09.03.17 – Gastspiel von Christian Krömer
Filialisierung als Wachstumstreiber
Wo geht der Weg im Spielwaren-Einzelhandel hin und wie schafft man es, seinen Betrieb auf Dauer zu erhalten? Genau diesen Fragen stellt sich Fachhändler Christian Krömer in seinem Gastbeitrag und veranschaulicht dabei, wie er sich dank Filialisierung eine Stärkung im Wettbewerb verschafft hat.
Nun gibt es sicher Händler, die an einem Top-Standort, in eigener Immobilie, mit wenig oder ohne Fremdpersonal arbeiten können und für die die Welt in guter Ordnung scheint. Dies ist aber mit Sicherheit eine Ausnahmesituation und in den meisten Fällen lauten die Schlagworte eher „Nachfolgemangel“, „Ertragsrückgang“ und „Verfügbarkeitsproblem“. Meine Eltern haben vor nunmehr 33 Jahren ein Fachgeschäft im oberbayerischen Schrobenhausen eröffnet und viele Jahre mit harter Arbeit gute Ergebnisse erzielt. Doch dies hätte auf Dauer nicht ausgereicht, um den Betrieb in einer Situation, in der Margen immer weiter zurückgingen und sich die Kosten in allen Bereichen erhöht haben, zukunftsfähig zu führen.
Neue Anforderungen und Arbeitsabläufe
Daher gingen wir nach dem Einstieg von meinem Bruder Daniel und mir im Jahr 2004 den Weg der Filialisierung. Eine Filiale war zu diesem Zeitpunkt bereits vorhanden, die nächsten beiden wurden relativ zeitnah eröffnet. Anschließend mussten wir auch im Hintergrund wachsen, um den neuen Anforderungen und Arbeitsabläufen gerecht werden zu können. Wir stellten unsere Warenwirtschaft auf eine vernetzte Lösung um und bildeten die ersten Strukturen in der Führung und Verwaltung. Nach den nächsten Filialeröffnungen kam der Bau eines Zentrallagers und Verwaltungsgebäudes auf uns zu. Und was geschieht, wenn man investiert? Man legt sich selbst einen gewissen Druck auf, sich wieder zu erweitern und größer zu werden. Und was zieht eine erneute Erweiterung nach sich? Der nächste Schritt im Hintergrund. Und so geht es weiter. Jede Vergrößerung in der Fläche hat eine Erweiterung in den Strukturen zur Folge, die dann einen meistens auch wieder zur nächsten Erweiterung treibt. So entsteht Wachstum. Lässt man die internen Erweiterungen weg, wird der Weg irgendwann abrupt vorbei sein, da man den Herausforderungen nicht mehr gerecht werden kann und sich übernimmt.
Vorteile und Probleme
Durch die Zentralisierung von Aufgaben ist es möglich, auf der Fläche und pro Filiale Mitarbeiter einzusparen. Durch größere Abnahmemengen und eine besseren Verhandlungssituation lassen sich Margen erhöhen. Einen weiteren großen Vorteil sehe ich in der schnelleren Verfügbarkeit von Artikeln für den Kunden, durch die Belieferung aus den eigenen Filialen. Welcher Kunde ist es heute schon noch gewohnt zu warten? In Zeiten von Amazon Prime hat sich das Einkaufsverhalten geändert und wir alle sind wesentlich ungeduldiger geworden. Wie kann man einem Kunden noch erklären, dass er zwar den Artikel online heute bestellen kann und ihn morgen hat, wir Händler aber zum Teil wochenlang auf dieselben Sachen warten müssen, da wir über die Lieferanten nicht alles über Nacht beziehen können. Hier sind wir wirklich froh, dass wir nicht auf einen Dritten angewiesen sind. Mit 20 Standorten erreichen wir zudem viel schneller die erforderlichen Mindestbestellgrenzen als mit nur einem Geschäft.
Natürlich muss auch klar sein, dass es mit der Filialisierung schwieriger wird, die Qualität auf der Fläche zu erhalten. Wenn man mehrere Standorte betreibt, kann man nicht überall sein und muss daher Aufgaben übertragen. Manchmal fehlt jedoch leider das persönliche Engagement der Mitarbeiter in den Filialen. Ein weiteres Problem ist, dass sich das Sortiment nicht auf jede einzelne Filiale individuell zuschneiden lässt.
Trotzalledem: Die Filialisierung eines Fachgeschäfts ist ein Weg mit vielen Herausforderungen, welcher nicht immer leicht, aber mit Sicherheit spannend ist und mit dem richtigen Tempo zum Erfolg führen kann. Wir haben versucht, an den richtigen Stellschrauben zu drehen und uns damit im Markt eine gute Position erarbeitet. Wo der Weg für uns noch hingehen wird, lässt sich nur schwer vorhersagen – wichtig für uns ist aber, dass wir wissen, dass es für uns noch lange weitergehen wird.