31.01.18 – Gastbeitrag von Robert Schaperjahn
Brettspiel vs. moderne Technik: Digitale Chancen für die Spielebranche
Schon längst haben die digitalen Technologien Einzug in die Welt der Spielwaren gehalten. Mit ihren Auswirkungen setzt sich die Branche aktuell auf der Spielwarenmesse auseinander. Robert Schaperjahn, Spielespezialist bei der Digitalagentur Interlutions, hat die neusten Entwicklungen und ihre Chancen unter die Lupe genommen.
Während man vor einigen Jahren die Zukunft der „heilen“ analogen Spielewelt vor dem Hintergrund des digitalen Wandels überwiegend in dunklen Farben malte, zeichnet sich heute eine äußerst interessante Entwicklung ab. Zum einen vernetzen mehr und mehr Hersteller analoger Spielzeuge ihre Produkte mit der digitalen Welt – und erschließen ihren Kunden so spannende neue Erlebniswelten. Zum anderen stoßen nun auch rein digitale Anbieter in das reale 3D-Leben vor.
Ein erstes Beispiel für diese überraschende Entwicklung stammt aus dem Hause des Interlutions-Kunden Nintendo. Unter dem Namen Nintendo labo bringt der japanische Konzern Ende April dieses Jahres erstmals analoge Erweiterungen seiner Spielekonsole Switch auf den Markt. Konkret handelt es sich dabei um Bastelsets aus Pappe, mit denen Technologie für Kinder zum Beispiel Form einer Angel oder eines Klaviers buchstäblich greifbar wird.
Chance Online-Store – von der Verkaufsplattform zum Spielekosmos
Das macht deutlich: Die Grenzen zwischen „physisch“ und „virtuell“ verschwimmen immer mehr. Nicht nur beim Umgang mit Spielzeugen, sondern auch bei ihrem Verkauf. Gerade hier liegt enormes Potenzial verborgen: Laut einer aktuellen Studie der GFK wird der Online-Umsatz in Deutschland bis 2020 auf 15 % des gesamten Einzelhandelsumsatzes steigen. Das entspricht einem Marktvolumen von über 73 Mrd. Euro.
Um von dieser Entwicklung profitieren zu können, reicht es für Unternehmen der Spielzeugindustrie jedoch nicht aus, einfach nur online präsent zu sein. Vielmehr gilt es die Emotionalität des Spielwareneinkaufs aus dem physischen Geschäft in die digitale Welt zu verlängern. Um das zu erreichen, darf der Shop keine einfache Aneinanderreihung von Produkten und Streichpreisen sein, sondern muss einen Mehrwert bieten.
Das Zauberwort lautet: Storytelling. Aufwändig gestaltete Erlebniswelten „erzählen“ die Geschichte, die man mit den dargestellten Produkten erleben kann. Aus einzelnen Bausteinen wie Fotos, Videos, Sounds und Gamification aber auch ergänzenden Informationen und Bewertungen anderer Kunden entsteht so ein ganzer Kosmos, der den Kunden in seinen Bann zieht und über das Erlebnis im stationären Handel weit hinausgeht.
Nicht zuletzt sollte die technische Plattform auch eine optimale mobile Präsentation und Performance des Shops unterstützen. Denn Smartphones sind schon lange tägliche Begleiter der Konsumenten und liefern eine Fülle an Funktionen, die das digitale Einkaufserlebnis noch spannender machen können. Außerdem surfen gerade Kinder und Jugendliche überwiegend mobil. Auch wenn sie nicht den finalen Kauf tätigen – für die Entscheidung spielen sie jedoch eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Virtual Reality – neue Dimensionen für Shopping und Spiel
Der nächste große Technologie-Trend, der die Nutzung von Online-Stores und Spielwaren schon ab diesem Jahr revolutionieren wird, ist Virtual bzw. Augmented Reality. So kann man sich schon bald über mobile Endgeräte in Online-Shops virtuell umsehen, Produkte räumlich betrachten und auch „anfassen“. Und auch in Kombination mit Spielen entsteht dadurch ein völlig neuer Spaßfaktor – live getestet vom Interlutions-Team, das sich bei der „Star Wars Jedi Challenge“ tapfer im virtuellen Lichtschwerter-Kampf den Gegnern der „Star Wars“ Welt stellte, die plötzlich in unseren Agenturräumen erschienen. Darüber hinaus bieten VR und AR der Spielebranche viele zusätzliche, spannende Anwendungsmöglichkeiten, die von der Produktpräsentation auf Messen bis zur VR-App fürs Smartphone reichen. Und damit eine Welt voller neuer Chancen eröffnen. Freuen wir uns darauf!