29.12.20 – Gastbeitrag von afilii

Grüner Aufschwung nach Corona?

Welchen Einfluss hat Corona auf eine nachhaltigere Spielzeug- und Kindermöbelbranche? Das erläutert unsere Gastautorin Alexandra Brechlin von afilii.

Alexandra-Brechlin.jpg

Alexandra Brechlin © Maite Poins

 

Wer hätte Anfang 2020 an eine Welt wie diese geglaubt? Lockdown, Börsenschock, Hunderttausende in Kurzarbeit und Millionen Menschen ohne Arbeit. Covid19 beeinflusst nicht nur erheblich das Gesundheitssystem, sondern birgt auch enorme soziale und wirtschaftliche Probleme. Das Virus verändert auch die Spielzeug- und Kindermöbelbranche. Von positiven Effekten zu sprechen, mag da aktuell vermessen erscheinen. Doch manch einer sieht die Chance, gerade jetzt die Gelegenheit für ein Umsteuern zu ergreifen. Ganz nach dem Motto: Wenn (fast) nichts mehr geht, lässt sich Neues denken und erproben.

So sieht es zumindest Alain de Rauw, Vertriebschef für den nachhaltigen Spielzeug-Hersteller PlanToys. Das Unternehmen produziert – von der ersten Skizze bis hin zur Verpackung – seit seiner Gründung 1981 jedes einzelne Spielzeug im Heimatland Thailand und greift dabei auf natürliche Ressourcen und recyceltes Holz in unmittelbarer Nähe zur Manufaktur zurück. Dadurch war PlanToys auch während des Lockdowns unabhängig von langen Lieferketten und Rohstoffen aus anderen Ländern und konnte – unter Berücksichtigung der Schutz- und Hygiene-Maßnahmen – problemlos weiter produzieren.

Lokale Produktion in Deutschland

Auch für Elise Opezzo-Burger von Coclico machte es sich bezahlt, dass sie ihre mitwachsenden Kindermöbel lokal in Deutschland produziert: „Die Möglichkeit, weiter mit den Produzenten und Lieferanten im direkten Kontakt zu bleiben und nicht durch Reisebeschränkungen in andere Länder oder gar nur Bundesländer behindert zu werden, stellte eine weitestgehend fließende Fertigung sicher.“

Corona – Chance für mehr Regionalität

In den vergangenen Jahrzehnten kam es zu einer erheblichen Ausweitung der Mobilität und Unternehmen sowie Kunden profitierten von einem umfangreichen Warenangebot zu günstigen Preisen. Anstatt in der Heimat lokal zu produzieren, griffen viele Unternehmen lieber auf Billiglohnländer zurück. Nachteile für die Umwelt, aber auch soziale Verwerfungen wurden für ein schnelles wirtschaftliches Wachstum billigend in Kauf genommen. Und ausgerechnet diese Globalisierung sorgt nun dafür, dass die Welt quasi innehält. Führt diese vorübergehende Ruhe zu einem bitteren Erwachen? Alain de Rauw findet, dass Unternehmen lernen können, „die Vorteile der Globalisierung richtig zu nutzen, anstatt ihre Möglichkeiten – und damit die Umwelt – weiter auszubeuten.“

So produziert auch die Spielzeugmarke TicToys jedes ihrer Bewegungsspiele in ihrem Heimatland Deutschland. „Wir versuchen, von Anfang an die Wege bei unserer Produktion möglichst kurz zu halten und somit die Umwelt so wenig wie möglich durch weite Transportwege zu schädigen“, erklärt Matthias Meister, der TicToys zusammen mit Tony Ramenda 2010 in einer Studenten-WG in Chemnitz gründete. „Natürlich lag darin auch ein gewisser Pragmatismus, weil die Kommunikation mit Lieferanten viel einfacher ist, wenn man sich mal schnell besuchen kann.“ Einige Spielsachen sind dadurch etwas teurer als die Plastikpuppe in dem großen Spielzeuggeschäft, aber: „Viele glauben nicht, dass es überhaupt möglich ist, in Deutschland zu produzieren und gleichzeitig das Spielzeug zu einem ,vernünftigen‘ Preis anzubieten.“

Warum Hersteller gerade in Zeiten wie diesen vermehrt auf Social Media setzen und was Endkunden zu nachhaltigen Spielwaren und Kindermöbeln sagen, lesen Sie in der nächsten Printausgabe von das spielzeug, die am 8. Januar erscheint.