26.10.21 – Bitkom-Studie
Immer mehr Händler verkaufen im Netz
Für den Großteil der Handelsunternehmen hat die Digitalisierung an Bedeutung gewonnen. Ein dauerhaftes Investment aber ziehen laut einer Bitkom-Studie nur wenige in Betracht.
Werbung in sozialen Medien, Verkauf über Online-Plattformen, kontaktloses Bezahlen per Smartphone im Geschäft: Der Einzelhandel in Deutschland ist seit der Corona-Pandemie so digital wie nie. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Befragung von mehr als 500 stationär oder online tätigen Groß- und Einzelhändlern in Deutschland, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom für die Studie „Corona-Effekt: Deutscher Handel so digital wie nie“ durchgeführt wurde.
Demnach besitzen zwei Drittel (68 %) der Einzelhändler eigene Social Media-Profile, um auf sich aufmerksam zu machen; eine Website ist Standard (98 %). Ein Drittel (34 %) bezahlt für Anzeigen etwa in Form von gesponserten Posts. Insgesamt sind fast drei Viertel (72 %) auf Facebook, Instagram und Co. aktiv – doppelt so viele wie vor zwei Jahren, als es 28 % waren. „Spätestens jetzt ist klar: Eine gute Online-Präsenz ist für Einzelhändler kein Nice-to-have – sie ist Pflichtprogramm“, betont Bitkom-Präsident Achim Berg.
8 von 10 stationären Händlern bieten kontaktloses Bezahlen per Smartphone
Aktuell verkaufen 85 % der Einzelhändler ihre Waren komplett oder parallel zu einem stationären Geschäft im Internet (2019: 58 %). Dabei spielen Online-Marktplätze bzw. Online-Verkaufsplattformen für 72 % der Befragten eine entscheidende Rolle (2019: 46 %). Einen unternehmenseigenen Webshop betreiben 92 %, diese Zahl ist im Vergleich zu 2019 konstant geblieben. Rund 35 % der Handelsunternehmen sprechen davon, dass Corona ihr gesamtes Geschäftsmodell verändert hat. 79 % geben an, infolge der Pandemie bestehende Produkte und Dienstleistungen anzupassen bzw. vom Markt zu nehmen.
Mehr digitale Services
Auch digitale Services wurden laut Bitkom ausgebaut. Verstärkt angeboten werden bargeldlose Zahlung via Smartphone oder Smartwatch (79 %), WLAN im Geschäft (88 %) sowie Tablet-PCs und interaktive Bildschirme (27 %), um die Kundschaft zu informieren und zu beraten. Darüber hinaus arbeiten rund 43 % der Händler mit Tablet- oder Smartphone-gestützten Kassensystemen. „Click & Collect“ bieten mittlerweile 77 % an, vor der Pandemie waren es 36 %. Auch Dropshipping gibt es inzwischen bei jedem dritten Händler (2019: 16 %).
Der Einsatz digitaler Lösungen wird von den meisten der befragten Unternehmen als entscheidender Vorteil in der Pandemie gesehen. 54 % geben an, dass die Technologien ihnen helfen, die Pandemie zu bewältigen. Bei 45 % sorgt die Coronakrise für einen Innovationsschub. Dennoch sehen sich 73 % der Händler eher als Nachzügler beim Thema Digitalisierung. Jedes zwölfte Handelsunternehmen (7 %) ist in Sachen Digitalisierung bislang nicht aktiv geworden und hat auch nichts geplant.
Kaum anhaltende Investitionen in die Digitalisierung
„Für große Handelsunternehmen wie für kleine Geschäfte gilt: Wer erfolgreich digitalisieren will, muss das Thema zur Chefsache machen – und im Kern des Unternehmens verankern“, so Berg. Viele Unternehmen stellen Budget für Digitalvorhaben bereit. 59 % haben bereits vor 2020 Geld in die Digitalisierung ihres Unternehmens gesteckt, 41 % haben im vergangenen Jahr investiert. 12 % haben kein Geld dafür aufgebracht und planen dies auch nicht. Insgesamt sind aber nur die wenigsten (2 %) bereit, wirklich dauerhaft Geld in die Digitalisierung zu stecken. „Digitalisierung hat einen Anfang, aber letztlich kein festes Ende – Digitalisierung ist ein dauerhafter Prozess. Der digitale Wandel verlangt entsprechend dauerhafte Investitionen“, bemerkt Berg dazu.
Der stationäre Handel muss sich verändern
Viele Händler sehen den stationären Handel grundsätzlich nicht bedroht, sind aber der Ansicht, dass er sich in den Innenstädten neu erfinden muss (71 %). „Digitale Technologien können bei der Neu- und Wiederbelebung des niedergelassenen Einzelhandels helfen – und viele von ihnen sind inzwischen ausgereift und für wenig Geld am Markt verfügbar“, fügt Berg hinzu. „Es darf nicht darum gehen, Online-Handel und stationären Einzelhandel gegeneinander auszuspielen. Um krisenfest und langfristig erfolgreich zu sein, benötigen Händler zwei Standbeine: vor Ort und im Netz.“