufspüren, die nicht jeder hat. „Unser Ziel ist es, mit witzigen Ideen Nischen zu finden – nur auf diese Weise gelingt es uns, uns von anderen abzuheben“, erläutert der Branchenkenner, der sich beruflich neu orientieren wollte und sich daher für die Geschäftsübergabe entschieden hat. Gesagt, getan. Einen ersten Stopp legen wir bei Revell ein. Hier präsentiert Ekkehard Spieske im gewünschten Schnelldurchgang die wichtigsten Neuheiten.
Rasch wird deutlich, dass sich die Mutter zweier Kinder bereits gut in die Materie eingearbeitet hat. Gezielt fragt sie beispielsweise bei den vorgestellten Komplettsets nach, wie viel Arbeitsaufwand jeweils dahinter steckt. Zudem diskutiert sie mit ihrer langjährigen Mitarbeiterin, ob das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Des Weiteren interessiert sich die Inhaberin dafür, ob Promotions-Aktionen wie Flugvorführungen von speziellen Kräften bei ihr vor Ort im Laden möglich wären. Nach den Highlights aus dem technischen Segment zeigt sie sich noch sehr interessiert an den Innovationen aus dem Kreativ-Bereich. „Wir suchen einen trendigen Aktionsartikel für unser nächstes Stadtfest. Er muss nahezu selbsterklärend sein und soll für jede Menge Aufmerksamkeit sorgen“, setzt die gelernte Krankenschwester die Messlatte für den Revell-Vertreter sehr hoch. Mit „Twisteez“– farbenfrohe Elemente aus Gummi, die sich ins Haar flechten lassen – kann dieser sofort punkten. Nach insgesamt 20 Minuten ist hier alles besprochen. Die Order erfolgt dann später im Geschäft in Arnstadt.
„Neben dem Bauchgefühl und der Kundennachfrage sind Qualität und Originalität wichtige Kriterien für die Sortimentszusammenstellung.“
Danach geht es weiter zu Mattel, wo wir einen „Neuheiten-Rundgang in eigener Sache“ durchführen. Matthias Schmidt gibt vorab den Tipp, sich auf die Produkte zu konzentrieren, wo intensive TV-Werbung stattfinden soll. „Ohne diverse Markenartikel der Branchenriesen geht es bei uns nicht. Der Kunde verlangt, dass wir diese führen“, erläutert Frau Wagner und ergänzt: „Wir bieten auf einer Verkaufsfläche von 210 m2 eine bunte Mischung – angefangen von Puppen und Plüschtieren über RC-Autos bis hin zu verschiedenen Spielen für Groß und Klein.“
In naher Zukunft werde sie jedoch speziell den Kreativ- sowie den Baby- und Kleinkindbereich erweitern, da diese Artikel aktuell besonders stark nachgefragt werden. Nach rund 15 Minuten sind alle Innovationen „abgespeichert“, so dass es weiter zu Zapf Creation geht. Hier hat das „Spielewelt Schmidt“-Team leider Pech. Silvio Zwerschke, der zuständige Vertreter, hat bereits einen wichtigen Termin. Doch eine Lösung ist schnell gefunden. Eine Kollegin führt uns routiniert über den Messestand und gibt dabei den einen oder anderen Tipp, wie man ein Produkt verkaufsstark in Szene setzen kann.
Vivian Wagner und Jaqueline König zeigen sich von den Neuheiten angetan und notieren sich, welche Themen für ihr Geschäft von Interesse sein können. „Echte Topseller sind bei uns nach wie vor Kartenspiele und Lizenzartikel wie „Filly“-Pferde. Generell werden klassische Themen bevorzugt“, betont die Quereinsteigerin.
Mit originellen Ideen punkten
Bei einer kurzen Pause erzählt mir die Geschäftsführerin, dass sie einen kleineren Umbau plant, um den frischen Wind, den der Generationswechsel zu Jahresbeginn mit sich gebracht hat, zu verstärken. Künftig will sie die „Spielwelt Schmidt“ nach Themeninseln gestalten– neben einer Pferde- und einer Kreativwelt soll dann eine „Kindergeburtstags“-Ecke für noch mehr Übersichtlichkeit sorgen.
