24.07.16 – Fachgeschäft der Monate Juli/August 2016
Spaß am Entertainment
Ein Special Interest-Geschäft der besonderen Art befindet sich direkt im Herzen der bayerischen Hauptstadt. Doch bis das FUNtainment München zu dem wurde, was es heute ist, stellten sich die Gründer einigen Herausforderungen, die sich durchaus mit den Abenteuern aus Fantasy-Rollenspielen vergleichen lassen.
1996 fassten vier Studenten den Plan, Veranstaltungen für Rollen-, Sammelkarten- und Tabletop-Spieler in München zu organisieren. Die Spieler-Community versammelte sich in den Folgejahren jeden Samstag an unterschiedlichen Orten, u. a. in einem Studentenwohnheim und einer Schule. Doch mit dem wachsenden Erfolg dieser Treffen drängten auch zwei entscheidende Fragen immer mehr: „Wo können wir hin, und wie finanzieren wir das Ganze?“
So entstand die Idee zur Gründung einer GbR, die im Dezember 1996 umgesetzt wurde: mit einem 15 m² großen Laden und Öffnungszeiten, die sich noch nach den Vorlesungsplänen der Inhaber orientieren mussten. Als auch die Kapazität des ersten Geschäfts sowie der angemieteten Spiele-Locations nicht mehr ausreichte, machten die Teilhaber aus dem FUNtainment eine GmbH und zogen im Oktober 2000 um. Seitdem befindet sich der Game Store in der zentrumsnahen Landwehrstraße.
Hier standen anfangs 50 m² kombinierte Verkaufs- und Spielfläche zur Verfügung. 2006 und 2010 kamen dann noch zwei weitere Räume hinzu.Heute verfügt das FUNtainment München über ein Ladengeschäft von 50 m², ein Lager von 150 m² sowie zwei Service- und Eventflächen, die insgesamt 190 m² Platz für ca. 150 Gäste bieten. Der ursprüngliche Kerngedanke, in der Gemeinschaft zu spielen, blieb demnach bis heute erhalten. Deshalb nehmen die Spielräume auch flächenmäßig den größten Stellenwert ein.
Fun + Entertainment = Kundenbindung
Das FUNtainment trägt sein Konzept bereits im Namen: Spaß und Unterhaltung. Diese einfache Formel liegt laut Mitinhaber Reinhard Sigel dem ganzen Unternehmen zugrunde. „Wir sind nicht nur in der Spielwarenbranche, sondern vor allem in der Unterhaltungsbranche“, erklärt Sigel. Folglich ließen sich die regelmäßig stattfindenden Spieletreffen und Turniere etwa auch mit anderen Freizeitangeboten wie Bowling oder Kino vergleichen. Was der Kunde kauft, ist dann im Endeffekt ein Komplettpaket aus Produkt und Erlebnis. Durch diesen Entertainment-Faktor erreiche das FUNtainment eine sehr hohe Kundenbindung und vergrößere zudem stetig seine Community.
