25.11.19

Die besten Lösungen zur Warensicherung

Waren im Wert von über 4 Mrd. € wurden im vergangenen Jahr in Deutschland gestohlen – Ladendiebe und Betrüger schreiten dabei immer kreativer und professioneller zur Tat. Doch Händler können vorbeugen. Unser Gastautor Hans-Günther Lemke stellt die wichtigsten Grundlagen rund ums Thema Warensicherung vor.

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Bei der RF-Technik können verschiedene Etikettenarten zum Einsatz kommen. © H.-G. Lemke

 
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Zahlreiche Vorteile bei der Warensicherung bietet die akustomagnetische Technik (AM), im Bild eine AM-Antenenne. © H.-G. Lemke

 
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Neben der fachgerechten und regelmäßigen Schulung der Mitarbeiter ist die Installation einer Warensicherungsanlage eine gute Ergänzung, um Inventurverluste einzudämmen – besonders in Branchen, in denen hochwertige und -preisige Artikel angeboten werden. Zwar wäre es eine naheliegende Lösung, teure Artikel unter Verschluss zu halten, jedoch zeigt die Praxis, dass diese Produkte wesentlich weniger Umsatz generieren. Daneben bringt eine Warensicherungsanlage als weiteren Vorteil eine abschreckende Wirkung mit. Doch welche Systeme gibt es und welche Technik ist am besten? Ein Überblick:

Elektronische Artikelsicherung (Electronic Article Surveillance, EAS)

Auf dem Markt haben sich unterschiedliche EAS-Systeme etabliert, die nach verschiedenen technischen Verfahren arbeiten. Das Funktionsprinzip ist im Grundsatz bei allen gleich: Die Artikel werden durch Spezialetiketten gesichert, die an der Kasse durch das Personal entfernt bzw. deaktiviert werden. Versucht ein Kunde, mit unbezahlter Ware den Laden zu verlassen, wird Alarm ausgelöst. Die Empfangs- bzw. Detektionseinrichtungen sind je nach verwendeter Technik als Schleusensystem mit seitlich angeordneten Detektionsantennen, als Bodensysteme, als Überkopfsysteme oder auch als integrierte Systeme, z. B. in Schaufensterpuppen, anzutreffen. Je nach verwendeter Grundtechnik kommen Hart-, Klebe- und Softetiketten zum Einsatz, die mit einem speziellen Verschluss und Spezialnadeln an der Ware befestigt werden. Das gefahrlose und beschädigungsfreie Entfernen der Sicherungsetiketten vom Produkt ist nur mit speziellen Lösezangen möglich.

In der Praxis haben sich zwei unterschiedliche Basistechnologien für EAS durchgesetzt:

Radio-Frequenz-Technik (RF)

Hierbei wird durch Sende- und Empfangstechnik ein räumlich begrenztes Radiofrequenzfeld erzeugt. Für die Detektion kommen Ein- oder Mehrantennensysteme infrage. Beim Einantennensystem sind Sender und Empfänger kombiniert untergebracht, wodurch sich Ausgänge bis zu einer Durchgangsbreite von 2,40 m absichern lassen. Für größere Durchgangsbreiten müssen getrennte Sende-/und Empfangsantennen montiert werden. Zur Warensicherung können alle gängigen Etikettenarten wie Hart-, Soft- und Papieretiketten genutzt werden, allerdings können metallische Waren mit dieser Technik nicht abgesichert werden, da die Radiowellen eliminiert werden. Die Detektion lässt sich weder durch Körperabschirmung noch durch dicke Taschen vermeiden.

Akustomagnetische Technik (AM)

Bei der akustomagnetischen Technologie senden die Antennen im Ausgangsbereich Ultraschall-Schwingungen aus. Die Hart- bzw. Klebeetiketten enthalten zwei dünne Metallplättchen, die von den Antennen in Eigenschwingungen versetzt werden. Das Sicherungssystem erkennt diese Schwingungen und schlägt Alarm. Mit vertikal installierten Antennen beträgt die maximale Durchgangsbreite ca. 2,40 m, wobei hier aber im Gegensatz zur RS-Technik die Aneinanderreihung mehrerer Systeme für beliebig größere Durchgangsbreiten möglich ist. Mit Bodenantennensystemen können Ausgänge mit beliebiger Breite abgedeckt werden. Weitere Vorteile sind der geringe Installationsaufwand, die gute Auslösequalität sowie relativ kleine bzw. leichte Etiketten. Durch die Beschaffenheit der Etiketten ist diese Technologie nahezu fehlerfrei, ein Risiko stellt jedoch die Druckempfindlichkeit von Papieretiketten dar, da das Schwingungsverhalten unter Druck verändert wird. Mit den kleinen Klebeetiketten können nahezu alle Warenbereiche gesichert werden. Selbst in metallhaltigen Verpackungen löst diese Technologie einen Alarm im EAS System aus.

Die Entscheidung für ein bestimmtes System muss immer abhängig von der Sicherungsaufgabe, der Warengruppe, dem Kosten-/Nutzenaspekt, den betrieblichen und baulichen Gegebenheiten sowie insbesondere von den technischen Anforderungen, die der Händler an das System stellt, getroffen werden. Folgende Kriterien kommen für die Auswahl eines geeigneten EAS-Systems in Betracht:

 - Schleusenbreite (Abstand zwischen den Antennen)

 - Detektionsrate ( Wahrscheinlichkeit der Erkennung des Signals)

 - Fehlalarm (ungewollt ausgelöster Alarm durch Umweltstörungen oder durch andere Objekte)

Tipps für die Praxis

1) Erstellen Sie ein Konzept, das beschreibt, wie Artikel zu sichern sind und wo der Mitarbeiter an der Kasse das Sicherungsetikett entwerten muss. Sprechen Sie für die verschiedenen Warengruppen und Artikel ab, wo die Sicherungsetiketten angebracht werden.

2) Wägen Sie gut ab, welche Art von Etiketten eingesetzt werden soll und achten Sie darauf, diese so anzubringen, dass sie nicht zu leicht zu entdecken und zu entfernen sind.

3) In mehr als 95 % der Fälle sind nicht Diebstähle Ursache für den ausgelösten Alarm, sondern vergessene oder nicht korrekt entwertete Etiketten. Schulen Sie Ihre Mitarbeiter zum Umgang mit „unschuldig alarmauslösenden“ Kunden, aber auch zu dem mit potenziellen Dieben: Wer einen Alarm ausgelöst hat, weil er etwas gestohlen hat, wird im Regelfall versuchen, wegzulaufen. Hier gilt: Eigensicherung statt Warensicherung!

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