01.06.14
«Wir wollen Botschaften transportieren»
Nach dem plötzlichen Tod von Claus Rothenberger Anfang des Jahres führt sein Bruder Manfred das Traditionsunternehmen Ferbedo in seinem Sinne weiter. Zur Seite steht ihm dabei der erfahrene Vertriebsleiter Malte Harten. Mit welchem Optimismus und Ideenreichtum die Hersteller von Kinderfahrzeugen in die Zukunft steuern, haben wir am Fürther Firmensitz erfahren:
das spielzeug: Herr Rothenberger, Sie mussten im Januar einen schweren Schicksalsschlag verkraften und gleichzeitig in eine neue Materie eintauchen…
Manfred Rothenberger: Es ist eine tragische Situation entstanden. Gemeinsam mit meinem Bruder war ich bereits Mitinhaber von Ferbedo und hatte daher schon immer Einblick in die Firmengeschicke. Aber eigentlich leite ich das Institut für moderne Kunst Nürnberg und bin eher in den Bereichen Kunst, Literatur, Ästhetik und Design unterwegs. Als ich unsere Belegschaft über den Tod meines Bruders informiert habe, sagten mir ihre Gesichter, dass ich ins Geschirr muss – um der Angst um die Zukunft unserer Firma allen Wind aus den Segeln zu nehmen, um Zuversicht zu vermitteln und neue Energie hineinzubringen.
das spielzeug: Trägt dieser Optimismus schon Früchte?
Manfred Rothenberger: Wir haben keinen Einbruch zu verzeichnen und die ersten vier Monate des Jahres mit einem kleinen Umsatzplus gut überstanden. Ich möchte fortführen, was mein Bruder begonnen hat und dazu neues Know-how einbringen. Vor allem im Produktdesign sehe ich Chancen. Ehrlich gesagt, war ich auf der Spielwarenmesse etwas überrascht darüber, wie uniform die Branche ist. Meiner Meinung nach kann sich hier Ferbedo mit geschärftem Profil als David unter den Goliaths positionieren. Unsere Stärken sollen Erfindungsgeist, Ideenreichtum und der Mut, neue Wege zu gehen, sein. Dafür trete ich an.
das spielzeug: Auf welcher Art von Kinderfahrzeugen soll künftig der Fokus liegen?
Malte Harten: Ungefähr 65 bis 70% beträgt bereits die Fremdfertigung für die Automobil-Industrie, wo wir Marktführer sind und aktuell mit Rutschern samt LED-Leuchten punkten. Zudem soll die Marke Ferbedo mit neuen Artikeln vorangetrieben werden. Aktiv sind wir im Rutscher- und Go Kart-Bereich sowie bei den Pedal-Trucks. Hinzu kommt die Janosch-Reihe mit dem Tigerenten-Rutscher und der Frosch-Wippe, die gerade eingeführt wird. Und für die Typisierung der neuen«Fido»-Rutscher-Familie, die seit Mitte Mai auf dem Markt ist, konnten wir gewinnen, den Zeichner der «Lurchi»-Hefte von Salamander.
das spielzeug: Inwiefern wird diese Zusammenarbeit bei den Neuheiten des zweiten Halbjahres fortgesetzt?
Manfred Rothenberger: Für den Herbst ist «Frizzz and Friends» geplant – eine ebenfalls individuell charakterisierte Rutscher-Reihe, die die Lücke zwischen unseren Automobil-Rutschern und der «Fido»-Familie schließen wird. Das Schöne daran: wird für »Frizzz and Friends« eine eigene, liebevoll gezeichnete Comic-Reihe starten – unsere Fahrzeuge werden spannende Abenteuer erleben. Mit unseren Artikeln wollen wir die Fantasie unserer Kinder befeuern und die Welt so zeigen, wie sie ist – in all ihren Facetten.
Malte Harten: Dass nicht immer nur Sonnenschein herrscht, soll sich ebenso in unseren Werbemaßnahmen widerspiegeln. Wir arbeiten gerade an einer neuen Website und einer eigenen «Frizzz»-Welt. Für die Fotos werden wir z.B. mit unseren Rutschern in Kindergärten gehen und authentische Spielsituationen einfangen – das müssen keine gestylten Modelbilder sein.
das spielzeug: Apropos Kindergarten: Führen Sie auch Spielzeugtests direkt bei der relevanten Zielgruppe durch?
Malte Harten: Natürlich testen wir unsere Fahrzeuge regelmäßig in Kindergärten – das ist ganz wichtig, um die Produkte optimal und sicher zur Marktreife zu bringen. Zudem ist für uns die Spielzeugrichtlinie EN71 maßgebend, nach der alle unsere Fahrzeuge hergestellt und geprüft werden. Diesen Punkt werden wir künftig noch stärker unseren Kunden gegenüber deklarieren.
Manfred Rothenberger: Ganz nah dran am Endverbraucher sind wir auch mit unserem Sommerfest, das wir am 28.6. erstmals bei uns im Hof veranstalten – mit Go Kart-Parcours, Werksverkauf und Tombola. Worauf es uns ankommt: Die Kinder stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit. Und wir wollen Botschaften transportieren: Selbst in die Pedale zu treten, ist für Kinder und ihre motorische Entwicklung besser, als auf dem Sofa virtuelle Rennen mit der Spielkonsole zu fahren.
das spielzeug: Welche Außenwirkung hat Ihrer Meinung nach die Treue zum deutschen Standort?
Manfred Rothenberger: Diese Treue wird immer wichtiger. Auf der Spielwarenmesse staunten viele, dass Ferbedo schon seit 1898 existiert und immer noch in der Region produziert. Bei vielen Produkten aus dem asiatischen Raum frage ich mich schon, wie ihr Preis zustande kommt. Hier müssen wir mit der Qualität unserer Produkte, originellem Design und zuverlässigem Kunden-Service gegenhalten. Geiz ist geil, aber nicht alles. Qualität mit Pfiff ist auch geil– und gutes Design sowieso.
das spielzeug: Wie sehen denn Ihre aktuellen Vertriebswege aus?
Malte Harten: Der Fachhandel spielt nach wie vor eine große Rolle, auch wenn der Online-Handel stetig Zuwächse verzeichnet. Die Problematik ist bei den Go Karts ihre Größe und ihr Platzbedarf im Laden. Deswegen hat der Online-Handel hier Vorteile: Der Trend geht zum Drop-Shipping, sprich der Kunde bestellt beim Händler und wir liefern direkt. Mittelfristig wollen wir in allen wichtigen Kinderfahrzeug-Onlineportalen mit unserem Sortiment vertreten sein.
das spielzeug: Damit wächst aber auch der Wettbewerbsdruck, oder?
Manfred Rothenberger: Ein gesunder Wettbewerb ist doch belebend. Im Bereich der Rutscherfahrzeuge hat das «Bobby-Car» einen Gattungsnamen geprägt wie das Tempo-Taschentuch oder der Tesafilm. Wir ziehen vor dieser Erfindung von Ernst Bettag den Hut – stellen aber deswegen das Denken nicht ein, sondern entwickeln eigene Ideen. Ferbedo als Marke wieder fest auf dem Markt zu etablieren, ist unser Ziel. Die Länge der Wegstrecke, die vor uns liegt, ist uns bewusst, aber wir gehen diesen Weg mit Freude und hoher Motivation – auch für meinen Bruder.