27.01.25 – Gastbeitrag Ulrich Brobeil
Parkettsicher: Der DVSI als Akteur auf politischer Bühne
Verbände tun sich gemeinhin schwer mit Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit. Für den Deutschen Verband der Spielwarenindustrie e.V. (DVSI) gehört es ins Pflichtenheft, sich an exponierter Stelle zu positionieren. Auf dem Spiel steht: Value of Play.
Dass es sich bei Spielwaren um Kulturgüter handelt, ist in der Branche hinlänglich bekannt. Die Unternehmen fertigen Produkte, die Kinder ins Leben begleiten. Allein bis zur politischen Ebene schien diese Erkenntnis bisher nicht durchgedrungen zu sein. Das ändert sich gerade dank einer Charmeoffensive des DVSI und nimmt in diesen Tagen eine Dynamik an, die sogar DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil nicht für möglich hielt. Immerhin war er es, der den Stein ins Rollen brachte. Brobeil bemüht sich seit Jahren und aus den unterschiedlichsten Beweggründen für seine Mitgliedsunternehmen um Gehör auf politischer Ebene. Schließlich spielt die aktuelle Wertediskussion ihm einen Ball zu. Und Brobeil übernimmt. Das Zauberwort lautet Value of Play. Zunächst handelt es sich um eine Art Selbstanalyse, die im DVSI als Positionspapier niedergeschrieben wird und Spielzeug aus historischer, wissenschaftlicher, pädagogischer, soziologischer und wirtschaftlicher Sicht betrachtet. Involviert sind der Verband, seine Mitglieder, Wissenschaftler, Ludologen und Spielpädagogen. Dem entsprechend vielschichtig ist das Positionspapier angelegt. Der Nebeneffekt: Es zeigt nachdrücklich auf, wie längst überfällig es ist, dass die Spielwarenbranche als 12. Teilmarkt in die Kultur- und Kreativwirtschaft aufgenommen wird.
Über den gesellschaftlichen Wert von Spielwaren
Das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel der Bundesregierung, mit einem Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit sowie einer stärkeren Teilhabe an demokratischen Prozessen die Situation von Kindern zu verbessern, berücksichtigt aus Sicht des DVSI den Value of Play zu wenig. Dazu Ulrich Brobeil: „Wir wünschen uns, dass die Politik diesen Mehrwert stärker betont und wichtige Zeichen setzt.“
Auszüge aus dem Positionspapier Value of Play
Wir verstehen das Leben in der Sprache des Spiels. Kinder spielen sich ins Leben. Durch Spielen erkunden sie intuitiv die in ihnen angelegten Fertigkeiten.
Spielwaren zwischen Kultur und Ware: Die Grundmuster kindlichen Spielverhaltens sind nahezu unverändert geblieben, aber sich ändernde Erziehungsideale, Zeitgeisteinflüsse sowie neue Materialien und Herstellungsformen beeinflussen die Entwicklung der Spielwarenbranche bis heute.
Die ganze Welt im Kinderzimmer: Spielwaren spiegeln die Welt und geben Kindern die Möglichkeit, diese spielerisch zu entdecken und zu erkunden. Das Spektrum der Kategorien reicht von Puppen, Plüsch, Holz- und Konstruktionsspielwaren, Kinder-, Gesellschafts- und Familienspielen, Action- und Sammel-Spielwaren über technische Spielwaren bis hin zu Robotik, Funsport- und Outdoor-Spielwaren.
Spielwaren im Kontext wissenschaftlicher Expertise: Experimentieren und Forschen ist ein zentrales Element beim Spielen. Spielwaren, die Lernen und Entdecken fördern, machen MINT-Fächer für Kinder, v. a. auch für Mädchen, zugänglicher und spannender.
Spielwaren als integratives Element: Integration beginnt beim Spielen. In einer multikulturellen Gesellschaft wirken Spielwaren als verbindendes Element.
Inklusive Spielwaren spiegeln die Vielfalt der realen Welt wider und fördern frühzeitig Akzeptanz, Toleranz und gegenseitiges Verständnis.
Spielwaren stärken die mentale Gesundheit: Höher zu bewerten als volks- und betriebswirtschaftliche Kennziffern ist der immaterielle Mehrwert, den Spielwaren zu einer demokratischen Gesellschaftsform beitragen.
Spielwaren fördern Kreativität: Jedes Spielzeug, sei es ein Bauklotz, eine Puppe oder ein Malset, eröffnet Kindern eine neue Welt. Die Beschäftigung damit fördert Motivation, Kreativität und neue Impulse. Was wie Spaß aussieht, ist in Wirklichkeit tiefes Lernen.
Spielwaren machen fit und schlau: Kinder brauchen Bewegung. Und daran mangelt es angesichts der medialen Überfrachtung des kindlichen Alltags. Die Folge: Diabetes, Asthma, Bluthochdruck oder Adipositas nehmen bereits in jungen Jahren zu. Geeignete Spielwaren helfen, diese Zivilisationskrankheiten bei Kindern zu vermeiden, indem sie ihren natürlichen Bewegungsdrang fördern.