26.09.23 – Interview mit Sandy Lebedev, Denkriesen

„Nachhaltigkeit sollte für alle gleichermaßen gelten“

Auch bei Spielwarenherstellern nimmt das Thema Nachhaltigkeit einen immer höheren Stellenwert ein. Wie das beim Unternehmen Denkriesen ist, erläutert uns die Nachhaltigkeitsbeauftragte Sandy Lebedev.

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Sandy Lebedev © Denkriesen

 

das spielzeug: Sie sind bei Denkriesen als Nachhaltigkeitsbeauftragte zuständig. Was sind da genau Ihre Aufgaben?

Sandy Lebedev: Meine Aufgaben im Unternehmen sind breit gefächert. Das fängt bei den kleineren, banalen Dingen an, wie das Erinnern an die Mülltrennung, bis zur Herstellung von Nachhaltigkeitsflyern für große Kunden. Auch gehört es zu meinen Aufgaben, Verbesserungsvorschläge oder Denkanstöße zu unterbreiten, um einen anderen Blickwinkel auf unsere Verpackungen zu geben.

das spielzeug: Viele Firmen geben aktuell an, besonders nachhaltig zu sein bzw. zu produzieren. Welchen Stellenwert hat das Topic Nachhaltigkeit bei Denkriesen?

Sandy Lebedev: Bei uns hat das Topic einen immer größeren Stellenwert. Mit unserem neuesten Spiel Arschmallows® konnten wir z. B. das erste Spiel mit einem FSC-Zertifikat herstellen. Zudem versuchen wir auch bei bestehenden Artikeln immer wieder Möglichkeiten zu finden, Plastik zu reduzieren und nachhaltiger zu produzieren. Auch für unsere Spieler haben wir durch unsere Spiele, „Denkriesen Planet A – Das nachhaltige Kartenspiel“ und „Denkriesen – Tatort Meer“, das Thema im Repertoire. Wir wollen durch den Spielspaß auch zum Umdenken animieren.

Als moderner und innovativer Spieleverlag haben wir uns zudem entschieden, mit der Initiative „SpielendGutestun“ gemeinsam mehr zu erreichen. Die Spieler genießen die gemeinsame Zeit mit Familie und Freunden. Viele Alltagsprobleme werden weggewischt, wenn eines unserer Denkriesen-Spiele auf den Tisch kommt. Der Gedanke, dass durch Spaß und Lebensfreude nebenbei nachhaltig auch noch gemeinnützige Organisationen und Hilfsbedürftige aller Art indirekt von unserer Community unterstützt werden, hat uns motiviert, „SpielendGutestun“ ins Leben zu rufen. Mit der Initiative haben wir einen Weg gefunden, etwas zurückzugeben und diese Welt ein Stück besser zu machen. Deswegen spenden wir jedes Jahr mindestens 2 % vom Gewinn für gute Zwecke aller Art. Wir spendeten z. B. in der großen „Hörer helfen Kindern Weihnachtssammlung 2021“ 10.000 €, von denen die Hälfte an den Verein Hamburger Kinderwünsche ging. Dieser Verein erfüllt seit 1988 Wünsche von schwerkranken Kindern, damit sie trotz Schmerzen, Ängsten und Tränen die Freude nicht vergessen. Oftmals sind es Wünsche, die nicht mit einem Kauf im Laden erfüllt werden können. Gemeinsam haben wir außerdem 50 Schlafsäcke für die Flüchtlinge aus der Ukraine gespendet.

 

das spielzeug: Auf der Denkriesen-Website ist nachzulesen, dass die Firma sich zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2030 durch Reduzierung des ökologischen Fußabdruckes und darüber hinausgehender Maßnahmen (Kompensation) klimaneutral zu werden. Was genau bedeutet das für die Herstellung Ihrer Produkte? Mit welchen konkreten Maßnahmen soll das erreicht werden?

Sandy Lebedev: Mit der Zusammenarbeit mit Zero Footprint haben wir uns in der Tat dazu entschlossen, am Standort Quickborn klimaneutral zu werden. Hierfür haben wir bereits unterschiedliche Maßnahmen zur Erfüllung unseres Versprechens unternommen. So hat unsere Lagerhalle eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, unser Bürogebäude wurde ebenfalls mit einer Solaranlage bestückt. Damit wollen wir uns eigenständig mit dem benötigten Strom versorgen.

Auch im Versand haben wir bereits Änderungen vorgenommen. So setzten wir bei einem Großteil unsere Pakete bereits Papierklebestreifen ein. Nutzen für unseren Versand das System compact by Design – was bedeutet, dass wir Versandkartons verwenden, die passend zu unseren Produkten sind. Hiermit minimieren wir entstandenen Papier Müll bei den Endverbrauchern. Für das Versenden unserer Ware setzten wir auf DHL Go Green. Zudem sind wir darauf bedacht, den CO2-Ausstoß bei Geschäftsterminen möglichst klein zu halten und keine Flüge zu buchen, sondern auf den Bahnverkehr zu setzen.

 

das spielzeug: Welche Aufgaben kommen da auf Mitarbeiter und Lieferanten zu?

Sandy Lebedev: Wir fordern von unseren Lieferanten immer wieder Langzeitlieferantenerklärungen sowie Produktionskonformitätserklärungen ab. Durch die Einhaltung dieser Dokumente bzw. Normen sowie über Lieferantenbesuche stellen wir sicher, dass unsere Lieferanten unter fairen und sozialen Bedingungen arbeiten. Für unseren Einkauf bedeutet das häufige Anfragen der Dokumente. Zum Glück sind unsere Lieferanten sehr kooperativ. Optimierende Produktionsabläufe zum Einsparen von Plastik sind auch wieder Gesprächsthemen.

 

das spielzeug: Welche Unterstützung wünschen Sie sich eventuell vonseiten der Politik?

Sandy Lebedev: Wir wünschen uns weniger bürokratische Abläufe, um es einfacher zu machen. So haben mehr Betriebe die Möglichkeit, nachhaltiger zu werden. Wir brauchen klare Gesetze, an die sich die komplette Branche zu halten hat. Nachhaltigkeit sollte für alle gleichermaßen gelten, damit die Firmen weiterhin konkurrenzfähig bleiben und niemand einen Nachteil erfährt.

 

das spielzeug: Wie nachhaltig wird sich Ihrer Meinung nach die Spielwarenindustrie in den kommenden zehn Jahren entwickeln?

Sandy Lebedev: Ich denke, dass die komplette Spielwarenindustrie weiter in die Richtung der nachhaltigen Rohstoffe gehen wird. Das ist auch dringend notwendig, denn darauf sind wir alle angewiesen. Wenn wir nicht dafür sorgen, dass nachwachsende Rohstoffe angebaut werden, haben wir alle nicht mehr die Möglichkeit, unser Spiel zu produzieren. Der Wunsch seitens Endverbrauchern wird immer größer, dieser wird ebenfalls dafür sorgen, dass die Branche sich verändern wird.