28.05.18 – Internationaler Weltspieltag

Interview mit Thomas Zumbühl, Ravensburger

Von Aachen bis Zürich, von Atlanta bis Zakopane – am 28. Mai erinnert der Internationale Weltspieltag daran, wie wertvoll Spielen ist. Spaß am Spiel haben Menschen rund um den Globus. Gibt es im Vergleich einzelner Länder Unterschiede im Spielverhalten? Thomas Zumbühl, Internationaler Produktmanager für Kleinkind-Vorschule und Spiele bei Ravensburger, kennt die Vorlieben.

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Am 28. Mai ist Internationaler Weltspieltag. © Ravensburger

 
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Thomas Zumbühl ist Internationaler Produktmanager für Kleinkind-Vorschule und Spiele bei Ravensburger. © Ravensburger

 

Andere Länder, andere Sitten – gilt das auch für die Kultur des Spielens?

Thomas Zumbühl: Im Massenmarkt gibt es keine großen Unterschiede. Unter den gefragtesten Familienspielen ist z. B. „Das verrückte Labyrinth“ überall vertreten. Es sind immer dieselben Spiele, die in allen Ländern beliebt sind und dort unter die Top 5 kommen.

Und wenn wir die Top 5 verlassen und den gesamten Markt unter die Lupe nehmen, welche kulturellen Unterschiede zwischen den Ländern fallen dann auf?

Thomas Zumbühl: In Deutschland sind etwa Strategiespiele ein ganz großes Thema. Spiele, die eine Dauer von über einer Stunde haben und Spielregeln mit mehr als sechs Seiten. Da ist Deutschland führend.

In Skandinavien sind die Winternächte lang. Sind Strategiespiele mit langer Spieldauer dort auch populär?

Thomas Zumbühl: Die Begeisterung für Strategiespiele ist dort eher verhalten. Aber in Skandinavien fällt auf, dass Produkte zu Buchlizenzen sehr beliebt sind, übrigens ebenso in Deutschland. Bei uns punkten „Der kleine Drache Kokosnuss“, „Der kleine Maulwurf“ oder die Kindersachbuchreihe „Wieso?Weshalb? Warum?“ von Ravensburger. In Skandinavien dominiert Pippi Langstrumpf.

Spielen Südeuropäer auch so viel?

Thomas Zumbühl: In Südeuropa sind Kinderspiele weit verbreitet, reine Erwachsenenspiele gibt es nur wenige. In Italien und Spanien haben zudem Spiele, die auf TV-Shows basieren, einen ganz großen Anteil. In westeuropäischen Ländern wie Frankreich, Deutschland, Holland oder Belgien wird das Spiel als Unterstützung in der Entwicklung des Kindes gesehen. Die Franzosen haben außerdem ein Faible für Quiz-Spiele. Eine Besonderheit, die es in Frankreich gibt: Ein Familienquiz nicht nur mit jeweils einer Frage, sondern einer für Erwachsene und einer für Kinder, so dass man chancengleich gemeinsam spielen kann. In Frankreich ist übrigens auch der Anteil an abstrakten Spielen höher, also Spiele, die nicht thematisch unterlegt sind.

Quizspiele sind doch auch in England sehr beliebt?

Thomas Zumbühl: Ja, das stimmt, aber in England bezieht sich das mehr auf TV-Gameshows. Im anglo-amerikanischen Raum sind Lizenzen etwa von Disney und Co stärker vertreten als anderswo. Sehr beliebt sind dort auch sogenannte Fun Games, haptische Spiele, bei denen auch mal jemand einen nassen Schwamm ins Gesicht bekommt. Das ist typisch für Großbritannien und die USA.

Erleben derzeit nicht auch Strategiespiele einen Aufschwung in den USA?

Thomas Zumbühl: Da ist in den USA ein neuer Markt entstanden, aber es ist nicht der Massenmarkt, sondern eher was für eingefleischte Spieler. Was dennoch auffällt: Die Leute wollen bewusst offline sein. Sie wollen zusammenkommen, Spaß und Freude in den Gesichtern der Mitspieler sehen. Sie nutzen das Spiel als eine Brücke zur Kommunikation. Was aber tatsächlich alle Nationen gemeinsam haben, ist der Spaß und das gemeinsame Erlebnis beim Spielen.