23.01.20 – Interview mit Ernst Kick, CEO Spielwarenmesse

„Wir verfolgen alle ein gemeinsames Ziel.“

Was dürfen die Besucher auf der Spielwarenmesse 2020 erwarten und wie wird der Veranstalter dem aktuellen Thema Nachhaltigkeit gerecht? Die Antworten auf diese und weitere Fragen liefert Ernst Kick, Vorstandsvorsitzender der Spielwarenmesse eG, im Interview mit das spielzeug.

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Ernst Kick, Vorstandsvorsitzender der Spielwarenmesse eG, blickt der 71. Ausgabe der Leitmesse positiv entgegen. © Spielwarenmesse

 

 

das spielzeug: Herr Kick, warum lohnt es sich als Händler, 2020 die Spielwarenmesse in Nürnberg zu besuchen?

Ernst Kick: Die Spielwarenmesse ist als internationale Leitveranstaltung der Branche immer einen Besuch wert. Mit ihrem Mix aus traditionellem und elektronischem Spielzeug bietet sie einen umfassenden Marktüberblick und Trends kompakt an einem Ort. Einkäufer und Händler finden hier alle führenden Marken vor, genauso wie erfolgversprechende Start-ups mit innovativen Produktideen. Unsere Sonderflächen liefern zudem wertvolle Inspirationen für die Sortimentserweiterung. Darüber ist es eine Aufgabe von uns, auch Know-how zu vermitteln – das Toy Business Forum bietet dazu die ideale Plattform.

 

das spielzeug: Und mit welchen Argumenten überzeugen Sie die Aussteller, auch in 2020 mit von der Partie zu sein?

Ernst Kick: Für Aussteller ist die Spielwarenmesse der wichtigste Branchentreffpunkt des Jahres. Mit den zwölf Produktgruppen, die nach ihrer Zusammengehörigkeit für den Handel geordnet sind, werden Besucherpotenziale optimal genutzt. Daraus entsteht für Spielwaren-Unternehmen ein optimales Messeumfeld. Außerdem kommen alle relevanten Kaufentscheider der führenden Ketten sowie Groß- und Einzelhändler nach Nürnberg, um Produktneuheiten zu entdecken. Dabei sind rund 32.000 unserer Fachbesucher nur auf der Spielwarenmesse und auf keiner anderen Messe anzutreffen. Das verdeutlicht ihre Stellung als zentrale Order- und Networking-Plattform der Branche.

 

das spielzeug: Gibt es gravierende Änderungen hinsichtlich der Hallenstrukturierung, sprich der einzelnen Produktgruppen?

Ernst Kick: Die Umstrukturierungen zur letzten Ausgabe waren notwendig geworden, um den Marktveränderungen Rechnung zu tragen und der Spielwarenmesse eine zukunftsfähige Ausrichtung zu geben. Sowohl die Etablierung der Produktgruppe Elektronisches Spielzeug als auch die Zusammenlegung der Bereiche Modelleisenbahnen und Modellbau stießen bei Ausstellern wie Fachbesuchern auf positive Resonanz. Nun gilt es, die Produktgruppen weiter zu optimieren und auszubauen.

 

das spielzeug: Stichwort Sonderflächen: Zur Jubiläumsausgabe in 2019 haben Sie mit „Showtime“ eine neue Area realisiert. Wird es in 2020 ebenfalls neue Flächen geben oder wollen Sie eher die bisherigen stärken?

Ernst Kick: Unsere Sonderflächen Baby- und Kleinkindartikel, Toys meet Books, Showtime und Tech2Play haben sich zu wahren Publikumsmagneten entwickelt. Sie bieten Ausstellern eine attraktive Form für die Zweitplatzierung ihrer Produkte und liefern Fachbesuchern wertvolle Anregungen für die Sortimentsgestaltung. Unsere Aktionsfläche Tech2Play erfährt in 2020 eine Neuerung: Wir öffnen die Fläche auch für Unternehmen, die nicht als Aussteller auf der Spielwarenmesse vertreten sind. Diese haben nun die Möglichkeit, ihre Produkte in einem eigenen Bereich auf der Aktionsfläche zu präsentieren und ihre Firma vorzustellen.

 

das spielzeug: Das Thema Nachhaltigkeit ist derzeit in aller Munde. Wie wird die Spielwarenmesse diesem gerecht?

