07.02.19 – Gastspiel Hans Günter Lemke
Diebstahlprävention: Empfehlungen für den Fachhandel
360.000 angezeigte Fälle, eine hohe Dunkelziffer und bis zu 5 Mrd. € Verlust: Ladendiebstähle sind für den Fachhandel eine große Belastung. Unser Gastautor Hans Günther Lemke gibt Tipps, wie diese sich vermeiden lassen.
Zu unterscheiden sind zunächst einmal zwei verschiedene Vorgänge: Wenn eine Person Ware unter ihrer Kleidung oder in ihrer mitgeführten Tasche bewusst versteckt, die Ware also für Personal nicht mehr sichtbar ist, dann handelt es sich schon um einen vollendeten Diebstahl. Wenn jemand Ware sichtbar trägt, diese an der Kasse nicht bezahlt und am Ausgang gestellt wird, begibt er sich hingegen in die Gefahr einer Strafanzeige des „versuchten Diebstahls“. Die Beweislage ist hier schwieriger als bei einem vollendeten Diebstahl, da der ertappte Kunde sagen kann, dass er noch bezahlen wollte und dies nur vergessen habe. Hier gibt es oft, auch bei einer Strafanzeige, mildernde Umstände.
Wichtig ist eine klare Regelung im Betrieb: Entweder Sie sehen einen Diebstahl im Verkaufsraum und beobachten den Dieb, bis er die Kasse passiert und sprechen ihn danach an. Oder der mögliche Dieb wird bei verdächtigem Verhalten sofort angesprochen: „Ich habe gesehen, dass Sie versehentlich etwas in die Tasche gesteckt haben, soll ich den Artikel schon an die Kasse bringen?” Meine Empfehlung: Besser ist Vorbeugung!
Wie erkenne ich einen Ladendieb?
Den „typischen“ Ladendieb, der auf den ersten Blick beim Betreten eines Geschäftes zu erkennen ist, gibt es leider nicht. Die meisten Fälle werden durch die „Gelegenheitsdiebe“ verursacht – diese machen weit über 50 % aller Diebstähle aus. Erkennen lassen sich potenzielle Ladendiebe oft aber durch Anspannung, die sich in ihrem Verhalten zeigt.
Auffälliges Verhalten wäre:
• Der Kunde läuft scheinbar ziellos herum und wechselt auffallend häufig zwischen verschiedenen Abteilungen im Elektronikfachmarkt.
• Der Kunde verfolgt die Abläufe im Geschäft und stellt den Mitarbeitern Fragen, um sie in Sicherheit zu wiegen.
• Der Kunde vermeidet bewusst den Kontakt mit Verkaufsmitarbeitern, auch wenn der Kunde vom Mitarbeiter angesprochen wird.
• Der Kunde betritt das Geschäft mit mehreren Taschen.
Tipp: Bieten Sie dem Kunden an, seine Taschen an der Info oder Kasse abzugeben, damit keine Missverständnisse aufkommen.
• Zwei Personen trennen sich sofort beim Betreten des Geschäfts. Die Kunden gehen in verschiedene Richtungen.
• Eine Kundengruppe schirmt sich gegenseitig ab, häufig zu beobachten bei Jugendlichen, die vor der Ware stehen.
• Zwei Kunden verständigen sich durch Flüstern oder durch Handzeichen. Es kann das Signal sein: „Die Luft ist rein.“
• Ladendiebe zu zweit bevorzugen die Ablenkung. Besonders in kleineren Geschäften mit wenig Personal können Mitarbeiter nicht alles im Blick haben. Oft ist es so, dass sich ein Kunde beraten lässt, während der andere stiehlt.
Fazit: Um Ladendiebstählen vorzubeugen, sind regelmäßige Trainings und Schulungen der Mitarbeiter ein absolutes Muss. Häufig sind Ladendiebe besser informiert als der Mitarbeiter im Fachmarkt.