„Neben dem Bauchgefühl und der Kundennachfrage sind Qualität und Originalität wichtige Kriterien für die Sortimentszusammenstellung“, so die Inhaberin. Wie sie weiter ausführt, sei man in der glücklichen Lage, keine direkten Mitbewerber in unmittelbarer Nähe zu haben. Gegenüber dem Online-Handel grenzt sich das Team, das derzeit aus insgesamt vier Mitarbeitern besteht, durch eine intensive und kompetente Beratung sowie regelmäßige Events, wie Modenschauen zu Fasching oder Spieleabende, ab.
Zudem gibt es ab einem Einkaufswert von 15 EUR Bonusmarken, die sehr gut von den Konsumenten angenommen werden. Um die Kunden in Zukunft noch gezielter über Neuigkeiten rund um die „Spielwelt Schmidt“ zu informieren, plant die Jungunternehmerin einen Newsletter. Großen Wert legen die Mitarbeiter auch auf die aufmerksamkeitsstarke Gestaltung der insgesamt drei Schaufenster. Spätestens alle vier Wochen werden diese – den jeweiligen Anlässen, wie Ostern, Schulanfang oder Weihnachten – neu dekoriert. Speziell in diesem Bereich erhofft sich Vivian Wagner noch eine engere Kundenbindung. „Ab sofort soll es regelmäßig bestimmte Suchspiele oder Wettbewerbe geben. Mein Team und ich haben hier schon viele Ideen, die nur noch auf ihre Umsetzung warten“, erläutert sie schmunzelnd.
„Hinsichtlich der räumlichen Gestaltung muss man ein Spielwarengeschäft immer auch mit Kinderaugen sehen.“
Da wir bereits in Halle 12 sind, schlägt Vivian Wagner vor, bei VTech einen Abstecher zu machen – einen Termin hatte man eigentlich erst für den nächsten Tag vereinbart. „Wir versuchen unser Glück, dann haben wir morgen und übermorgen mehr Luft“, zeigt sich die Arnstädterin optimistisch. Und hier ist Fortuna tatsächlich auf ihrer Seite. Vertriebsleiter Steffen Haasler stellt ausführlich die Highlights vor und zeigt zudem, wie man diese im Laden ansprechend präsentiert oder wo der Hersteller verkaufsunterstützende Maßnahmen vorsieht. „Die Präsentation am PoS ist für mich sehr wichtig. Ich lege höchste Priorität auf Ordnung, Sauberkeit sowie klare Linien und Übersichtlichkeit“, so die Inhaberin und ergänzt: „Hinsichtlich der räumlichen Gestaltung muss man ein Spielwarengeschäft immer auch mit Kinderaugen sehen.“
Auf dem Weg zu Halle 6 erzählt Vivian Wagner, dass sie besonders auf die Beständigkeit ihrer Firma stolz ist. Von Anfang an ist die „Spielwelt Schmidt“ in Familienbesitz. Angst vor der Zukunft hat die Geschäftsfrau keine – schließlich müsse sie ja nicht alles alleine stemmen. „Dank der Einarbeitung durch meinen Vater und der Unterstützung meines engagierten Teams glaube und hoffe ich, dass wir die Kunden auch künftig glücklich machen werden“, so die Inhaberin.
Für die weiteren Tage in Nürnberg stehen nun fest vereinbarte Termine auf der Agenda. Daneben erhofft sie sich, dass nach dem „Durchackern“ der einzelnen Hallen noch etwas Zeit bleibt, um nach neuen Ausstellern und Trends Ausschau zu halten. „Für die kommende Spielwarenmesse muss ich unbedingt mehr Zeit einplanen. In diesem Jahr hatte ich für das angebotene Rahmenprogramm leider gar keine Zeit“, so Vivian Wagner. „Am Samstagabend treffe ich jedoch noch bei einer Idee+Spiel-Veranstaltung auf viele Kollegen, auf deren fachlichen Austausch ich mich schon sehr freue. Mal schauen, welches Highlight-Produkt sie für sich entdeckt haben. Ich persönlich habe meinen Topseller bereits am ersten Tag am Stand von Revell entdeckt“, fügt sie lächelnd hinzu.
Spielwelt Schmidt, Arnstadt
Gegründet: 1.10.1995
Inhaber: Vivian Wagner
Verkaufsfläche: 210 m2
Mitarbeiter: mit Geschäftsführerin 4 Mitarbeiter
Sortiment: Bunter Mix aus Spielwaren, Kreativartikeln, Schreib- & Schulbedarf sowie Sport- & Freizeitprodukte
Besonderheit: Seit dem 1.1.2015 führt Vivian Wagner das Geschäft ihres Vaters weiter.