„Für manche ist das hier mittlerweile auch das Wohnzimmer. Hier trifft man seine Freunde. Und in meinem Wohnzimmer bin ich dann auch nicht ganz so preissensibel wie im Internet oder in einem anonymen Geschäft“, führt Reinhard Sigel weiter aus. Wenn sich die Münchener „Magic“-Spieler („Magic: The Gathering“ ist ein sehr populäres Sammelkartenspiel von Hasbro Gaming) z. B. zur wöchentlichen „Friday Night Magic“-Runde treffen, ist damit zunächst einmal recht wenig verdient. Problematisch sei hier vor allem das bayerische Ladenschlussgesetz, aufgrunddessen ein Großteil der Veranstaltungen außerhalb der Öffnungszeiten stattfinden muss. Sigel sieht darin eine Wettbewerbsverzerrung zugunsten des Online-Handels, wo rund um die Uhr gekauft werden kann.Dennoch stellen auf lange Sicht die umfangreichen „Organized Play“-Angebote des FUNtainment den größten Mehrwert des Unternehmens dar. Denn wo haben Spieler sonst noch die Möglichkeit, sich zum gemeinsamen Spielen zu treffen oder sich auf professionell organisierten Turnieren miteinander zu messen? Nicht in den großen Filialen und schon gar nicht im Internet. Während diese beiden Modelle umfangreichere Sortimente und die niedrigsten Preise bieten, besinnt sich das FUNtainment auf seine größten Stärken: Entertainment und zielgruppenspezifische Beratung. Ganz nach dem Motto „Ich kaufe dort, wo ich verstanden werde und Spaß habe.“
Spezialisten fürs Spezielle
Die Inhaber Reinhard Sigel und Dirk Hollenbach – beide waren auch Gründungsmitglieder des FUNtainment – wissen, wie wichtig kompetentes Personal heutzutage ist, ganz besonders in einem Special Interest-Store. Der Unterschied zu traditionellen Spielwarengeschäften: Hier kaufen die Nutzer selbst. Die vier Hauptsortimente Sammelkartenspiele, Tabletop-Miniaturen, Brett- und Kartenspiele sowie Rollenspiele sprechen nicht nur Kinder an, sondern insbesondere auch Jugendliche und Erwachsene. Die Zielgruppe ist daher zwischen zehn und 50 Jahren alt. Da ist es nur logisch, dass statt Omas, Mamas und Tanten (und natürlich auch der männlichen Entsprechungen) vielmehr die Spieler selbst ins Geschäft kommen. Immer mit dabei: ein ausgeprägtes Wissen über das Lieblingshobby sowie oftmals sehr spezifische Wünsche.
Deshalb besteht das FUNtainment-Team aus Spezialisten auf allen Gebieten, die von der Zielgruppe nachgefragt werden. Fachkompetenz kann man sich schließlich nur bis zu einem bestimmten Grad anlesen – für die Finessen bedarf es des „Selbstversuches“.Beim Thema Zielgruppe und Service spielt auch das „Community-Management“, wie Reinhard Sigel es nennt, eine wichtige Rolle. Da die Spieler innerhalb der einzelnen Communitys ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Eigenarten mitbringen, gilt es, diese schon beim Organisieren der Events zu berücksichtigen. Wie das erfolgreich zu bewältigen ist, haben Sigel und Hollenbach in ihren 20 Jahren als Spieleveranstalter erkannt. Und sie sind nicht die einzigen, die von dieser Erfahrung profitieren.
Was die Zukunft bringt
Das FUNtainment ist Spieleveranstalter, Zentraleinkäufer eines Interessensverbands sowie „Wohnzimmer“ für seine Community. All diese Aspekte zeigen sich jedoch am wenigsten dort, wo der erste Eindruck entsteht: am POS. Der Münchener Game Store ist zwar in seinen vier Hauptsortimenten gut sortiert, doch planen die Inhaber aktuell den nächsten Schritt. Ein zweiter Verkaufsraum soll bis 2017 im Rückgebäude angemietet werden, um das bestehende Portfolio noch besser zu präsentieren und eventuell Zusatzsortimente zu erschließen. Kinderspiele sind hier z. B. im Gespräch, die eine jüngere Klientel an das Thema Spiele heranführen können.
Und schließlich stehen das laufende und das kommende Geschäftsjahr auch ganz im Zeichen der Digitalisierung. Die Kooperation mit einem eSport-Club zeigt bereits erste Erfolge, und auch in den sozialen Medien wächst die Präsenz der Marke FUNtainment. Ebenso in Arbeit: ein Webshop mit der Option, Artikel zu reservieren und anschließend im Laden abzuholen oder nach Hause liefern zu lassen. Doch egal, wohin die Reise für Reinhard Sigel, Dirk Hollenbach und ihr Team noch gehen mag – im Kern wird es immer um zwei entscheidende Dinge gehen: Fun und Entertainment.