Ernst Kick: Dem Thema Nachhaltigkeit widmet sich die Spielwarenmesse auf verschiedene Art und Weise. Für Aussteller haben wir eine kostenlose Checkliste mit Tipps für einen grünen Messeauftritt zusammengestellt. Darüber hinaus gilt das Ticket zur Spielwarenmesse bereits seit vielen Jahren auch als Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr. Außerdem können Besucher in unserem Online-Katalog nach Ausstellern suchen, die nachhaltige Produkte anbieten. Und mit „Toys for Future“ hat unser internationales TrendCommittee einen Trend identifiziert, der sich um das Thema Nachhaltigkeit dreht. Er umfasst zum einen Produkte, die aus ökologischen oder recycelten Materialien hergestellt sind, zum anderen aber auch Spielwaren, die Kindern spielerisch Umweltbewusstsein erklären.

 

das spielzeug: Neben „Toys for Future“ hat Ihr TrendCommittee mit „Digital goes Physical“ und „Be You!“ zwei weitere Strömungen ausfindig gemacht. Welchen der drei Trends halten Sie für den stärksten?

Ernst Kick: Unser internationales TrendCommittee beobachtet die Märkte sehr genau, um die drei Haupttrends für das kommende Jahr zu finden. Beim Trend „Digital goes Physical“ treffen sie auf Inhalte und Stars, welche Kinder aus der virtuellen Welt kennen, wobei vor allem Lizenzprodukte aus den Bereichen E-Gaming im Fokus stehen. „Be You!“ vereint zwei Ansätze: Zum einen soll der Trend die Vielfalt zeigen und Toleranz fördern und zum anderen Menschen mit Behinderungen oder Erkrankungen unterstützen. Alle drei Trends haben damit großes internationales Potenzial.

das spielzeug: Welchen Stellenwert nimmt für Sie die PressPreview einen Tag vor Messebeginn ein?

Ernst Kick: Die PressPreview liefert den Auftakt zur Spielwarenmesse und nimmt nach wie vor einen hohen Stellenwert ein. Wir bieten den Ausstellern die einmalige Gelegenheit, ihre Produktideen vor der geballten internationalen Presse zu präsentieren. Der Medienrummel ist groß: Ob TV- oder Radiostationen, Fachmagazine, Wirtschaftszeitungen oder Influencer – sie alle sind an diesem Tag bei uns versammelt, um über die neuesten Trends im Spielwarenbereich zu berichten. Die Aussteller erzielen somit eine einzigartige Reichweite, die sich letztendlich doppelt für sie auszahlt.

 

das spielzeug: In den vergangenen Jahren ärgerten sich zahlreiche Händler über „geschlossene“ Messestände einiger Aussteller, auf die sie keinen Zugang erhielten. Wie wollen Sie dem künftig noch stärker entgegenwirken?

Ernst Kick: Die Frustration der Händler können wir durchaus nachvollziehen – schließlich geht es bei einem Messebesuch nicht nur darum, vorab vereinbarte Termine mit Ausstellern wahrzunehmen. Eine Messe bietet Einkäufern auch die Gelegenheit, Neuheiten spontan zu entdecken und sich aus erster Hand darüber zu informieren. Deshalb haben wir im Vorfeld der Spielwarenmesse das Gespräch mit Ausstellern gesucht, die noch keine offene Standpolitik leben, und entsprechende Maßnahmen getroffen. Wir verfolgen alle ein gemeinsames Ziel: Die Spielwarenmesse als wichtigste Informations- und Kommunikationsplattform der Branche zu fördern.

das spielzeug: Wie wird sich die Digitalisierung Ihrer Meinung nach auf das Messegeschehen auswirken?

Ernst Kick: Der digitale Wandel macht auch vor Messen nicht halt. Dies wird beim Standbau, der Produktpräsentation oder beim Angebot von verschiedenen Online-Services deutlich. Mit unserer Spielwarenmesse-App und den Social Media-Aktivitäten lässt sich der Messebesuch bereits im Vorfeld unkompliziert planen. Zudem bieten wir allen Ausstellern erstmals eine Lead Tracking-App an, mit der sie die Kontaktdaten der Standbesucher schnell und einfach erfassen können. Darüber hinaus lässt sich das Ticket für die Spielwarenmesse auch als E-Ticket auf dem Smartphone abspeichern. Die Digitalisierung macht den Besuch von Messen effizienter und kostengünstiger, doch den persönlichen Kontakt und Austausch wird sie nicht ersetzen können.

 

das spielzeug: Abschließend noch eine persönliche Frage: Welches Spielzeug würden Sie niemals verschenken?

Ernst Kick: Ich verschenke grundsätzlich nur Spielsachen, von denen ich selbst überzeugt bin und die mir persönlich gefallen. Sie sollen Spaß machen, spielend zum Lernen anregen und eine gewisse Wertigkeit vermitteln.