01.03.14 – Vedes
Von Synergien profitieren
Zu ihrem 110. Geburtstag hat sich die Vedes, mit Sitz in Nürnberg, gut aufgestellt. Durch die Übernahme von Hoffmann Spielwaren und der Toy Company avanciert die Verbundgruppe zu einem der führenden Großhandelspartner in der Spielwarenbranche.
Wir haben uns mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Thomas Märtz über den aktuellen Stand der Dinge unterhalten.
Das spielzeug: Durch die Übernahme des operativen Großhandelsgeschäftes von Hoffmann Spielwaren in Lotte und der Toy Company in Hongkong avanciert die Vedes zu einem der führenden Großhandelspartner in der Spielwarenbranche. Welche Chancen sehen Sie für Ihr Unternehmen durch den erfolgten Kauf?
Dr. Thomas Märtz: Wir sind nun einer der führenden Großhandelspartner im europäischen Spielwarenmarkt. Damit wollen wir eine ganzheitliche Branchenlösung schaffen, anhand derer wir den gesamten Spielwarenhandel aus einer Hand bedienen können. Dabei werden wir noch effizienter und bedarfsgerechter agieren als bisher – zum Wohle unserer Mitglieder und Kunden.
Das spielzeug: Welchen unmittelbaren Synergieeffekt ergeben sich für kleine und mittelständische Händler von der geschaffenen Großhandelsstruktur?
Dr. Thomas Märtz: Durch die Zusammenführung bündeln wir Marktkraft, sichern den günstigen Warenbezug aus Fernost und gewährleisten eine rasche, bedarfsgerechte und kostengünstige Warenversorgung am Point of Sale.
Das spielzeug: Kritische Stimmen sprechen bei der Übernahme von einer «abenteuerlichen Rechnung», die durch die Anleihe entstanden ist. Es sei zu befürchten, dass sich die Kostenstruktur mit negativen Folgen erhöht. Wie entgegnen Sie diesen Vorwürfen?
Dr. Thomas Märtz: Die Chance für diese Akquisition hat sich für uns relativ kurzfristig Ende des vergangenen Jahres ergeben. Den finanziellen Spielraum dafür hat uns die emittierte Anleihe i.H.v. 12 Mio. € gegeben – und zwar schneller und effizienter als es mit einer traditionellen Bankenfinanzierung möglich gewesen wäre. Ich möchte an dieser Stelle auch nochmals betonen, dass die gesamte Transaktion im Wege eines sogenannten «Asset Deals» durchgeführt wurde, d.h. wir haben keine Schulden übernommen. Die erworbenen Warenbestände sind damit frei von Rechten Dritter, d.h. es bestehen keine Lieferantenverbindlichkeiten mehr. Sämtliche Valuten wurden von Hoffmann vorfällig bezahlt.
Das spielzeug: Werden künftig auch andere Verbände in gewohnter Weise Zugriff auf das Hoffmann-Sortiment erhalten?
Dr. Thomas Märtz: Selbstverständlich, daran ändert sich überhaupt nichts! Unabhängig von der Verbandszugehörigkeit unserer Kunden haben wir eine zukunftsfähige Großhandelsplattform für den gesamten Spielwarenhandel geschaffen, um Kunden und Mitglieder bei der Bewältigung der Herausforderungen eines sich wandelnden Marktes bestmöglich zu unterstützen.
Das spielzeug: Bleiben künftig alle drei Standorte (Nürnberg, Lotte und Hongkong) in ihrer vollen Größe erhalten oder planen Sie eventuelle personelle Einsparungen?
Dr. Thomas Märtz: Für Prognosen dieser Art ist es noch viel zu früh. Wir nehmen uns die Zeit, alle Prozesse und Strukturen in Lotte und Hongkong kennenzulernen und werden dann zum gegebenen Zeitpunkt gemeinsam mit den Gremien zukunftsfähige bzw. sinnvolle Entscheidungen treffen.
Das spielzeug: Werden die neuen Standorte zentral von Nürnberg aus gesteuert oder behält jeder Standort seine eigene Unabhängigkeit?
Dr. Thomas Märtz: Selbstverständlich können die beiden Standorte nicht vollkommen unabhängig voneinander agieren, sondern müssen in enger Abstimmung zusammenarbeiten. Letztendlich geht es doch darum, sinnvolle Synergieeffekte zu schaffen und davon zu profitieren.
Das spielzeug: Welches sind Ihre nächsten strategisch geplanten Schritte? Müssen sich die Handelspartner auf Veränderungen einstellen?
Dr. Thomas Märtz: Wie schon gesagt, ist es zum aktuellen Zeitpunkt noch viel zu früh, um über Veränderungen zu sprechen. Das wäre alles Spekulation und daran beteilige ich mich nicht. Ich möchte vielmehr Sachlichkeit in die ganze Diskussion bringen. Deswegen mein deutliches Signal: Wir werden die unternehmerisch notwendigen Maßnahmen ergreifen, um das Projekt erfolgreich umzusetzen.
Das spielzeug: Eine abschließende Frage zur Nachfolgeproblematik, die auch vor den Vedes-Anschlusshäusern nicht haltmacht – mit welchen Maßnahmen wirken Sie dem entgegen?
Dr. Thomas Märtz: Mit unserem Vedes-Juniorenclub setzen wir uns ganz aktiv für den Nachwuchs ein. Dieses Netzwerk erfreut sich größter Beliebtheit, da es eine gemeinsame Plattform für den fachlichen und persönlichen Austausch bietet. Mit diversen Weiterbildungs- und Strategie-Workshops, Store-Checks, Studienreisen und Lieferantenbesuchen leiten wir zentralseitig kontinuierlich zahlreiche Maßnahmen ein, um die nächste Generation für den Spielwarenhandel zu begeistern und fit für die Zukunft als Einzelhändler zu machen.
Das spielzeug: Vielen herzlichen Dank für dieses Interview.